Versetzter Schulstart: In Salzkotten und Lichtenau wird der Busverkehr sicherer

Salzkotten/Lichtenau. Während große und kleine Menschen - auch im Kreis Paderborn - Kontakte reduzieren müssen, um das Coronavirus zu besiegen, Homeoffice an der Tagesordnung ist und in Schulen das richtige Lüften eingeübt wird, ist es mit der sozialen Distanz im Schulbus so eine Sache. Viele Busse sind voll, Schüler stehen und sitzen auch zwischen Hövelhof und Bad Wünnenberg dicht an dicht. Doch zwei Schulen sind im Kreis noch die rühmliche Ausnahme. Warum? "Weil es alle Beteiligten gewollt haben und an einem Strang ziehen", sagt Salzkottens Bürgermeister Ulrich Berger (CDU) in einer Videokonferenz mit der NW. Seine Stadt ist Träger der Gesamtschule an der Upsprunger Straße. Dort beginnt der Unterricht in der Sekundarstufe I (Klassen fünf bis zehn) versetzt, dementsprechend sind die elf morgendlichen Busse aus den umliegenden Orten etwa nur halb so voll wie sonst. Dafür fahren sie morgens und mittags jetzt jede Tour zweimal. "Wir als Stadt wollen nicht dazu beitragen, dass sich das Virus verbreitet", sagt Berger und weiß, dass am Ende aber die Schule der wichtigste Beteiligte dieser Entscheidung ist. Anders als an den weiterführenden Schulen Paderborns, die weiterhin keinen versetzten Unterrichtsstart umsetzen, haben die Salzkottener und in Lichtenau die Realschule zusätzliche Arbeit auf sich genommen - zum Schutz von Schülern und Lehrern. Die Entscheidungsgewalt liegt letztendlich komplett bei der Schule klärt Berger auf, da es sich um so genannte "innere Schulangelegenheiten" handelt. "Wir wollen die Durchmischung bei den Schülern soweit es geht verhindern, und den Familien Planungssicherheit bieten", sagt Wolfgang Marienfeld, stellvertretender Schulleiter an der Sälzer Gesamtschule. So gibt es bereits seit Start des neuen Schuljahres zwei Startzeiten an der Schule: 8.10 Uhr und 8.55 Uhr. Äußerst positiv sei die Resonanz der Eltern, und das, obwohl daheim die neuen Zeiten auch erstmal organisiert werden müssen, berichtet Marienfeld: "Die Eltern wurden in Klassenkonferenzen informiert und tragen es mit, dass wir die Kontakte der Schüler damit reduzieren." Schöner Nebeneffekt: Auf diesem Weg gibt es keine zusätzlichen "Elterntaxis". So viele Schüler sitzen in den Bussen Gemeinsam in den Bussen sitzen in Salzkotten jeweils Schüler der Klassen fünf, sechs und sieben oder in der anderen Tour acht, neun und zehn. Früh- oder Spätstart werden jeweils gewechselt. Die Aufgabe der Schule bestand darin, die Stundenpläne an die Sondersituation anzupassen. Da kein Unterricht in Hauptfächern ausfallen darf, wurden AG-Stunden verschoben, unterm Strich fallen pro Schüler nun in Salzkotten nur zwei AG-Stunden pro Woche aus. "Wir sind der Ansicht, dass das zu verschmerzen ist, wenn wir den Gesundheitsschutz damit voranbringen können", sagt Marienfeld. Dabei weiß er genau, wie schnell Corona eine Schule treffen kann. Weil ein Oberstufenschüler Ende August positiv getestet wurde ist, mussten vier Lehrer und mehr als 50 Schüler zu Hause bleiben. Wer jetzt morgens oder mittags an der Upsprunger Straße die Ankunft der Schüler beobachtet, sieht, dass die Busse zwar belegt sind, doch alle Fahrschüler immerhin Sitzplätze haben. "Bei normalem Betrieb wären die Fahrzeuge mit bis zu 75 Fahrgästen besetzt. Jetzt sind es nur ungefähr 40", sagt Michael Pölz, Leiter Marktmanagement Westfalen/Ostwestfalen-Lippe für die DB Regio Bus. Das Unternehmen bedient den örtlichen Schulbusverkehr und ist neben der Stadt, die den Schülertransport bezahlt und der Schule, die ihre Zeiten angepasst hat, der dritte Beteiligte im Corona-Projekt. "Die Diskussion über entzerrten Unterrichtsstart läuft ja auch andernorts, aber die Realschule in Lichtenau und die Gesamtschule in Salzkotten haben sich sehr für die Umsetzung eingesetzt", berichtet Pölz. Die Schulen seien damit noch Ausnahmeerscheinungen in ganz Westfalen. Dabei hat das Land mittlerweile zugesagt, bis Weihnachten Mehrkosten zu übernehmen, die den Schulträgern für zusätzlich bestellte Busse entstehen. "Wir hatten aber schon vorab beschlossen, dass wir das Geld für unsere Schüler in die Hand nehmen werden", berichtet Salzkottens Bürgermeister Berger. Es geht um 40.000 Euro extra, die für Salzkotten bis Halbjahresende anfallen. Die Schule hat bereits bekannt gegeben, bis dahin den versetzten Schulstart in jedem Fall beizubehalten. Und vielleicht findet sie zusammen mit der Sekundarschule in Lichtenau auch noch Nachahmer im Kreis.

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