Interview

Die Höhner im Interview: „Wir sind Botschafter des Frohsinns“

Für Karnevalisten und Jecken beginnt am 11.11. wieder die närrische Zeit. Sicher werden dann wieder Lieder der Stimmungsband Höhner erklingen. Die haben mit Patrick Lück (45) übrigens einen neuen Sänger, der die Tradition der Höhner mit der Moderne verknüpfen möchte.

10.11.2024 | 10.11.2024, 12:45

Herr Lück, in wenigen Tag beginnt wieder Karneval – sind Sie aufgeregt?

PATRICK LÜCK: Bei uns hat der Karneval bereits begonnen, denn wir hatten schon Ende Oktober die ersten Auftritte (lacht). Das ist nicht ungewöhnlich, aber diesmal waren es draußen 20 Grad und die Sonne schien – was irgendwie seltsam und zugleich witzig war. Und ja natürlich, wir fiebern schon sehr dem 11.11. entgegen, wo dann offiziell der Startschuss für die nächste Session fällt.

Welche Bedeutung hat denn Karneval für Sie?

Karneval ist die Wurzel und seit 52 Jahren das Fundament der Höhner. Wenn man sich überlegt, dass die Jungs früher in Hühnerkostümen für Furore sorgten und dass diese Tradition – jetzt ohne Hühnerkostüme! – nach so langer Zeit noch immer fortgesetzt wird, dann ist sie Session natürlich immer etwas ganz Besonderes. Diesmal ist sie übrigens relativ lang, so dass wir um die 200 Auftritte haben werden. In dieser Zeit werden wir mit unserer Musik wieder sehr viele Menschen erreichen und jeden Tag lachende und feiernde Gesichter sehen. Das wird schön, ich freu mich drauf.

Wird in anderen Regionen eigentlich anders Karneval gefeiert als in Köln oder ist das Geschehen überall gleich?

Das kann ich nicht beurteilen. Wir als Band jedenfalls bringen das kölsche Gefühl mit, denn wir sind Botschafter des Frohsinns. Deswegen kommen die Leute ja auch zu uns, weil sie diese Musik und diese kölsche Sprache, die ein ganz besonderes Gefühl vermittelt, hören und mitfeiern wollen. Überall wo wir auftauchen, haben die Leute Spaß, egal ob in Köln oder anderswo. Erst neulich haben wir in München auf dem Oktoberfest gespielt, und da wird genauso laut „Viva Colonia“ gesungen wie in Kölle.

Welchen Höhner-Hit empfehlen Sie für eine standesgemäße Karnevals-Party?

Wenn ich zwei empfehlen darf: Damit man den Spagat zwischen dem Neuen und der Tradition hinkriegt, natürlich „Viva Colonia“, das mittlerweile in acht Sprachen übersetzt wurde und „Die Prinzessin“. Das Lied ist ebenfalls ein deutschlandweiter Hit geworden, welchen man überall, wo Karneval, Fastnacht oder Fasching gefeiert wird, mitsingt.

Trotzdem verstehen sich die Höhner nicht als typische Karnevalsband, oder? Sie agieren ja eher genreübergreifend.

Wenn man das „Gesamtpaket Höhner“ betrachtet, wäre Karnevalsband tatsächlich zu kurz gefasst. Wir haben ja nicht nur zu Karneval, sondern das gesamte Jahr über unglaublich viel zu tun. Die Rock-’n’-Roll-Zirkus-Vorstellungen laufen ja auch noch, oder unsere Höhner Classic mit großem Orchester und demnächst beginnt auch wieder die Weihnachtstour mit 22 Auftritten. Wir bedienen also nicht nur Karneval, sondern ganz unterschiedliche Genres, wo auch mal eine Ballade gespielt wird oder in Liedern politische Themen angesprochen werden.

Die Höhner gibt es seit 1972, also vier Jahre länger als Sie auf der Welt sind – waren Sie schon als Kind Fan oder sind die an Ihnen vorbeigegangen?

Vorbeigegangen auf gar keinen Fall, als Fan hätte ich mich aber damals nicht bezeichnet. Meine erste Berührung mit den Höhnern war das Lied „Das schönste Mädchen vom Westerwald“. Ich bin ja im Westerwald aufgewachsen und konnte das Lied als Teenager auch auf Papas Gitarre spielen. Das habe ich hin und wieder bei Familienfesten oder bei Freunden zum Besten gegeben und es war immer ein Kracher und Lacher, weil der Text so lustig ist. Wichtig für mich waren aber auch BAP und ihr Album „X für ’e U“, durch das ich mein Interesse an der „kölschen Sproch“ entdeckte.

„Ich trete in meine eigenen Fußstapfen, denn alles andere wäre fatal.“

Was unterscheidet die Höhner eigentlich von anderen kölschen Stimmungs-Bands wie den Bläck Fööss oder Brings?

