Gütersloh

Die medizinische Versorgung am Lebensende in OWL

Bertelsmann-Stiftung untersucht

Katharina Eisele
02.11.2015 | 03.11.2015, 11:20

Gütersloh. Nur sechs Prozent der Deutschen möchten ihre letzte Lebensphase im Krankenhaus verbringen. Für ein würdevolles Sterben zu Hause müsste jedoch die ambulante palliative Versorgung weiter ausgebaut werden. Denn noch stirbt fast jeder zweite ältere Mensch in Deutschland in einer Klinik. Das geht aus dem aktuellen Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann-Stiftung hervor, der die Versorgungsleistungen für Menschen während der letzten Lebensphase untersucht hat.


Wie ein schwerkranker oder alter Mensch betreut wird und ob er im häuslichen Umfeld bleiben kann, entscheidet das medizinische und pflegerische Angebot vor Ort. In Regionen mit vielen niedergelassenen Ärzten, die eine Zusatzqualifikation im Bereich Palliativmedizin haben, verbringen mehr Menschen ihre letzten Tage in den eigenen vier Wänden. Nordrhein-Westfalen etwa hat weniger gut ausgebaute ambulante Versorgungsangebote. Dort sterben nur 49 Prozent der älteren Menschen im Krankenhaus. Im Vergleich: In Baden-Württemberg sind es nur 41 Prozent.

"Die Planung neuer Versorgungsangebote sollte sich an dem Wunsch der allermeisten Menschen ausrichten, ihre letzten Lebenstage zu Hause zu verbringen", sagt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Der Ausbau der ambulanten Versorgung müsse deshalb Vorrang vor einem Ausbau stationärer Angebote haben. Zudem sollten alle Beteiligten vor Ort – Ärzte, Pflege- und Hospizdienste, Krankenhäuser und Krankenkassen – die neuen Möglichkeiten des geplanten Hospiz- und Palliativgesetzes nutzen, Menschen am Lebensende würdevoll zu begleiten.

In den Bundesländern, in denen die stationären Angebote besonders stark ausgebaut sind, sterben mehr Menschen in Kliniken als im Bundesdurchschnitt. In Nordrhein-Westfalen etwa, wo die Krankenhauskapazitäten hoch sind, verbringen 49 Prozent der Älteren ihre letzten Lebenstage in einer Klinik.

Die Versorgung in Ostwestfalen-Lippe

In der Region gibt es überdurchschnittlich viele Betten in stationären Hospizen - trotzdem liegen die Einrichtungen noch unter der Forderung von Experten.

Auch die Palliativ-Stationen der Krankenhäuser haben überdurchschnittliche viele Betten. Allerdings werden die Einrichtungen aus OWL auch hier den Forderungen der Experten nicht gerecht.

Für ein würdevolles Sterben zu Hause muss auch in OWL die ambulante palliative Versorgung weiter ausgebaut werden.
Information

Palliativmedizin

Nur wenigen Menschen sei bewusst, dass eine gut organisierte ambulante Palliativversorgung zu weniger Krankenhauseinweisungen kurz vor dem Tod führt.
Palliativversorgung stellt den Erhalt der Lebensqualität in den Mittelpunkt: Sie verringert nicht nur Schmerzen und Depressionen, sondern verhindert auch unnötige, belastende Therapien am Lebensende.