Kultur

Alibis, Motive und Lügen ohne Ende

Zehnter Fall für Marc Hagen: Der Bielefelder Jurist und Schriftsteller Andreas Hoppert schreibt in seiner Freizeit Kriminalromane. Auch der neue Fall des Ermittlers und Anwalts birgt manche Überraschung

Zehntes Buch: Autor Andreas Hoppert. Foto: Maria Frickenstein | © Maria Frickenstein

20.03.2018 | 20.03.2018, 06:00

Vor drei Jahren beendete der „Zahlenmörder“ nicht nur die Aktivitäten des Anwaltes Marc Hagen, sondern eröffnete auch dem Kriminalautor Andreas Hoppert eine Pause. In dieser Zeit heiratete der hauptberufliche Jurist, zog als Bielefelder Urgestein nach Detmold. Dort ist er inzwischen seit 28 Jahren als Richter am Sozialgericht tätig.

„Ich schreibe nur, wenn ich Lust habe“, sagt Andreas Hoppert über seine Freiheit des Schreibens. Nach dem letzten spannenden Fall seines Protagonisten Marc Hagen, der auch ein bisschen ein Alter Ego des Schriftstellers sei, legte der Kriminalschriftsteller eine Pause ein. Marc Hagen hatte zudem seine Kanzlei verloren, denn der Zahlenmörder bescherte dem Anwalt und Ermittler ein abruptes Ende seiner Karriere.

Immer liegt ein Blatt Papier und ein Stift neben seinem Bett

Aber bereits Ende 2016 stellten sich bei Hoppert neue Ideen ein. Dazu passte, dass der Autor von der Vogeluhr gehört hatte, nach der jeder Singvogel in einer bestimmten zeitlichen Abfolge am frühen Morgen singt. „Ich wusste lange nicht, wie ich die Vogeluhr literarisch verwerten kann“, sagt der Kriminalautor. Aber dann ist es soweit. Anfang 2017 entstehen die ersten Sätze.

Marc Hagen erhält einen Anruf und soll als Strafverteidiger einen mutmaßlichen Mörder vertreten. „Ein eindeutiger Fall“, so der Titel des Romans, scheint es nur auf den ersten Blick zu sein. Anfangs konnte er sich gar nicht vorstellen, dass aus dieser Idee ein rund 320 Seiten starker Roman werden sollte.

Zum Schreiben seiner Krimis zieht der 54-Jährige sich gern an seinen Schreibtisch ins Detmolder Dachgeschoss zurück, meist am Wochenende. Immer liegt ein Blatt Papier und ein Stift neben seinem Bett. Gute Ideen kommen ihm oft kurz vor dem Einschlafen oder nach dem Erwachen und werden sogleich notiert.

Die Ermordete entpuppt sich nicht gerade als brave Tochter

„Der Anfang stand schnell fest“, erzählt Hoppert. Man hört, dass Rainer Höller seine Tochter Monja umgebracht haben soll. Hagen kennt ihre Mutter, eine glücklose Jugendliebe. Im Roman baut der Autor hier Rückblenden ein, und vielleicht ist es die frühere Verliebtheit, die Marc Hagen zunächst für den Fall einnimmt. Allmählich entpuppt sich „Ein eindeutiger Fall“ (Grafit Verlag) als eine durchweg komplexe Angelegenheit. Hoppert schreibt gegen jedwede Schwarzweißmalerei an. Motive gibt es reichlich. Im Spiel mit Erwartungen, mit richtigen und falschen Schlussfolgerungen entstehen die besten Fährten. Einige entpuppen sich als Irrtum, andere entwickeln sich unvermittelt zu einer neuen Spur.

Dazu wird viel geflunkert, gelogen, verschwiegen und arglistig getäuscht. Die Ermordete entpuppt sich nicht gerade als brave Tochter und legt es darauf an, Konflikte mit dem Freund der Mutter zu inszenieren. Selbst Marc Hagen kann gut lügen, wenn es der Wahrheit dient und seine Tochter Lizzy versucht einiges, um Zeugen Wahres zu entlocken. Zudem gibt es jede Menge falsche Alibis und mehr als ein Geständnis, zunächst jedoch nicht für den Mord.

„Die Lösung soll möglichst überraschend sein“, sagt Hoppert. Diese Art der spannenden Zuspitzung bis zur letzten Seite beherrscht der Kriminalschriftsteller. Kein Wunder, dass die Lektüre auf dem Weg dahin bis zur letzten Seite spannend bleibt. Obwohl der Fall für die Polizei doch so eindeutig war. Doch zwischen dem ersten Schein und der Wahrheit liegt oft ein breiter tiefer Graben.

Andreas Hoppert: „Ein eindeutiger Fall“, 320 S., Dortmund 2018, Grafit Verlag, 12 Euro.