Interview mit Bestseller-Autorin aus Salzkotten: „Mein erstes großes Idol war Astrid Lindgren“

Frau Buck, wie genau kamen Sie zum Schreiben? Vera Buck: Der Weg zum Schreiben und zur Literatur hat sich für mich natürlich ergeben. Als Kind war ich schon ein Büchernarr und habe alles gelesen, was ich in die Finger bekommen habe. Mit fünf Jahren habe ich angefangen, zu schreiben. Zuerst waren es kleine Geschichten, dann wurden es längere Erzählungen, die in ganz unterschiedlichen Genres spielten. Ich wusste mit sechs Jahren, dass ich Schriftstellerin werden wollte. Und - passenderweise, mit Blick auf mein aktuelles Buch, welches in Skandinavien spielt - war mein erstes großes Idol Astrid Lindgren. Während meines Journalistikstudiums in Hannover bin ich während eines Auslandssemesters auf Hawaii wieder zurück zum kreativen Schreiben gekommen, da ich einen tollen Professor in Honolulu hatte, der mich fürs Drehbuchschreiben begeistert hat. Da habe ich dann an einem Wettbewerb teilgenommen und gewonnen. Filmisches Schreiben liegt mir, das merkt man meinen Büchern an, habe ich mir sagen lassen. Lieben Sie es eher schaurig und düster oder fröhlich und bunt? Ich habe mich immer für ungewöhnliche, düstere und psychologisch dichte Erzählungen interessiert, und das hat letztlich auch meinen Werdegang als Autorin geprägt. Meine Interessen gehen weit über das Thrillergenre hinaus. Ob düstere Psychothriller, historische Romane oder Geschichten mit einem starken psychologischen Fokus – ich liebe es, in verschiedene Welten einzutauchen. Inspiration finde ich überall: in alltäglichen Beobachtungen, in der Geschichte, aber auch in Menschen und ihren Geschichten. Besonders interessiert mich die menschliche Psyche, die Abgründe und Komplexitäten, die in jedem von uns stecken. Das ist vielleicht auch der Grund, warum meine Bücher oft Spannung und ein gewisses Gänsehautgefühl ausstrahlen, aber sie lassen sich nicht auf ein einziges Genre festlegen. Es geht mir weniger darum, einen bestimmten Stil zu bedienen, sondern mehr darum, die Geschichten zu erzählen, die mich faszinieren – egal, ob sie nun in einem Thriller, einem historischen Drama oder einer psychologischen Erzählung Platz finden. Ihre Geschichten spielen an unterschiedlichen Orten- wie finden Sie diese? Die Orte, an denen meine Thriller spielen, sind oft eine Mischung aus realen Inspirationen und meiner eigenen Vorstellungskraft. Für mich ist der Schauplatz einer Geschichte genauso wichtig wie die Charaktere oder die Handlung – er schafft Atmosphäre, er verstärkt die Spannung und kann manchmal sogar eine eigene Rolle im Geschehen spielen. Bei Runa zum Beispiel hat mich die düstere Atmosphäre des historischen Paris inspiriert. Ich wollte eine Stadt einfangen, die geheimnisvoll und faszinierend zugleich ist, voller Gegensätze und Abgründe, in der sich die düsteren Ereignisse der Geschichte entfalten können. Das Paris der Belle époque bot genau das – es war ein Ort, an dem Wissenschaft, Medizin und Moral auf erschreckende Weise miteinander verwoben waren. Und Wolfskinder war für mich ja quasi ein Heimspiel. Ich bin jedes Wochenende in den Bergen unterwegs. Ich liebe das Wilde und das Bedrohliche, das sie ausstrahlen können. Im Grunde kommt es darauf an, welche Geschichte ich erzählen möchte. Manchmal ist es ein realer Ort, manchmal ist es eine ganz eigene Welt – aber immer geht es darum, die richtige Atmosphäre zu schaffen, die die Leserinnen und Leser in die Geschichte zieht. Es ist mir wichtig, dass der Ort nicht nur als Kulisse dient, sondern das Gefühl verstärkt, das ich den Leserinnen und Lesern vermitteln möchte. Und wie war das bei Ihrem neuesten Roman &bdquo;Das Baumhaus“? Hierbei wurde ich von Astrid Lindgren inspiriert. Wie so viele von uns bin ich mit ihren Geschichten aufgewachsen, meine Mutter hat gerne und viel vorgelesen. Meine Lieblingsgeschichte war Ronja Räubertochter. Dann fiel mir ich vor einiger Zeit ein Artikel in die Hände, in dem es um etwas ging, was die Schweden &bdquo;Bullerbü-Syndrom“ nennen: die überzogene Liebe der Deutschen zum Heile-Welt-Schweden. Das fand ich interessant. Es war einer der Aufhänger für das Buch. Der andere Aufhänger war ein Artikel mit dem Titel &bdquo;CSI Wald - Wenn der Baum verrät, wo die Leiche begraben liegt“. Es geht darum, dass ein Forschungszweig in Tennessee sich mit damit befasst, inwiefern sich der Stickstoff, der entsteht, wenn Kadaver verwesen, in der Blattfarbe von Bäumen widerspiegelt. Das fand ich faszinierend. Die zwei Aufhänger schienen zunächst sehr wenig miteinander zu tun zu haben - aber einmal zusammengeführt waren sie unglaublich spannend zu erzählen. Daraus ist auch meine Lieblingsfigur im Roman entstanden, eine schwedische Forensikerin mit einem besonderen Gespür für den Tod. Sie wohnen inzwischen in der Schweiz. Wie hat es Sie dahin verschlagen und haben Sie noch viel Kontakt nach Ostwestfalen? Mein Mann hat in der Schweiz studiert, während ich noch meinen Master in Frankreich, Spanien und Italien gemacht habe. Es hat mich immer schon in die Ferne gezogen und ich liebe die Berge. Irgendwann in den zwei Jahren, in denen ich hin und hergependelt bin, habe ich mich in das Land verliebt und bin geblieben. Da meine ganze Familie noch in der Region lebt, bin ich häufiger hier. Mindestens zweimal im Jahr, durch die Lesereisen nun auch öfter. Wie kommt es, dass die Lesung aus Ihrem neuesten Buch gerade hier in Salzkotten, in Ihrer Geburtsstadt, stattfindet? Ich wurde direkt von der Stadtbibliothek Salzkotten kontaktiert, nachdem man dort ein Interview über mich gelesen hat. Ich freue mich sehr darüber, hier zu lesen. Gibt es schon ein neues Projekt? Mein nächstes Buch erscheint im Mai 2025 im Rowohlt Verlag. Ich habe letzte Woche abgegeben. Und ja, ich bin schon an einem nächsten Projekt. Ich bin immer an einem nächsten Buch - selbst wenn es nur im Kopf ist.

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