Hannover (dpa). "Terry Hoax" ist zurück. Die Band aus Hannover war einst Liebling des Musikkanals MTV und Anfang der 90er Jahre eine der vielversprechendsten deutschen Rockbands. Dann löste sich die Gruppe 1996 auf, zwölf Jahre lang herrschte Funkstille. Jetzt, mit über 40, lockt die Lust auf Lärm die Hannoveraner um Frontmann Oliver Perau wieder auf die Bühne.
Mit Perau, Marcus und Martin Wichary sowie Hachy M. Hachmeister sind bis auf Armin Treptau alle Bandmitglieder von damals wieder mit dabei. Verstärkt hat sich die Band mit Gitarrist Jenzzz Gallmeyer und mit Kai Schiering am Bass.
Auf den guten alten Terry-Hoax-Sound ("Policy Of Truth", "Live All") ist auch heute Verlass. Druckvoller Gitarren-Rock gibt auf der neuen CD "Band Of The Day" den Ton an. Oliver Perau, heute mehr Entertainer denn bloß Sänger, besorgt mit seiner charismatischen Stimme den Rest. Neu ist die sympathische Leichtigkeit, die mit den Tönen zum alten und neuen Publikum schwappt.
"Wir sind gelassener geworden", beschreibt Oliver Perau den Unterschied von damals zu heute. Gitarrist Martin Wichary ergänzt: "Es ist ideal, um aus dem Alltag rauszukommen und noch mal richtig auszuflippen."
Den Druck, mit der Musik Geld verdienen zu müssen, gibt es heute bei Terry Hoax nicht mehr: Marcus Wichary tauscht den Zahnarztkittel mit einem Shirt, bevor es auf die Bühne geht. Sein Bruder Martin, der tagsüber in der Buchhaltung eines Reiseunternehmens Anzug trägt ("ohne Schlips"), hat ebenfalls Ersatzklamotten im Gepäck. Perau – als Juliano Rossi inzwischen anerkannter Jazz- und Swing- Sänger – genießt den Rollentausch. "Es ist ja nicht so, dass mir nichts gefehlt hätte nach dem Aus von Terry Hoax – das andere Publikum und der Krach." Außerdem: "Früher, das war ernsthafter Spaß. Heute wollen wir uns und das Publikum unterhalten."
Das Kriegsbeil ist längst begraben, vergessen die Zeit Mitte der 90er Jahre, als die Band sich nicht einig war, wie es musikalisch weitergehen sollte und daran zerbrach. "So harmonisch wie jetzt habe ich uns nicht in Erinnerung", meint Perau. "Terry Hoax hat sich früher gerade so getragen. Wir hatten nach dem Bruch keine Zeit, sauer aufeinander zu sein, weil wir sofort schauen mussten, wovon wir leben sollen", erinnert sich Wichary. Das enge Korsett durch Beruf und Familien stützt die Band-Harmonie heute eher: "Zum Streiten haben wir gar keine Zeit", sagt Wichary.
Als Vorband von "Raemonn"erobert sich Terry Hoax derzeit neues Publikum. Die Fans vor den Terry-Hoax-Bühnen werden wieder mehr, hat Perau festgestellt. "Wir wären auch enttäuscht, wenn die jungen Leute uns nicht sehen wollten", gibt er zu. Nach dem Reamonn-Support folgt eine eigene Deutschlandtour im November und Dezember. 2011 soll es wieder ins Studio gehen für die nächste CD.
Das klingt ja schon fast nach Profi-Band? Perau winkt ab. Das Musikbusiness sei zu hart, er würde "den Jungs" nicht raten, wieder voll einzusteigen. Und ganz scheint es so, dass gerade der Charakter der "extrem professionellen Hobbyband" (Perau) Terry Hoax die richtige Ausstrahlung gibt, um sich die Branche neu zu erobern.
´ Konzert als Vorband von Raemonn am Sonntag, 29. August, 19 Uhr, Gerry Weber Stadion Halle.