Ungebetene Karnevalsgäste: Scharmeder sauer auf Party-Hooligans

Salzkotten-Scharmede. Zehntausende Jecken haben Karnevalsumzüge im Kreis Paderborn besucht und bunte Fröhlichkeit genossen. Doch es kam auch zu Gewaltausbrüchen. Wieder im Fokus: die Karnevalsparty nach dem Zug in Scharmede. Konrad Werning ist der Geschäftsführer des Scharmeder Karnevalsvereins. Zwei Tage nach dem Umzug ist er mächtig sauer. Sauer auf Vandalen, die Polizisten verletzt, Straftaten begangen und sich unflätig verhalten haben. Sauer ist Werning auch, dass er erst aus den Medien erfuhr, welche Vorkommnisse die Polizei in Scharmede notierte, während es am Abend noch hieß, alles sei &bdquo;ruhig verlaufen". Und er ist sauer, dass sein Umzug in Verruf gerät, weil sich eine Besucher-Gruppe &bdquo;mit Alkohol unglaublich volllaufen lässt". Die Fakten: Den familiären Karnevalsumzug besuchten laut Polizei 5.000 Gäste. Sie feierten ruhig und gesittet die Fußgruppen und Wagen von 14 bis 17 Uhr. &bdquo;Keine außergewöhnlichen Vorkommnisse" hieß es von Polizei und Maltesern als Werning und Salzkottens Ordnungsamtsleiter Thomas Peitzmeier sowie Bürgermeister Ulrich Berger um 18 Uhr bei der Sicherheitsbilanz saßen. Ärger über ungebetene Karnevalsgäste Eingreifen mussten Beamte laut Paderborner Polizei dann aber doch noch bei der Hallen-Party nach dem Umzug. Sechs Polizisten wurden leicht verletzt, als sich drei Gäste den Beamten widersetzten, wie Polizeisprecher Michael Biermann mitteilt. Insgesamt wurden zehn Strafanzeigen aufgenommen. Es handelte sich um Körperverletzungen, sexuelle Belästigung, Waffenbesitz, Drogendelikte und Diebstahl. Die Polizei sprach 20 Platzverweise aus. &bdquo;Das geht natürlich gar nicht", sagt Werning, als er von der NW über die Vorfälle informiert wird. Dennoch fühlen sich die Veranstalter auch von der Polizei nicht gut unterrichtet. &bdquo;Noch beim Abschließen der Halle ist unserem Vereinspräsidenten am Abend gesagt worden, dass alles im üblichen Rahmen gewesen sei", sagt Werning. Rund 1.600 Eintrittskarten waren für die Party verkauft worden, eine wichtige Einnahmequelle für die Ehrenamtler des Vereins. Doch nicht alle Ticketkäufer sind gleichermaßen beliebt. Werning und die Stadt Salzkotten ärgern sich schon lange mit ungebetenen Karnevalsgästen herum. Junge Erwachsene und Jugendliche pilgern seit Jahren aus Elsen nach Scharmede. "Diese Gruppe ist nicht zu bändigen" Diesmal sollen es rund 700 gewesen sein. &bdquo;Sie verabreden sich bei Facebook unter dem Motto ’Der Weg ist das Ziel’", sagt Werning, &bdquo;Und dann passieren im betrunkenen Zustand menschenunwürdige Dinge." Er wurde darüber informiert, dass die Feierwütigen schon in Elsen Exkremente sämtlicher Art an Hauswänden verteilt hätten. Bei der Ankunft der Gruppe in Scharmede – übrigens deutlich nach Zugbeginn – gibt es seit drei Jahren Einlasskontrollen. Schnapsflaschen dürfen nicht mit aufs Zuggelände, wer zu betrunken ist, bleibt draußen. Hier setzt der Sicherheitsdienst das Hausrecht des Veranstalters durch. Dieses Recht hatte die Stadt dem Karnevalsverein eigens eingeräumt. &bdquo;Dennoch", sagt Werning, &bdquo;diese Gruppe ist nicht zu bändigen." Er kennt die Geschichten von Schnapsverstecken und Abkürzungen über Felder und Vorgärten. Scharmede wird zum Familienkarneval eben nicht hermetisch abgeriegelt. Und so kann es bei der Party zu den geschilderten Ausfällen von Besuchern kommen, die vor allem den Veranstalter maßlos ärgern. &bdquo;Wir werden in sozialen Medien als Flitzpiepen bezeichnet, weil wieder in Scharmede etwas passiert ist", sagt Werning. &bdquo;Ich weiß nicht, ob ich mir das noch lange antun möchte, denn es schadet ja unserem Ruf. Wir tun alles, was in unserer Macht steht." Große Party könnte künftig kleiner ausfallen Verein, Stadt, Kreis und Polizei werden sich wohl schon bald zur Nachbesprechung treffen. &bdquo;Da wird erörtert, was geklappt hat und was geändert werden muss", beschreibt Ordnungsamtschef Peitzmeier die anstehenden Gespräche. Für Konrad Werning ist klar: &bdquo;Solche Vorfälle müssen Konsequenzen haben." Der Verein ist auch bereit, auf bares Geld zu verzichten – und die große Party viel kleiner zu fahren: &bdquo;Wir könnten die Halle auch nur für die Zugteilnehmer öffnen, dann gäbe es das Party-Problem nicht mehr." Ein Problem allerdings bliebe: Scharmede ist wohl auch deshalb so beliebt bei so manchem Party-Hooligan, weil nach dem Karnevalssonntag viele Besucher noch ausschlafen können. Auch darüber hat Konrad Werning schon nachgedacht. Er könnte sich sogar damit anfreunden, den Umzug deshalb schon eine Woche früher stattfinden zu lassen.

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