Paderborn

Bischof Erich war kein Kostverächter

Die Reformation in Paderborn: Alles begann mit einer heftigen Prügelei

Leser fragen, die NW erklärt. | © NW

16.01.2017 | 16.01.2017, 08:00

Paderborn. Die Paderborner kommen in diesem Jahr in einen seltenen Genuss. Der 31. Oktober ist ausnahmsweise auch in NRW ein gesetzlicher Feiertag. Der Reformationstag wird zum 500. Jubiläum des Thesenanschlags in ganz Deutschland gefeiert. Das hat die Frage aufgeworfen, wann die Lehre Martin Luthers erstmals auch an der Pader ihren Einzug gehalten hat.

"In Paderborn fand der lutherische Katechismus Eingang seit dem Jahre 1525 von Lippstadt und von Hessen her", schreibt Wilhelm Richter in der "Geschichte der Stadt Paderborn". Drei Jahre später kommt es in der Bischofsstadt zu einem ersten religiösen Aufruhr. Am 12. Juli 1528 gerät ein traditionelles Fest unweit des Doms außer Kontrolle. Junge lutherisch angehauchte Bürger prügeln sich mit den Bediensteten der Domherren. Der Dom und die Kurien der Domherren werden geplündert. Die Geistlichen fliehen aus der Stadt. Acht Tage später aber ist wieder Ruhe eingekehrt. Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen schließt mit der Stadt einen Vergleich und wird mit 2.000 Gulden entschädigt. Gleichzeitig macht er den Bürgern Zugeständnisse. Diese Vereinbarung gilt als die größte Tat eines Oberhirten, der ansonsten nicht zu den Paderborner Vorzeige-Bischöfen zählt. Der durchaus lebensfrohe Erich hatte zuvor mehrmals Anlass zur Kritik geliefert. So trat er 1527 bei der Hochzeit des Grafen von Tecklenburg mit einer Nonne als Trauzeuge auf. Ein Jahr zuvor hatte er sich samt Gefolgschaft für 14 Tage im Kloster Böddeken einquartiert und in weinseligen Nächten mit lautem Geschrei die Andacht der Brüder gestört. Dass ihn der Tod im Jahr 1532 bei einem Festschmaus mit adligen Freunden ereilte, überraschte niemanden.

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