Handel mit Balkonkraftwerken boomt im Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Sie gehören derzeit zur heißen Ware für all jene, die es sich leisten können: Balkonkraftwerke sind kleine Photovoltaikanlagen, die ohne große Installation hilfreich sein können, um Stromkosten zu senken. Händlern im Kreis Paderborn werden sie aktuell von Privatleuten und Firmen aus den Händen gerissen. &bdquo;Ich habe zu Jahresbeginn vier im Monat verkauft, in den letzten vier Wochen waren es 30“, sagt Markus Matschke aus Salzkotten. Der 40-jährige Familienvater, im Hauptberuf Justizangestellter, plant und vertreibt seit 2020 nebenberuflich Photovoltaikanlagen. Seine Schwiegereltern betrieben bis zur Schließung über Jahrzehnte das Radio-Fensehfachgeschäft Niggemeyer in der Marktstraße. Als Matschke mit seiner Firma www.watt-erzeuger.de in den Handel einstieg, ging es in der Planung zumeist um große Dachflächen, derzeit boomen besonders die Balkonkraftwerke. &bdquo;Die kleinen Anlagen hatten manche Händler gar nicht auf dem Schirm“, sagt Matschke, der aus Fellbach bei Stuttgart stammt und der Liebe wegen nach Salzkotten zog. &bdquo;Balkonkraftwerke können sich auch Menschen leisten, die keine fünfstelligen Summen anlegen, aber auch Energiekosten sparen möchten“, sagt er. Eine kleine Version mit einer Leistung von 600 Watt ist bei ihm für unter 1.000 Euro zu haben. Matschke rechnet vor, dass bei einem Strompreis von 32 Cent pro Kilowattstunde eine Ersparnis von mehr als 250 Euro jährlich möglich sein könne. Es seien auch größere Anlagen zulässig, sie müssen hingegen von einem Elektro-Fachmann in Betrieb genommen und vorher beim Netzbetreiber angemeldet werden. "Man kann keine Fehler machen" Der Clou an Balkonkraftwerken ist ihre simple Installation auf Garagen, Carports, Hausdächern oder eben Balkonen: Stecker in die Steckdose – schon fließt bei Tageslicht der Strom ins Hausnetz. Nötig ist meist nur eine simple metallene Unterkonstruktion für die passende Ausrichtung zur Sonne. Geliefert werde montagefertig, sagt Matschke: Photovoltaikmodule, Kabel und ein Wechselrichter, der aus dem produzierten Gleichstrom dann Wechselstrom erzeugt. &bdquo;Man kann beim Aufbau keine Fehler machen, da die Kabel sonst nicht zusammenpassen“, erklärt der Sälzer, als er im Lager die Komponenten präsentiert. Auch die Hövelhofer Firma Luxeen plant und liefert Photovoltaikanlagen – inklusive Balkonkraftwerken. &bdquo;Sie sind das Beste, was man derzeit machen kann, um Stromkosten zu sparen“, sagt Luxeen-Geschäftsführer Andreas Ewert. Nach seinen Angaben können die Anlagen &bdquo;an guten Sommertagen“ den Tagesbedarf eines Hauses decken. Das Problem auf dem Markt ist aktuell die hohe Nachfrage in der Energiekrise. Sie führt zum Engpass bei Wechselrichtern, die allesamt aus China kommen. &bdquo;Es ist erstmals so, dass wir fast komplett abverkauft haben, aber neue Ware soll in zwei bis drei Wochen ankommen“, hofft Markus Matschke in Salzkotten auf Nachschub. Auch Luxeen in Hövelhof muss Besteller aktuell auf Wartezeiten hinweisen. Betriebe nutzen Balkonkraftwerke Interessant sind die Anlagen nicht nur für Eigenheimbesitzer, sondern auch für Mieter. Denen wird aber empfohlen, vor der Anschaffung für Balkon oder Fassade mit dem Vermieter Kontakt aufzunehmen. Sind Module einmal installiert, können sie tagsüber eine Grundlast im Stromverbrauch abdecken. Kühlschrank, Router & Co. lassen sich somit teilweise aus Sonnenenergie speisen. &bdquo;Ich habe aber auch Betriebe als Kunden, die mit den Anlagen Strom für ihre Büros erzeugen“, berichtet Händler Matschke. Eine Kombination mit Batteriespeichern sei ebenfalls möglich, er vertritt jedoch die Ansicht, dass hier die Wirtschaftlichkeit genauestens hinterfragt werden müsse. Akkus seien in der Anschaffung vergleichsweise teuer. Schneller in die Gewinnzone arbeiten sich Balkonkraftwerke, wenn die Strompreise weiter steigen wie in den letzten Wochen. Jede Kilowattstunde, die ein Haushalt nicht einkaufen muss, wird dann umso wertvoller. Lesen Sie auch: Mini-Solaranlagen in OWL: Das müssen Sie jetzt wissen Günstiger wird es künftig für Balkonkraftwerkbesitzer in Borchen. Die Gemeinde hat jüngst beschlossen, einzelne Anschaffungen mit 100 Euro zu subventionieren. In Büren setzt sich die SPD-Fraktion sogar für eine 200-Euro-Förderung in der nächsten Ratssitzung ein. Andere Kommunen sind gegen eine Förderung, da sich die Anlagen nach überschaubarer Zeit selbst amortisieren. Neues Marketing funktioniert Wer sich bei Elektro-Installationsbetrieben im Kreis umhört, erfährt, dass diese zumeist ihr Geschäft mit großen PV-Anlagen machen. Das Balkonkraftwerk sei eher &bdquo;ein Internetprodukt“. Über das Internet hat auch Markus Matschke sein Business vergrößert: &bdquo;Mein Marketing bestand erstmal nur aus Mund-zu-Mund-Propaganda. Vor sechs Wochen habe ich dann Angebote bei Online-Kleinanzeigen platziert und es ging ab wie eine Rakete“, sagt er. Knapp 200 Anfragen haben ihn seitdem erreicht. Ein Ende ist nicht in Sicht.

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