Netflixserie "Barbaren" erzählt ziemlich frei die Geschichte der Varusschlacht

Bielefeld. Blut, eine Dreiecksgeschichte und Dialoge auf Latein - das zeigt grob zusammengefasst die am 23. Oktober bei Netflix startende Serie "Barbaren". Ausgerechnet eine Geschichte, die wohl jeder Ostwestfale und Lipper kennt, hat Netflix jetzt auserkoren, zu der ersten deutschen Historienserie des Streamingdienstes zu werden. Das Detmolder Herrmannsdenkmal erinnert die Region unablässig an die legendäre Schlacht zwischen germanischen Stämmen und der römischen Legion im Teutoburger Wald vor mehr als 2.000 Jahren. Der Cheruskerfürst Arminius, an den das Denkmal erinnern soll, wird in der sechsteiligen Serie von dem Österreicher Laurence Rupp gespielt. Der Statue nicht unähnlich, trägt er zumeist einen Umhang, eine enge Hose und einen Brustpanzer - mit eingearbeitetem Sixpack. Bewaffnet ist er ebenfalls mit einem Schwert. Nur der Flügelhelm fehlt. "Barbaren" erinnert optisch an "Vikings" Etwas ausgefallener sind die Kostüme der anderen beiden Hauptdarsteller. Kleidung und Frisuren von David Schütter, der den einfachen germanischen Krieger Folkwin spielt, und Jeanne Goursaud, die Thusnelda, die Tochter eines cheruskischen Fürsten verkörpert, wirken, als hätte sich der Stylist bei der Serie "Vikings" inspiriert. Eine Verbindung zu der kanadisch-irische Fernsehserie, über den Wikinger Ragnar Lothbrok, gibt es übrigens tatsächlich: Der Regisseurs Steve Saint Leger hat in den letzten zwei Folgen von "Barbaren" Regie geführt und zuvor schon in Folgen mit Kampfhandlungen in "Vikings". Römer und Barbaren sind so schon optisch einfach zu unterscheiden. Eine weitere Unterscheidung ist, dass die Römer zumeist Latein sprechen. Eine Tatsache, die zwar historisch korrekt sein mag und die tatsächlichen Sprachbarrieren zeigen soll, die den Zuschauer, der nicht fließend Latein spricht, aber über lange Strecken hinweg zwingt, die deutschen Untertitel mitzulesen. Das, was gesprochen wird, ist dabei, bis auf einige vernuschelte Sätze von Rupp, so klar zu verstehen, dass es wirkt, wie nachträglich eingesprochen. Hintergrundgeräusche wie das Knacken eines Lagerfeuers oder eine feiernde Menge sind dagegen sehr leise. Macher erklären, warum sich die Germanen zusammengetan haben Wenn man aber darüber hinwegsieht und sich an die Charaktere gewöhnt hat, ist die Serie das, was ihre Macher wollten: Eine Erklärung, warum sich die einzelnen Germanenstämme gegen die mächtigen Römer zusammengeschlossen haben. Denn die Quellenlage über die Sicht der Germanen ist spärlich. "Diese Geschichte wurde von den Verlierern aufgeschrieben und das auch erst hundert Jahre nach dem Ereignis", sagte Autor Andreas Heckmann in einem Interview. "Für die Erzählung ist dies ein Vorteil, weil man mehr Freiheiten bekommt. Ein Nachteil ist aber, dass man sich immer wieder fragen muss, wie es wirklich war und wie man es nun am besten erzählt." Und so erzählen Heckmann und seine Kollegen Arne Nolting und Jan Martin Scharf (übrigens auch die Köpfe hinter der mehrfach ausgezeichneten Fernsehserie "Club der roten Bänder") die Varusschlacht aus Sicht der drei Kindheitsfreunde Arminius, Folkwin und Thusnelda, die zur alles entscheidenden Kraft im Kampf gegen die römische Übermacht werden. Und warum haben sich nun die zerstrittenen Germanenstämme verbündet und sind in die Schlacht gezogen? Aus den verschiedensten Gründen: "Wir kämpfen für die Liebe. Wir kämpfen für die Ehre. Wir kämpfen für den Ruhm. Wir kämpfen für unsere Freiheit. Manche kämpfen für ihre Kinder. Und wieder andere für ihre Götter", erklärt Rupp als Arminius in einem Voice-over während der Schlacht in der letzten Folge. Eine Antwort aber bleiben uns die Serienmacher schuldig: Der Historikerstreit um den wahren Kampfplatz bleibt weiter unbeantwortet. Lediglich ein Römerlager an der Lippe wird namentlich erwähnt. Historisch interessierte Zuschauer und Fans der Serie "Vikings" werden sicher ihren Spaß an der Serie haben - und sei es nur, um Vergleiche zu ziehen.

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