Kultur

Verfilmung "Bob der Streuner": Interview mit Katzenhalter James Bowen

Erfolgsautor James Bowen über die Verfilmung seines Buchs „Bob, der Streuner“

Luke Treadaway als James und Kater Bob in dem Film "Bob, der Streuner". | © picture alliance /Concorde/dpa

14.01.2017 | 14.01.2017, 19:30

Bielefeld. Als Autor des Bestsellers „Bob, der Streuner" wurde der britische Straßenmusiker James Bowen über Nacht bekannt. Inzwischen ist die Geschichte seiner wundersamen Begegnung mit Kater Bob, der ihm den Ausstieg aus der Drogenkarriere ebnete, verfilmt worden - und seit dem 12. Januar in den Kinos zu sehen. Ein Gespräch.

Mr. Bowen, willkommen zurück in Deutschland.
James Bowen: Es ist schön, zurück zu sein. Ich war vor ein paar Monaten hier im Urlaub. In einer U-Bahn-Station habe ich gesehen, dass ihr hier Bücher im Snackautomaten verkauft. Das fand ich sehr interessant. Die Deutschen sind so nett, auch zu Bob. Als ich wegen einer Signierstunde in Berlin war, begegnete ich einer Schulklasse. Die Kids fingen sofort an „Bob!" zu rufen. Sie fragten mich, ob es wirklich der echte Bob sei. Sie kannten ihn alle, weil sie „Bob, der Streuner" im Englischunterricht gelesen hatten. Ich empfinde es als ziemliche Ehre, dass mein Buch hier zum Lehrstoff gehört.

Mann mit Katze: Der britische Schriftsteller James Bowen und sein Kater Bob. - © dpa
Mann mit Katze: Der britische Schriftsteller James Bowen und sein Kater Bob. | © dpa

Hat es Sie berührt, Ihre Geschichte zum ersten Mal auf der großen Leinwand zu sehen?
Bowen:
Was man auf die Leinwand gezaubert hat, ist wirklich erstaunlich. Es ist die Vision der Filmemacher. Sie basiert auf einem Drehbuch, das sich an das Buch anlehnt. Ich finde den Film wundervoll. Er hat mich zum Lachen gebracht und er ließ mich an den richtigen Stellen weinen. Ich hoffe, er wird anderen Menschen auch so viel Freude machen wie mir.

Inwiefern wurde Ihre Geschichte verändert?
Bowen:
Es ist alles meine Geschichte. Aber natürlich müssen Filmemacher immer einige Dinge anpassen. So entspricht meine Wohnung im Film nicht der tatsächlichen. Alle wichtigen Elemente des ersten Buches finden sich im Film wieder und auch einige des zweiten Buches.

War es Ihnen wichtig, dass Ihre Geschichte nicht zu einem kitschigen Disney-Film verarbeitet werden wurde?
Bowen:
Absolut, ja. Besonders in der Entgiftungsszene haben wir keine Mätzchen im „Trainspotting"-Stil. Es wurden surreale Szenarien diskutiert, aber ich habe sie alle abgelehnt. Es war mir wichtig, dass man den Kampf ganz real sieht, dem man sich stellen muss, um die letzte Hürde einer Sucht zu überwinden. Ich hatte immer ein großes Mitspracherecht, was für einen Autor ungewöhnlich ist, dessen Buch adaptiert wird.

Stand von Anfang an fest, dass Bob sich selbst spielen würde?
Bowen:
Nein, das war nie der Plan. Zu Drehbeginn hatte man sieben Katzen, die aus Vancouver eingeflogen wurden. Es sollte eine Szene gedreht werden, in der Luke in einer Fußgängerzone in Covent Garden Gitarre spielt. Roger, der Regisseur, wollte gern sehen, was der echte Bob in dieser Situation machen würde. Wir holten Bob aus dem Wohnwagen und er platzierte sich vor Luke. Bob lag also auf einer Jacke und als es „Action!" hieß, kamen die Komparsen vorbei, die die Passanten spielten. Einige warfen Münzen und Bob blickte ihnen mit seiner „Danke sehr!"-Geste hinterher. Rogers Gesicht verriet, dass er nicht glauben konnte, was er da sah. Die Produzenten meinten, dass Bob sich zumindest in den Großaufnahmen selbst spielen müsse.

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Sie selbst wollten sich aber nicht spielen?
Bowen:
Nein, das könnte ich nie. Schauspieler sind äußerst engagiert und harte Arbeiter. Ich muss Lukes Darstellung größte Anerkennung zollen.

War es seltsam, dass man Ihnen Aufmerksamkeit schenkten, als Bob bei Ihnen war?
Bowen: Ja, schon. Natürlich war es keine Absicht, dass eine Katze meine Lebensumstände ändern würde. Bob hat einfach beschlossen, mich zu begleiten. Bob hat mir eine Stimme gegeben, zum ersten Mal wollte man meine Geschichte hören. Bob hat mich adoptiert.

Information
Der Titel „Bob, der Streuner" mag nach einem Kinderfilm klingen, aber die Geschichte dahinter ist sehr ernst.
Mehrfach hatte der Londoner Straßenmusiker James Bowen den Weg aus der Drogensucht gesucht und war stets rückfällig geworden. Es war ein zugelaufener Kater, der das Leben des heute 37-jährigen für immer verändern sollte.

Das Tier begleitete Bowen auf Schritt und Tritt, sorgte bei seinen Straßenkonzerten für Aufmerksamkeit und gab ihm die Kraft zum Entzug.

James Bowens Buch über seine Erlebnisse avancierte zum weltweiten Bestseller und wurde im Juni 2013 auch Spitzenreiter der Spiegel-Bestsellerliste.

Bond-Regisseur Roger Spottiswoode hat die Story mit Luke Treadaway („Unbroken") in der menschlichen Hauptrolle verfilmt. Der Film ist jetzt in den Kinos zu sehen.

Ist es nicht traurig, dass die Leute sich erst für den Menschen interessieren, wenn ein niedliches Tier involviert ist?
Bowen: Ich verstehe, dass man das so sehen kann. Aber Bob und ich haben auch den Verkauf der Straßenzeitung „Big Issue" angekurbelt. Die meisten Obdachlosen schlafen tagsüber, weil es nachts zu gefährlich ist. Bob und ich waren tagsüber da und wir haben viele Probleme zur Sprache bringen können. Ja, das süße Tier hat die Tür geöffnet. Aber es wurde auch zum Fürsprecher, wenn es um Drogensucht, Analphabetismus, Obdachlosigkeit und Tierschutz ging.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Bob beschreiben?
Bowen:
Wir sind Seelenverwandte, definitiv. Er hat mein Leben gerettet. Als er in mein Leben trat, hat sich alles aufgehellt. Ich glaube, dass wir uns so gut verstehen, weil wir beide eine heftige Vorgeschichte haben. Katzen sind sehr einzigartige Geschöpfe. Sie spüren Dinge an Menschen, die Menschen an Menschen nicht wahrnehmen können.