Interview

„Was wirklich zählt, ist unsichtbar“

Seit mehr als 25 Jahren berührt der österreichische Schlagersänger Nik P. („Ein Stern“) mit seinen Liedern die Herzen seines Publikums. Im Herbst geht der 62-Jährige auf Tournee.

Lieder mit Haltung und schönen Melodien: Dafür ist der Österreicher Nik P. bekannt. | © Christian Barz

15.06.2024 | 15.06.2024, 12:11

Nik, Ihr neues Album heißt „Was wirklich zählt“. Wie kamen Sie auf diesen Titel?

NIK P.: In Zeiten wie diesen macht man sich viele Gedanken, wie die Zukunft aussehen könnte. Man lenkt alle Aktionen, Gedanken und Tätigkeiten in diese Richtung. Dabei vergessen wir ab und zu, dass wir auch hier sind, um zu leben, um jetzt die Zeit zu genießen. Glücklich zu sein, rauszugehen, Spaß zu haben – das sind doch die Dinge, die das Leben ausmachen. Diese Botschaft wollte ich vermitteln, denn viele verlieren ein bisschen diesen Weg. Es ist wichtig, für sich zu leben, für sich da zu sein, für seine Freunde und die Familie. Man sollte nicht zu sehr in diese Gedanken abdriften, was morgen oder übermorgen sein könnte, sondern sich wieder mehr darauf fokussieren, was wirklich zählt im Leben und was uns glücklich macht.

Was zählt für Sie wirklich?

Meine Familie und meine Freunde sind für mich der Rückhalt im Leben. Wenn es Dir gut geht, hast Du Spaß mit Deinen Freunden und der Familie, und wenn es Dir schlecht geht, ist jemand da, an den Du Dich anlehnen kannst, mit dem Du sprechen kannst. Jemand, der wieder Mut macht, wenn es nicht so läuft. Füreinander da zu sein, bedeutet mir sehr viel. Es ist wichtig, dass man kein Einzelgänger wird und versucht, alles selbst zu meistern, sondern dass man sich gegenüber vertrauten Menschen öffnet. Und natürlich versuche ich auch, den Moment zu leben und zu genießen. Was wirklich zählt, ist unsichtbar. Man kann es nicht kaufen, nicht sehen – so singe ich es in dem Lied, und so ist es auch.

Das Album zeichnet sich durch viele empathische Songs mit starken Botschaften aus. Man spürt jede Menge Power in den Songs. Woher nehmen Sie die?

Es ist das Leben selbst, der Weg, den ich seit vielen Jahren gehe, der mir die Kraft gibt. Ich stehe schon immer mit beiden Beinen im Leben. Ich habe versucht, aus mir etwas zu machen, meine Talente freizulassen. Ich packe die Dinge an, und wenn sie dann nicht dorthin führen, wo ich gerne wäre, dann möchte ich sagen können, ich habe es zumindest versucht. Die Power des Lebens ist, dass man mit offenem Blick in die Welt schaut und versucht, die guten Dinge zu erkennen, zu sehen und zu spüren, damit man nicht zu sehr in eine negative Stimmung kommt. Die aktuelle Situation in der Welt ist nicht einfach, die macht auch ein wenig Angst. Man kann daran aber nichts ändern, sondern nur hoffen, und für sich selbst schauen, dass man die eigene Power nicht verliert. Man muss nach vorne blicken, und sein eigenes Leben im Fokus behalten.

Inwieweit geben Ihnen Ihre Fans Power?

Meine Fans geben mir sehr viel Power. Wenn man im Leben etwas macht, das andere Menschen begeistert, dann ist das etwas Schönes. Ich mache Musik, weil es mir Spaß macht, weil es mein Leben ist. Ich sitze im Studio und arbeite an Songs, an Texten und versuche, etwas zu schaffen. Ich gebe mein Denken, meine Gefühle – alles hinein. Wenn ich dann auf der Bühne stehe, ist es schön zu erleben, dass meine Fans mir das abnehmen und ich es durch den Applaus reflektiert bekomme. Ich freue mich, wenn viele Fans zu den Konzerten kommen und mit mir bei den Autogrammstunden sprechen und mir aus ihrem Leben erzählen.

„Es ist nicht meine Absicht, nur die heile Welt zu präsentieren.“

Waren Sie schon immer ein Star zum Anfassen?

Es ist mir sehr wichtig, die Nähe zu meinen Fans zu spüren und sie auch kennenzulernen. Ich bin niemand, der sein Ding auf der Bühne macht und sich dann versteckt oder sagt: „Lass mich in Ruhe.“ Der war ich nie. Nur durch den direkten Kontakt kann ich die Sorgen und die Freude, die Menschen in sich tragen, erkennen und auch auf der Bühne reflektieren. Es ist ein großes Miteinander.

Auf dem neuen Album klingen Sie zeitweise etwas rauer als gewohnt. Wollen Sie eine andere Facette von sich zeigen?

