Statistik der Woche

Lohn in Ostwestfalen-Lippe liegt unter NRW-Durchschnitt

Paderborner gelten als Spitzenverdiener der Region

Unterschied: In OWL unterscheiden sich der Durchschnittslohn der einzelnen Kreise zum Teil deutlich. | © dpa

Thomas Klüter
13.06.2016 | 14.06.2016, 06:13

Bielefeld. Mit 2.700 Euro durchschnittlichem Bruttomonatsverdienst pro Vollzeitbeschäftigtem liegt der Kreis Höxter deutlich unter dem durchschnittlichen Einkommen in gesamt Nordrhein-Westfalen. Trotz der angeblichen wirtschaftlichen Stärke Ostwestfalen-Lippes, zum Beispiel durch die Möbelindustrie, durch Maschinenbau, Industrieelektronik und Bekleidungsindustrie, gibt es nur einen Kreis in der Region, in dem Arbeitnehmer überdurchschnittlich verdienen. Die Paderborner liegen mit 3.600 Euro über dem NRW-Durchschnitt von 3.570 Euro. Die Relation zwischen dem durschnittlichen Bruttomonatsverdienst und dem gesetzlich festgelegten Mindestlohn gibt Aufschluss darüber, wie stark die Auswirkung des Mindestlohns im regionalen Vergleich ist.

Benachteiligung von Frauen
Im Jahr 2015 fiel der „Gender-Pay-Gap", also der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern auf Bundesebene um 1 Prozentpunkt geringer aus als in den Vorjahren. Laut Statistischem Bundesamt verdienten Frauen mit einem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von 16,20 Euro 21 Prozent weniger als Männer mit 20,59 Euro. Deutliche Unterschiede bestehen zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern. So betrug 2015 der Verdienstunterschied in den neuen Ländern 8 Prozent, während er im früheren Bundesgebiet bei 23 Prozent lag.

Im Laufe der Zeit
Ende der 1940er Jahre betrug der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Vollzeitbeschäftigten im früheren Bundesgebiet erstmals mehr als 100 Euro. Ende der 1970er Jahre hatte der Verdienst bereits die 1.000 Euro-Grenze überschritten. Im Jahr 2015 verdiente ein Vollzeitbeschäftigter im Durchschnitt mehr als 3.700 Euro. In den neuen Ländern wurde erst Anfang der 1990er Jahre die 1.000 Euro-Grenze erreicht. Im Jahr 2015 lag der Durchschnittsverdienst dort bei über 2.800 Euro, also rund 25 Prozent unter dem Wert für das frühere Bundesgebiet.

Mindestlohn
Seit dem ersten Januar 2015 gibt es in Deutschland den gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Arbeitsstunde. Daneben gibt es in mehreren Branchen spezielle Branchenmindestlöhne. Während einer Übergangszeit bis Ende 2017 dürfen Branchenmindestlöhne den allgemeinen Mindestlohn noch unterschreiten. Am 28. Juni will die Mindestlohnkommission eine Empfehlung an Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) beschließen. Der Stundensatz für etwa 4,1 Millionen Beschäftigte könnte dann zum 1. Januar 2017 um 27 Cent auf 8,77 Euro steigen.

Kaitz-Index
In den 1990er Jahren gab es eine Faustregel, nach der ein Mindestlohn arbeitsmarktpolitisch gefahrlos ist, wenn er etwa ein Drittel des Durchschnittslohns ausmacht. Um abzuschätzen, wie hoch ein Mindestlohn im internationalen Vergleich ist, wird er ins Verhältnis zum Durchschnittsverdienst eines Landes gesetzt. Für den als Kaitz-Index bezeichneten Wert ist es üblich, nur das Grundgehalt ohne anteilige Sonderzahlungen wie das Weihnachts- oder Urlaubsgeld zu betrachten und den Vergleich auf Vollzeitbeschäftigte zu beschränken.

Europäische Union
Elf EU-Staaten haben sich bei der EU-Kommission über die deutsche Mindestlohn-Regelung beschwert. Für ausländische Speditionsunternehmen seien der enorme Verwaltungsaufwand und die Kosten nicht hinnehmbar. Die Beschwerde wurde an EU-Kommissarin Violeta Bulc übergeben. Neben Tschechien (Mindestlohn: 2,15 Euro) beteiligten sich unter anderem Bulgarien (1,24), Ungarn (2,06), Polen (2,55), Rumänien (1,40), Litauen (2,13), Lettland (2,20) und Estland (2,54) an der Initiative. Den höchsten Mindestlohn in der EU hat Luxemburg mit 11,12 Euro.