Statistik

Immer mehr Familien mit gehobenem Einkommen in OWL

Seit 2010 ist die Zahl der Privathaushalte mit einem Nettoeinkommen von mehr als 3.200 Euro kontinuierlich gewachsen und liegt aktuell bei rund 25 Prozent

Die Zahl der Privathaushalte mit einem Nettoeinkommen von mehr als 3.200 Euro ist seit dem Jahr 2010 in OWL kontinuierlich angewachsen. | © picture alliance / dpa

22.02.2016 | 22.02.2016, 17:00

Bielefeld. Jeder vierte Privathaushalt in OWL verfügt über ein monatliches Nettoeinkommen von mehr als 3.200 Euro. Der Anteil an Haushalten mit einem Einkommen von weniger als 1.100 Euro befindet sich in der Region hingegen auf dem geringsten Stand seit 2010 und liegt bei rund 14 Prozent (132.000 von insgesamt 931.000 Privathaushalten in Ostwestfalen-Lippe). Das teilt IT NRW als statistisches Landesamt im aktuellen Statistischen Jahrbuch NRW mit.

„Für die Erstellung dieser Statistik wurde jeder 100. Haushalt im Land nach einem Zufallsverfahren ausgewählt und befragt", berichtet der Pressesprecher von IT NRW, Leo Krüll. Welche Branchen bieten in NRW die besten Verdienstmöglichkeiten? Womit lässt sich der steigende Wohlstand einzelner Kreise erklären? Und gibt es in Ostwestfalen-Lippe große soziale Ungleichheiten? Elena Gunkel ist diesen Fragen nachgegangen.

Wohlstand der Kreise

Während die Gesamtzahl der Privathaushalte in Ostwestfalen-Lippe von 931.000 im Jahr 2010 auf 946.000 im Jahr 2014 gewachsen ist, war die Zunahme der Privathaushalte mit gehobenem monatlichem Einkommen ab 3.200 Euro in der gleichen Zeit wesentlich stärker: von 161.000 auf 230.000.

Besonders deutlich war diese Tendenz im Kreis Gütersloh, der sich durch eine stabile wirtschaftliche Situation auszeichnet. Im Jahr 2010 verfügten 28.000 Haushalte im Kreis nach Angaben von IT NRW über ein monatliches Nettoeinkommen von mindestens 3.200 Euro. Dagegen lagen 25.000 von 157.000 Haushalten im Kreis unter der Einkommensgrenze von 1.100 Euro im Monat.

Im Jahr 2014 lag die Zahl der im Wohlstand lebenden Familien hingegen bereits bei 49.000 von insgesamt 155.000 Haushalten im Kreis, während die Zahl der Haushalte mit geringem Einkommen unter 1.100 Euro auf 15.000 gesunken war.
Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Gütersloh pro Wirtschaft GT, sieht einen möglichen Grund für diese Entwicklung in den Tarifsteigerungen der letzten Jahre. „Da wir hier einen hohen Beschäftigungsanteil mit relativ hochwertigen Arbeitsplätzen haben, könnte das eine Erklärung sein", sagte er auf Anfrage.

Mehr Frauen im Beruf

Im Kreis Lippe ist die Anzahl der Haushalte mit einem Monatseinkommen von mehr als 3.200 Euro von 27.000 im Jahr 2010 auf 39.000 im Jahr 2014 gestiegen. Die Gesamtzahl der Haushalte im Kreis blieb dabei nahezu unverändert (166.000 im Jahr 2010 gegenüber 162.000 im Jahr 2014). „Im Vergleich zu anderen Kommunen in OWL ist die Steigerung der Haushaltsnettoeinkommen im Kreis Lippe durchschnittlich, dies ist auch für den NRW-Vergleich zutreffend", sagt Pressesprecherin Sarah Laukamp.

Die Lohnsteigerungen in den Branchen seien in den vergangenen Jahren unterschiedlich ausgeprägt gewesen. Der Durchschnittswert dürfte nach Schätzungen des Landrats bei rund zehn Prozent liegen.
Albrecht Pförtner von der Gesellschaft pro Wirtschaft GT, die sich für die Förderung der Unternehmen im Kreis Gütersloh einsetzt, weist darauf hin, dass die Zahl der berufstätigen Frauen im Kreis in der letzten Zeit zugenommen hat. Da der Kreis Gütersloh als Standort mit vielen Familien gilt, könnte diese Tendenz hier dazu geführt haben, dass die Anzahl der Doppelverdiener in den Haushalten in den vergangenen Jahren zugenommen hat, sagt Pförtner.

Soziale Ungleichheiten

Nach Angaben von IT NRW hatten 414.000 von 931.000 Haushalten in OWL 2014 ein Nettoeinkommen von weniger als 2.000 Euro. Sprechen diese Zahlen dafür, dass es in unserer Region große soziale Ungleichheiten gibt? Professor Stefan Liebig von der Fakultät für Soziologie an der Uni Bielefeld sagt: „Tatsächlich ist es so, dass die Einkommensungleichheit in den letzten 25 Jahren zugenommen hat. Dies bedeutet aber nicht, dass unsere Gesellschaft ungerechter geworden ist!"

Nach seinen Angaben fühlt sich die Mehrzahl der Erwerbstätigen in Deutschland gerecht entlohnt. Außerdem lehne die überwiegende Mehrzahl der Menschen eine Gleichverteilung von Erwerbseinkommen ab.
Schließlich nehme die Einkommensungleichheit auch aus Gründen zu, die überhaupt nicht als „ungerecht" gälten, wie etwa die Erwerbstätigkeit der Frauen und die Tatsache, dass qualifizierte Personen auch höhere Löhne erhalten. Daher sei dies eine Folge der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt.

Spitzenverdiener

Welche Branchen ermöglichen den Vollzeitbeschäftigten in Nordrhein-Westfalen die höchsten Jahresverdienste? Die Antwort auf diese Frage gibt die aktuelle Verdiensterhebung von IT NRW. Besonders hohe Jahresdurchschnittslöhne wurden 2014 in den Wirtschaftsabteilungen „Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung" (80.002 Euro), „Kokerei und Mineralölwirtschaft" (78.745 Euro), „Telekommunikation" (75.452 Euro) sowie im Bereich „Erbringung von Finanzdienstleistungen" (70.892 Euro) gezahlt.

Mit einem durchschnittlichen Bruttojahresverdienst von 68.988 Euro gehörten außerdem Vollzeitbeschäftigte in der Energieversorgung zur Gruppe der Spitzenverdiener. Dabei waren die Gehälter in den Spitzenbranchen in NRW um 41 Prozent höher als der Durchschnittswert aller Wirtschaftszweige (48.814 Euro). Auch Beschäftigte in der Wasserversorgung wiesen 2014 mit 58.970 Euro überdurchschnittliche Bruttojahresverdienste auf.

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