Ich habe immer schon eine Vielseitigkeit in meinen Arrangements und Liedern dargestellt, weil das Leben eben auch vielseitig und nicht immer geradlinig ist. Und so haben auch meine Musik und meine Texte Ecken und Kanten. Ich möchte, dass man das auf dem Album spürt, dass manchmal rauere Stimmen angebracht sind, um etwas klar auszudrücken. Es ist nicht meine Absicht, nur die heile Welt zu präsentieren, die im Schlager sehr beliebt und gefordert wird. Ich möchte auch Botschaften weitergeben und Dinge anregen. Ich bin immer aus dem etwas schlageresken Klischee ausgebrochen, um zu zeigen, dass auch der Schlager ernste Texte und eine ernste Musik verträgt.

„Ein Stern, der deinen Namen trägt“ darf nicht fehlen auf dem Album. Mehr als 25 Jahre sind seitdem vergangen. Was verdanken Sie diesem Lied?

Ich verdanke diesem Lied alles. Es hat so viele Menschen im Herzen erreicht, und wenn ich auf die Bühne gehe, dann warten die Leute auch heute noch immer auf diesen Song. „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ ist mein Lebenslied gewesen und wird es immer bleiben. Auch noch nach 25 Jahren hat der Song eine große Aktualität und ist so in den Köpfen der Menschen, egal, ob jung oder alt. Jeder kennt dieses Lied. Ich kann gar nicht sagen, dass ich das gewollt habe. Ich habe einfach ein Lied geschrieben, wo ich dachte, das ist ein schöner Song mit einer schönen Botschaft. Dass es solch einen Anklang bei den Fans finden würde, hat mich selbst überrascht. Ich bin sehr glücklich darüber, dass mir das gelungen ist. Ich glaube, jeder Künstler wünscht sich so einen Hit und mir ist es tatsächlich passiert.

War das im Rückblick Ihre schönste Zeit als Künstler nach diesem großen Erfolg?

Was meine Karriere angeht, würde ich unbedingt sagen: Ja, das war meine schönste Zeit. Der „Stern“ ging so durch die Decke, DJ Ötzi und ich waren international nominiert und haben 2008 den „Echo“ für den erfolgreichsten „Schlager-Hit des Jahres 2007 bekommen. Es waren Weltstars wie Rihanna und Justin Timberlake nominiert, Herbert Grönemeyer war dabei. Das war ein unvergesslicher Abend, als wir diesen Preis gewonnen haben. Es war für mich Gänsehaut pur, als ich auf der Bühne gestanden und den Preis entgegengenommen habe. Welcher Schlagerkünstler hat einen erfolgreichsten Song international in Deutschland? Das war für mich unfassbar und eine großartige Zeit. Aber es hat auch danach viele schöne Zeiten gegeben.

Welches Ihrer neuen Lieder berührt Sie am meisten?

Es gibt Songs, von denen ich sage, die sind mir besonders gut gelungen. Einer davon ist „Mein Himmel bist du“. Es war das Hochzeitslied für meine Frau Karin. Ich habe es für sie geschrieben, auf unserer Hochzeit gesungen und dazu Gitarre gespielt.

Wie hat Karin reagiert?

Sie war zu Tränen gerührt. In dem Lied steckt alles drin, was mir wichtig war und was ich ihr unbedingt sagen wollte. Das war für uns beide ein ganz besonders emotionaler Moment.

Sie sind zum vierten Mal verheiratet. Was macht Sie so sicher, dass es dieses Mal für immer ist?

Man kann sich nie sicher sein in einer Beziehung. Aber das sind Entscheidungen, die man für sich selbst treffen muss. Ich habe jemanden an meiner Seite, dem ich vollkommen vertraue. Jemand, der sich auch nichts anderes wünscht, als dass wir uns irgendwann alt und grau die Hand reichen und zurückschauen können auf tolle Erlebnisse, die wir miteinander gehabt haben. Es gibt immer gute, und schlechte Zeiten. Aber da muss man durch. Ich habe noch immer keine Zweifel, dass es halten könnte – vielleicht sogar das ganze Leben. Trotzdem kann man nicht sicher sein, und das kann ich ruhigen Gewissens sagen, weil ich meine Erfahrungen gemacht habe. Es können eben immer Dinge passieren, die von heute auf morgen alles verändern können. Davor ist niemand gefeit.

Über den Künstler

Nik P., bürgerlich Nikolaus Presnik, ist am 6. April 1962 im österreichischen Friesach geboren. Im deutschsprachigen Raum berühmt wurde er im Jahr 2007 mit seinem Lied „Ein Stern“. Den Song schrieb er bereits 1998, richtig durch die Decke ging er aber erst durch die Coverversion, die Nik P. gemeinsam mit DJ Ötzi singt. Nik P. ist in vierter Ehe verheiratet und hat vier Kinder. Seine beiden ältesten Töchter Stefanie und Sabrina stammen aus ersten Ehe. Die 35-jährige Stefanie hat Nik P. bereits zum Großvater gemacht. Aus zweiter Ehe mit Gabriela Martin (2012 bis 2017) stammt Sohn Niklas, seine zweite Frau brachte außerdem Tochter Lisa mit.

Nik P. live in Deutschland

Samstag, 5. Oktober, 20 Uhr, Sputnikhalle, Münster;Mittwoch, 16. Oktober, 20 Uhr, Matrix, Bochum;Donnerstag, 17. Oktober, 20 Uhr, Essigfabrik, Köln;:Karten (ab 55,70 Euro) gibt es hier.