
Von
Marco Schreiber
01.11.2018 | 01.11.2018, 12:24
Salzkotten
Verkehrsverbund steuert um: Warum der NPH bei der nächsten Linienvergabe das Heft wieder selbst in die Hand nehmen und den Busunternehmen vorschreiben will, welche Leistungen sie erbringen müssen
Salzkotten. Es klingt fast wie das Eingeständnis eines Scheiterns. Wenn der Busverkehr für Salzkotten und Büren demnächst neu ausgeschrieben wird, das Linienbündel zwölf, wird es dabei „einen Paradigmenwechsel" geben. Das kündigte der stellvertretende Geschäftsführer des Nahverkehrsverbundes Paderborn/Höxter (NPH) am Dienstag in Salzkotten an. Nicht mehr die Verkehrsunternehmen sollen ihre Angebote abgeben, aus denen dann ausgewählt wird, sagte Atorf im Bau- und Planungsausschuss. Sondern „wir geben konkret vor, was und mit welcher Qualität gefahren wird". Das hat der NPH bisher nicht in der Hand.
Atorf räumte ein, dass die Unternehmen im Gebiet des NPH „am Rand der Wirtschaftlichkeit" fahren. Das heißt im Klartext, sie machen kaum Gewinn. Deshalb seien bereits Fahrplankürzungen beantragt worden. „Besonders in Höxter fahren die Unternehmen die Angebote zurück", so Atorf. „Da sind wir nicht begeistert." Das liege auch am fehlenden Marketing. Die Betreiber der Linien täten wenig, um ihr Angebot bekannt zu machen. Und auch in Sachen Digitalisierung „können unsere Unternehmen nicht mithalten".
Das soll sich ändern, wenn der Verkehrsverbund auf Gemeinwirtschaftlichkeit umstellt. Von der Farbe der Busse über die Anzeigen darin bis zur Kleidung der Fahrer könne der NPH dann vorschreiben, was das Unternehmen zu liefern hat. Außerdem liege die Vergabe nicht mehr bei der Bezirksregierung, sondern beim NPH selbst. Man könne flexibel auf veränderte Nachfrage reagieren, etwa wenn sich die Schullandschaft ändert oder ein Baugebiet bezogen wird. „Intensive Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit" nennt Atorf als weiteres Ziel. „Wir wollen das Heft selbst in die Hand nehmen."
Für Rainer Wester (CDU) ist der NPH „bisher ein zahnloser Tiger". Jetzt wolle er zu einem „echten Leistungserbringer" werden. Westers Sorge: Dass der NPH dafür nicht aufgestellt sei. Wolfgang Dehlinger (Grüne) zeigt sich nachgerade „entsetzt, dass mit der Werbung nichts passiert". Damit vergebe man Chancen. Auch die Ticketpreise müsse man „in eine andere Richtung bringen", so Dehlinger.
Atorf versichert, dass der NPH auch personell aufstocken will. Ein Jurist sei eingestellt und eine halbe Stelle für Marketing eingerichtet worden. „Wir werden uns in der Geschäftsstelle anders aufstellen", sagt Atorf. Auf die Tarife habe man allerdings keinen Einfluss, „Politiker sind da nicht drin". Bisher zahlten die Kommunen allerdings auch keinen Cent.
Trotzdem müssten sich deutlich mehr Menschen für das gute Angebot entscheiden, findet Annette Stracke (CDU). Ein Angebot, über das sich die Salzkottener glücklich schätzen müssten, so Atorf. Stündlich fahren Busse in alle Ortsteile – aber häufig leer. Und nichts sei „schlimmer als leer fahrende Busse", sagt Meinolf Glahe (SPD). „Weil keiner weiß, dass die fahren."
Der NPH werde auch das Thema Mobilitätsstationen intensiv verfolgen, kündigt Atorf an. Bike- und Carsharing-Angebote sollen per Smartphone-App genutzt werden können. Allerdings müssen dabei die Kommunen auch selbst aktiv werden. Atorf: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst." Als NPH sei man jedoch erster Ansprechpartner.
Auf Antrag der CDU wurde im Bau- und Planungsausschuss auch über eine Mobilitätsstation am Bahnhof Salzkotten diskutiert, mit der die verschiedenen Verkehrsträger besser vernetzt werden sollen – von Auto über Bus und Rad bis zum E-Bike.
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