Statistik der Woche

Zahl der Einbürgerungen in OWL sinkt seit 2000 stetig

Sowohl bürokratische Hürden als auch individuelle Gründe spielen dabei eine Rolle

Solch eine Urkunde bekommen Eingebürgerte. | © dpa

02.05.2016 | 02.05.2016, 06:33

Bielefeld. Rund 18.000 in OWL lebende Ausländer haben laut IT NRW zwischen den Jahren 2000 und 2002 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen – ein beispielloser Höhepunkt, den es in den vergangenen 15 Jahren in der Region so nicht mehr gab.

Zum Vergleich: Zwischen 2013 und 2015 lag die Zahl der Einbürgerungen im Regierungsbezirk Detmold bei lediglich 7.132 und die Tendenz ist sinkend. Warum es hierzulande immer weniger Ausländer gibt, die einen deutschen Pass beantragen, welche persönlichen Vor- und Nachteile der Einbürgerung die Migranten dabei auf die Goldwaage legen und aus welchen Ländern die meisten eingebürgerten Menschen stammen – Elena Gunkel hat das recherchiert.

Die Zahl der Einbürgerungen in den Kreis in OWL: Klicken Sie sich durch die interaktive Grafik:

Warum der Höhepunkt im Jahr 2000?

Für die Tatsache, dass es Anfang der 2000er-Jahre besonders viele Einbürgerungen gab, gibt es eine einfache Erklärung. „Im Jahr 2000 ist eine Reform des Staatsangehörigkeitsrechts in Kraft getreten. So wurde die für eine Einbürgerung erforderliche Mindestaufenthaltszeit in Deutschland erheblich verringert", erklärt die Sprecherin des Kreises Höxter, Silja Polzin. „Diese Änderung hatte zur Folge, dass es im Jahr 2000 sehr viele Anträge auf Einbürgerungen gab, die vorher nicht die Voraussetzungen erfüllten. Das führte zu einer kurzfristigen Erhöhung."

Herkunftsländer

Gebürtige türkische Staatsbürger bekommen den deutschen Pass in OWL am häufigsten. Im Jahr 2015 waren es 529 Personen, im Jahr davor sogar 663. Die zweitgrößte Gruppe der eingedeutschten Ausländer bildeten 2015 die Polen mit 123 Personen. Darüber hinaus bleibt die Zahl der Einbürgerungen unter Menschen aus Syrien und Irak sowie aus den Balkanländern wie Serbien und Kosovo stabil hoch. Die meisten „neuen Deutschen" sind jung: Von 2.113 Personen, die 2015 eingebürgert wurden, waren die Hälfte zwischen 20 und 40 Jahre alt.

Integration

Hat die sinkende Zahl der Einbürgerungen etwas mit dem Integrationswillen von Ausländern zu tun? Nilgün Isfendiyar, die das Kommunale Integrationszentrum (KI) in Bielefeld leitet, kann das nicht bestätigen. „Viele Menschen mit Migrationshintergrund, die hierzulande leben, sind gut in die deutsche Gesellschaft integriert, obwohl sie keinen deutschen Pass haben", sagt Isfendiyar. „Viele von ihnen würden gerne eine doppelte Staatsbürgerschaft aufnehmen, doch die wird in Deutschland nur in Ausnahmefällen vergeben."

Hintergrund

Als mögliche Gründe für die Abnahme der Einbürgerungen werden auch hohe bürokratische Hürden genannt. „Manchmal vergehen Jahre, bevor die positive Entscheidung fällt", sagt Nilgün Isfendiyar vom KI Bielefeld. Darüber hinaus müssen viele eingebürgerte Ausländer damit rechnen, dass sie künftig ein Visum brauchen, um in ihre frühere Heimat zu reisen. Auch emotionale Hintergründe wie die kritische Haltung mancher Deutschen gegenüber Ausländern, wie zum Beispiel nach den Terroranschlägen in Europa, dürften eine Rolle spielen, so Isfendiyar.

Vorteile

„Durch die Einbürgerung werden Ausländer gleichberechtigte Bürger Deutschlands mit allen Rechten und Pflichten", erklärt Volker Fliege vom Bürgeramt Bielefeld. „Sie gehören dann auch zur EU, genießen Freizügigkeit in der EU und können auch außerhalb des Kontinents in viele Länder ohne Visum reisen. Sie erlangen durch die Einbürgerung das Wahlrecht auf kommunaler, Landes- und auf Bundesebene und können selbst für ein Parlament kandidieren und damit ihre Interessen aktiv vertreten." Ein weiterer Vorteil sei die freie Berufswahl.