Interview

„Ich wollte nicht mehr so am Konstrukt Dick Brave festhalten“

Rockabilly oder Pop? Singer-Songwriter Sasha will sich nicht festlegen

01.11.2015 | 01.11.2015, 21:09
Apropos neue Platte: Mit ihrem aktuellen Album "The One" stehen Sie wieder als Sasha auf der Bühne. Vorher waren Sie noch als kanadische Kunstfigur Dick Brave unterwegs. Wie kam es zu dieser Rückkehr?
Sasha:
Es kein bestimmter Zeitpunkt oder ein Tag, an dem ich entschieden habe, dass ich jetzt erstmal wieder als Sasha Musik machen werde. Ich habe ursprünglich ein Dick-Brave-Album schreiben wollen und wollte ihn zum ersten Mal auch zu einem schreibenden Künstler machen. Dick Brave and the Backbeats haben ja vorher sehr viel mehr gecovert als eigene Songs produziert. Ich wollte den Spieß einfach mal ein bisschen umdrehen und habe dann ganz viel mit der Band und Schreibern an moderneren Songs für Dick Brave gearbeitet.

Dieser Plan ist scheinbar nicht ganz aufgegangen...
Sasha:
Ich habe beim Produzieren gemerkt, dass ich etwas vermisse. Dass ich immer mehr in eine andere Richtung gehe und gar nicht mehr so fest an diesem Konstrukt Dick Brave festhalten wollte. Dick Brave hat ja gewisse Soundvorgaben. Das hat mir irgendwie bei einigen Songs, die ich geschrieben habe, nicht gereicht. Und dann wurde mir klar: Das sind eigentlich Sasha-Songs. Über drei Monate habe ich mich sehr schwer getan, eine Entscheidung zu fällen, weil wir schon über ein Jahr an den Songs gearbeitet hatten. Aber irgendwann musste ich meinem Bauchgefühl nachgeben.

Switchen Sie gerne zwischen den beiden Künstlerfiguren und den Musikstilen von Dick Brave und Sasha?
Sasha:
Ja, natürlich. Ich sage mal so: 50er-Jahre Rock'n'Roll unterscheidet sich schon stark von der Musik, die ich als Sasha mache. Das sollen auch zwei verschiedene Paar Schuhe bleiben. Ich mag es aber auch generell, mich unter dem Deckmantel der Popmusik richtig auszuleben. Da gibt es so viele Möglichkeiten. Auf den letzten Sasha-Alben habe ich das auch schon immer versucht, allerdings habe ich jedes Album unter ein gewisses Dogma gestellt. Bei "Open Water" war ich sehr von britischen Bands und Britpop infiziert und wollte auch so klingen. Und auf dem Album danach habe ich gesagt: "Ach, ich möchte gerne ein akustisches Album machen."

Auf dem neuen Album sind aber neben Pop zum Beispiel auch Reggae, Soul oder eine Ballade abei. Können Sie sich nicht so richtig festlegen?
Sasha:
Bei diesem Album habe ich mir mal ganz bewusst gar keine Vorgaben gegeben. Ich habe mir gesagt: "Lass laufen und schau, was passiert. Dann nehmen wir einfach die Lieblingssongs und packen sie zusammen auf eine Platte."

Gibt es überhaupt eine Musikrichtung, die Ihnen so gar nicht liegt?
Sasha: So bösen Metal könnte ich nicht. Das ist nämlich echt schlecht für die Stimme (lacht). Bis auf einige Stücke tue ich mich auch mit Opern und Arien schwer. Aber ich würde grundsätzlich niemals nie sagen. Ein Projekt mit einem Hip-Hopper angehen oder mal mit einem DJ einen Dance- oder Housetrack zu machen, darauf hätte ich richtig Bock. So etwas bringt einen doch nur weiter. Sich ein bisschen auszuprobieren und einfach schauen, wo die Grenzen liegen. Das ist eine super Sache!

Sie scheinen sich immer noch für Neues in der Musik begeistern zu können. Kann das Singen nach so vielen Jahren noch Leidenschaft sein?
Sasha:
Absolut! Nicht nur das Singen, sondern das Musikmachen insgesamt. Ich glaube, das mit dem Singen kann ich mittlerweile ganz okay. Seitdem ich Musik und auch Platten mache, habe ich mich immer kreativ irgendwie involviert. Mittlerweile entspringt auch alles aus eigener Feder. Ich kann mir die Leute selbst aussuchen, mit denen ich zusammenarbeiten möchte. Das ist ein Privileg, auf das ich extrem stolz bin. Ich konnte mir etwas erarbeiten, was ich auch heute noch gerne tue.