Berlin. Mutterseelenallein und recht langsam bewegt sich auf der Kinoleinwand eine Frau auf den Zuschauer zu. Als sie näherkommt, erkennt man, dass sie mit einem Reisigbesen die Wüste fegt. Nein, diese Dame ist nicht der nächstgelegenen Psychiatrie entfleucht. Es handelt sich vielmehr um die gebürtige Dresdnerin Maria Reiche (Devrim Lingnau Islamoglu), die in der peruanischen Nasca-Wüste überdimensionale Scharrbilder freilegt und damit als Branchenfremde in die Geschichte der Archäologie eingehen wird.
Die 1930er-Jahre. Maria unterrichtet in Lima vertretungsweise Mathematik und lebt mit der US-Amerikanerin Amy (Olivia Ross) zusammen. Die junge Frau hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden. Die Briefe ihrer Mutter, die ihr Kind als „den Fehler ihres Lebens“ bezeichnet und keine Ahnung hat, was die Tochter in der Ferne sucht, bescheren ihr zusätzlich Kopfzerbrechen. Eines Tages lernt Maria, die sich gern dem Partygetümmel entzieht, den französischen Archäologen Paul D’Harcourt (Guillaume Gallienne) kennen. Dessen Sprache beherrscht sie ebenso fließend wie Deutsch, Englisch und Spanisch. Der Wissenschaftler berichtet vom Nachlass eines deutschen Forschers, der sich für seine eigene Arbeit als sehr wichtig erweisen könnte.
Und er bittet Maria, dessen Schriften zu übersetzen. Furchtlos begibt sich diese ins peruanische Hinterland. Sie lernt Pauls Crew kennen und ist von der Natur und den Einheimischen sehr angetan. Eigentlich ist Paul in der Wüste auf der Suche nach alten Bewässerungssystemen. Maria aber entdeckt vor Ort riesige Scharrbilder, vor ewigen Zeiten in den Boden eingearbeitet und eigentlich nur aus der Luft vollumfänglich zu erkennen: einen Affen, eine Spinne und vieles mehr. Eine wissenschaftliche Sensation, der sich Maria fortan bis zur Selbstaufopferung verschreibt. Wenn es ihr nicht gelingt, die Kunde von der Bedeutung ihrer Funde in die Welt zu tragen, werden die Artefakte vernichtet und der Boden bewirtschaftet werden.
Damien Dorsaz erlaubt sich einige biografische Modifikationen, aber die Eckdaten sind akkurat. Der Filmemacher setzt Maria Reiche endlich das Denkmal, das sie verdient und auf Augenhöhe mit Tutanchamun-Entdecker Howard Carter oder Troja-Forscher Heinrich Schliemann hebt. Und Schauspielerin Devrim Lingnau Islamoglu zeigt, dass man sie keinesfalls auf ihre freilich exzellent gespielte Rolle der Elisabeth von Österreich-Ungarn in der Serie „Die Kaiserin“ reduzieren darf.