
4.100 Zuschauer | © HALLE
Halle. Verdis "Nabucco" begeistert seit jeher das Publikum. Man muss kein eingefleischter Opern-Gänger sein, um sich von dem hochdramatischen Bühnengeschehen mitreißen zu lassen. Und obwohl die 1842 uraufgeführte Oper, die Verdis Weltruhm begründete, in Halle bereits zum dritten Mal gespielt wurde, zog "Nabucco" auch in diesem Jahr wieder stolze 4.100 Besucher an, die dank des außergewöhnlichen Vermögens sämtlicher engagierter Künstler schnell in den Bann des unvermindert faszinierenden Meisterwerks gezogen wurden.
Wie nur wenige Opern vermag "Nabucco" Sinn zu stiften und Hoffnungen, die zeitlos sind. Zum einen, dass Menschen - auch die hochmütigsten unter ihnen - belehrbar und bekehrbar sind; zum anderen, dass Völker, die wirklich gemeinschaftlich danach streben, eines Tages frei sein werden. Und wer mag in diesen Tagen der sogenannten "Arabellion" da nicht auch an die Kämpfenden in Syrien und Libyen denken.
Ein Werk wie "Nabucco", das von den kunstvoll komponierten Wechseln von Sologesang und Chorpartien lebt, kann seine volle strahlende Wirkung nur dann entfalten, wenn Chor und Orchester perfekt zusammenarbeiten sowie die Hauptrollen mit außergewöhnlichen Stimmen besetzt worden sind.
Alles das traf bei der in italienischer Sprache gehaltenen Aufführung in Halle zu, die sich in puncto Kulissen und Kostüme eher bescheiden gab, dafür umso überzeugender war, was den musikalischen Anspruch betraf. Nachdem zu Beginn des zweiten Aktes das störende Stadion-Licht ausgeschaltet wurde, vergaß man auch bald, dass man gar nicht in einem "echten" Opernhaus saß.
Das international renommierte Orchester der Staatsoper Prag spielte unter Hilary Griffiths' leidenschaftlichem Dirigat höchst konzentriert und zugleich mit dem notwendigen inneren Nachdruck. Und der Chor der Budapester Staatsoper agierte mit solch beeindruckender Natürlichkeit, dass seinen Einsätzen selbst in den intensivsten Momenten jegliches falsches Pathos fern war. Während die Solistinnen und Solisten der Mailänder Scala und der Arena di Verona wie Tenor Orfeo Zanetti in der Rolle des Ismael und Bassist Riccardo Ferrari als Zacharias schlicht eine große Klasse für sich waren.
Was dem Opernabend aber seine besondere Güte verlieh, waren ohne Zweifel die alles überragenden Stimmen des Nabucco, der von Ambrogio Maestri gesungen wurde, sowie der Abigail, der Caroline Whisnant einen Ausdruck verlieh, den man so schnell nicht vergessen wird. Ihr raumgreifendes Triumphgeheul und ihre unglücklichen Klagen ging unter die Haut. Am Ende gab es verdienten langanhaltenden Applaus.