Mainz. ZDF-Chefredakteur Peter Frey will den AfD-Politiker Björn Höcke nicht mehr als Gast in den Talkshows seines Senders sehen. In einem Zeit-Interview verneinte er die Frage, ob der thüringische AfD-Chef noch ein geeigneter Gast in Talkshows sei. Wer bei der Landtagswahl im Oktober Höcke gewählt habe, habe "bewusst rechtsextrem" gewählt, sagte Frey.
"Wir Medien haben niemanden zu erziehen", so der Chefredakteur. "Aber wir müssen zeigen, wo die Grenzen demokratischer Gesinnung verlaufen." Im September hatte sich Frey bereits dafür gerechtfertigt, dass der Sender ein Interview mit Höcke vorzeitig beendet hatte. Der Politiker gehört zum rechtsnationalen "Flügel" der AfD. Ein Gericht erklärte es im Kontext einer Demonstration für zulässig, Höcke als "Faschisten" zu bezeichnen.
Schon in der Vergangenheit hat ARD-Moderator Frank Plasberg betont, er wolle AfD-Politiker Alexander Gauland nicht mehr in seine Sendung "hart aber fair" einladen. Gauland hatte zuvor den Nationalsozialismus verharmlost und ihn als "Vogelschiss" in der deutschen Geschichte bezeichnet.
Dabei sind deutsche Talkshows schon häufiger in Diskussionen geraten. Gründe sind oftmals die ausgewählten Gäste. Auch zu den Wahlen in Sachsen und Brandenburg hatte es Kritik am ZDF gegeben: Der Sender sei zu zurückhaltend mit der AfD umgegangen.
Frey: Deutsche Journalisten nicht zu links
Die immer wiederkehrende Unterstellung, Journalismus in Deutschland habe einen rot-grünen Einschlag, kann Frey laut der Zeit nicht verstehen. "Ich sehe das beim ZDF nicht." Der ZDF-Chefredakteur betont deutlich: "Es stimmt einfach nicht, dass konservative Positionen auf unserem Sender keinen Platz haben."
Doch Frey benennt in dem Interview auch Probleme des Senders. Man sei zu alt geworden, sowohl beim Publikum als auch beim Personal. Außerdem sei man nicht divers genug. Zudem gebe es nicht genügend Führungskräfte mit ostdeutschem Hintergrund.
Frey äußerte sich außerdem zu der Kritik, das ZDF würde zu wenige Gäste mit Migrationshintergrund in seinen Talkshows haben. "Leider kriegen wir nicht alle Ga?ste mit Migrationshintergrund, die wir gern ha?tten. Manche schlagen unsere Einladung aus, weil sie nach Auftritten schon viele Anfeindungen erlebt haben. Ich finde das besorgniserregend."
Mit Material der dpa.