Kultur

Sorge um „Wege durch das Land“ nach Eklat um Fördergelder

Förderung: Gesellschafter beraten auf außerordentlicher Versammlung über die Zukunft des Literatur- und Musikfests, das keine Landesmittel mehr erhalten soll und 217.000 Euro zurückzahlen muss

Künstlerische Leiterin: Brigitte Labs-Ehlert hat das Literaturbüro wie auch das Festival „Wege durch das Land“ begründet. | © Lennart Krause

Stefan Brams
06.02.2016 | 06.02.2016, 17:00

Bielefeld/Detmold. Es ist in der Region unumstritten: Das Literatur- und Musikfest „Wege durch das Land" (WddL) sowie das Literaturbüro OWL leisten eine hervorragende Arbeit. Dass beiden Einrichtungen womöglich das Aus droht, weil das Kulturministerium NRW wegen „erheblicher Verstöße gegen die Vergabeordnung des Landes" Fördergelder zurückfordert (217.000 Euro) und die Förderung für 2016 in einer Gesamthöhe von rund 300.000 Euro ablehnt, sorgt für Unruhe und treibt den Verantwortlichen Sorgenfalten auf die Stirn.

Wie es nun weitergeht mit dem bedrohten Festival, darüber werden die Kreise Gütersloh, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn, die Stadt Bielefeld sowie der Landesverband Lippe als Gesellschafter der gemeinnützigen GmbH in einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung beraten. Das sagte Udo Witthaus, Bielefelds Kulturdezernent und stellvertretender Vorsitzender der gGmbH, gestern auf Nachfrage. Ansonsten hielt sich Witthaus mit Bewertungen zurück. „Wir müssen uns erst ein genaues Bild machen. Dann werden wir entscheiden, wie es weitergeht", betonte er. Für Zukunftsprognosen sei es noch zu früh.

"Wir brauchen zunächst einen Überblick"

Auch in den Kreisen Paderborn und Minden-Lübbecke wollen die Verantwortlichen erst den Prüfbericht abwarten und sich dann auf der Gesellschafterversammlung einen Überblick verschaffen.

Jan Fokken, Leiter des Referats Presse, Kultur und Archiv, der für den Kreis Gütersloh stellvertretend in der Gesellschafterversammlung des Kulturfestivals sitzt, betonte indes: „Der Kreis Gütersloh bekennt sich grundsätzlich zu ,Wege durch das Land’." Über das weitere Vorgehen werden sich Landrat und Kreisdirektorin mit den anderen Gesellschaftern abstimmen. „Wir brauchen zunächst einen Überblick."

Der Kreis Gütersloh war im vergangenen Jahr Auftakt-Ort für das 1999 von der Leiterin des Literaturbüros, Brigitte Labs-Ehlert, begründete Festival. Von Mai bis August 2015 waren an 23 verschiedenen Orten in ganz OWL 36 Veranstaltungen mit mehr als 200 Künstlern aus 20 Nationen zu erleben. 10.000 Besucher kamen. Es ist dieses Konzept, ganz OWL zu bespielen, und es sind die großen Namen, die für die bundesweite Ausstrahlung des Festivals sorgen.

Aus diesem Grund betont Landrat Friedhelm Spieker (Kreis Höxter) denn auch: „Das Literatur- und Musikfestival ,Wege durch das Land’ hat bundesweit eine außerordentliche Anziehungskraft. Dank der ambitionierten Arbeit des Literaturbüros ist Ostwestfalen-Lippe eine Größe auf der Landkarte der Kultur. Das Land muss alles daran setzen, dies zu erhalten."

Seitens des Landesverbands Lippe sagte dessen Vorsteherin Anke Peithmann im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass das künstlerisch und auch kulturpolitisch in die Region und darüber hinausstrahlende Format weiter bestehen wird – mit welcher Förderung auch immer."

Zunächst aber gelte es, sich den Sachverhalt jetzt genau anzuschauen, „bevor irgendetwas in Frage gestellt wird". Sie schätze die künstlerische Arbeit von Frau Labs-Ehlert „außerordentlich". Das Gesagte gelte analog für das Literaturbüro. Dort ist der Landesverband ebenfalls Mitglied.

Wie es beim Literaturbüro selber weiter geht, darüber berät dessen Vorstand am nächsten Donnerstag. „Wir werden uns das alles sehr genau anschauen und dann Perspektiven erarbeiten, wie wir den Verein für die Zukunft aufstellen können", betont der stellvertretende Vorsitzende des Literaturbüros und Intendant des Landestheaters Kay Metzger. Der darauf hofft, in Gesprächen mit dem Land doch tragfähige Lösungen zu finden, um die Zukunft der so wichtigen Einrichtung zu sichern.