In den vergangenen 52 Jahren haben die Höhner sich und die Fans immer wieder positiv überrascht. Es sind ja nicht nur der Karneval oder das Zirkus-Projekt und die „Classic“ mit dem Sinfonieorchester – letztere gibt es übrigens bereits seit über 30 Jahren – sondern die deutschlandweite Aufmerksamkeit durch die vielen deutschen Titel, die die Band bisher veröffentlicht hat, wie „Wenn nicht jetzt wann dann“, der Höhner-Song zur Handwall-WM 2007, oder „Steh auf mach laut“ zur Fußball-WM. Die Höhner sind, wie eben schon mal angesprochen, ein Gesamtpaket, welches das ganze Jahr über unterschiedliche Zielgruppen bedient und sich musikalisch nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen lässt, weil wir immer wieder etwas neues probieren, egal ob Rock, Pop, Samba- oder Funky-Rhythmen.

Die Höhner gibt es ja längst nicht mehr in der ursprünglichen Besetzung und Sie wiederum sind der jüngste Nachwuchs und ersetzen Sänger Henning Krautmacher. Welche Qualifikation braucht es, um bei den Höhnern als Frontmann anheuern zu können?

Zuallererst muss man natürlich singen können und man muss, wenn man kein „native speaker“ ist wie ich oder wie auch Henning Krautmacher keiner war, die kölsche Sproch verinnerlichen. Dazu muss man jetzt nicht die Ursprache fließend können, aber man sollte sich schon bemühen, da reinzuwachsen. Bei den Höhnern geht es darum, die Tradition der Band und das Moderne miteinander zu verbinden. Um diesen Spagat zu erfüllen, muss man diese spezielle Höhner-DNA haben, die man entwickelt, wenn man in dieser Familie, die jetzt 52 Jahre alt ist, aufgenommen wird. Dazu muss man auch noch authentisch sein. Das ist es schließlich, was diese Band ausmacht: Nicht das darzustellen, was man nicht ist, sondern das auf der Bühne wiederzugeben, was man liebt und tut.

Was machen Sie anders als Ihr Vorgänger?

Das müssen andere beurteilen. Es kommt immer wieder die Frage mit den großen Fußstapfen auf, in die man tritt. Aber das tue ich nicht, ich trete in meine eigenen Fußstapfen, denn alles andere wäre fatal. Würde ich versuchen, Henning Krautmacher zu kopieren, würde das nicht funktionieren, denn es wäre unglaubwürdig. Was ich mache ist, mich den Gegebenheiten in der Band anzupassen und die eröffnet viele Möglichkeiten. Durch die vielen Projekte der Band kann man sich als Künstler unglaublich kreativ ausleben. Man ist Produzent, Sänger, Komponist, Texter und kann, wenn man gelernter Banker ist wie ich, auch geschäftlich Ideen und Wissen mit einbringen.

Die Höhner gehen auf die 60 zu – haben Sie sich als Band Ziele gesetzt?

Ja. Wir sind in einer relativ jungen Kombo zusammen und möchten die Authentizität, die Frische und die Energie, die wir gerade in dieser neuen Konstellation haben, weiter fortsetzen. Wir möchten die nächsten zehn Jahre weiterhin so erfolgreich gestalten können wie es die Höhner bisher immer taten – vielleicht noch mit dem ein oder anderen Hit. Und natürlich, dass wir die 60, vielleicht auch die 70 und sogar die 80 erreichen können. Vielleicht nicht mehr mit uns als Musiker, aber vielleicht mit unseren Kindern, die dann die Höhner-Songs live spielen.

Über die Band

Die Höhner sind eine Kölner Musikgruppe, die sich 1972 mit Janus Fröhlich, Rolf Lessenich, Walter Pelzer und Peter Werner unter dem Namen „Ne Höhnerhoff“ gegründet hat. Damals waren sie für Auftritte in Hühnerkostümen während der Karnevalszeit bekannt. Ein paar Jahre später entschied sich die Gruppe für einen Wechsel des Bandnamens auf „De Höhner“ (kölsch für „Die Hühner“). Im Laufe der Jahre trennte man sich nicht nur von Bandmitgliedern, sondern auch vom „De“ . In den 80er Jahren unterzeichnete die Band einen Plattenvertrag und die Ära von Henning Krautmachers als Frontmann begann, den seit 2021 Patrick Lück ersetzt. Seit 2000 sind die Höhner auch mit dem Circus Roncalli im Rahmen der „Höhner Rockin’ Roncalli Show“ auf Tour. Weitere Projekte der Band sind die „Höhner Classic“ und die „Höhner Weihnacht“.

Höhner 11+11 – Live-Tour 2025

Donnerstag, 9. Oktober 2025, 20 Uhr, Luise-Albertz-Halle, Oberhausen;

Freitag, 10.Oktober 2025, 20 Uhr, Theater am Aegi, Hannover;

Freitag, 24. Oktober 2025, 20 Uhr, Forum Velbert, Velbert;

Karten (ab 47,40 Euro ): NW und hier