
Paderborn. Die Zahl der Veganer in Deutschland nimmt stetig zu. Immer mehr Menschen wollen das Elend der Tiere in der Massentierhaltung nicht mehr mitverantworten oder verzichten aus gesundheitlichen Gründen auf Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier. Doch wie feiert man Ostern ohne Eier? Wir haben beim monatlichen veganen Sonntagsbrunch in den Räumen der Katholischen Hochschulgemeinde Paderborn nachgefragt.
Schnell stellt sich heraus: Wer sich einmal für ein veganes Leben entschieden hat, macht meist auch Ostern keine Ausnahme. Und das hat Gründe: Für die Produktion von Eiern werden bundesweit jedes Jahr mehr als 50 Millionen männliche Küken lebendig zerhäckselt oder vergast, da sie keine Eier legen können und damit für die Industrie nutzlos sind.
Daran ändert man auch nichts, wenn man Bio-Eier kauft. Die meisten Legehennen werden gerade mal ein bis zwei Jahre alt, da ihre Körper dem "Eierlegen" im Akkord mit bis zu 300 Eiern pro Jahr nicht gewachsen sind. (Zum Vergleich: Das "Ur-Huhn", von dem 4.000 Rassen abstammen, legt laut PETA nur 18 Eier pro Jahr.)
Viele Ei-Alternativen
Das alles wollen viele Menschen einfach nicht mehr unterstützen und verzichten daher auf den Kauf von Eiern und eihaltigen Produkten wie Gebäck, Nudeln oder Mayonnaise. Alternativen gibt es inzwischen viele.Für das klassische Frühstücksei gibt es zwar noch keinen Ersatz, doch fast alle anderen Eierspeisen lassen sich auch anders herstellen. Rührei, Quiche, Omelette, Waffeln, Kuchen und Muffins - das alles gelingt auch ohne Eier.
Veganes Osterlamm
- 75 g Alsan (vegane Butter) oder vegane Margarine mit 225 g Zucker schaumig rühren. Mark einer ausgekratzten Vanilleschote und drei Esslöffel Sojaghurt hinzugeben.
- In einer zweiten Schüssel 1,5 Päckchen Backpulver, 300 g Mehl, 2 Esslöffel Speisestärke vermischen.
- Diese Mischung abwechselnd mit 380 ml Sojadrink zum Margarine-Zucker-Gemisch geben.
- Zum Schluss 200 bis 250 g gemahlene Haselnüsse unterheben. Bei 180 Grad Umluft ca. 35-45 Minuten backen (Stäbchenprobe machen).
- Auskühlen lassen und mit einem Guss aus Puderzucker und wenig Zitronensaft bestreichen.
- Sofort danach mit ca. 80 g Kokosflocken bestreuen.
- Für die Augen Zuckerpellets, Zartbitter-Schokodrops oder Nüsse verwenden.
- Für das Gras Marzipan mit etwas Wasser und grüner Lebensmittelfarbe verrühren und durch eine Knoblauchpresse geben. Fertig!
Reformhaus, Bioladen und vegane Internetshops bieten inzwischen verschiedene Sorten Ei-Ersatz in Pulverform an. Eier im Teig kann man damit ganz einfach ersetzen.
Ansonsten kommen, je nach Gericht, pflanzliche Alternativen zum Einsatz: Bei Rührei und Quiche zum Beispiel Tofu, Sojasahne, Seidentofu oder Kichererbsenmehl. Es geht aber auch ohne künstliche Hilfsmittel. Beim Backen kann man ein Ei ersetzen durch eine halbe zerdrückte Banane, drei Esslöffel Apfelmus, mit Wasser verrührte Leinsamen oder einen Esslöffel Sojamehl. Manchmal kann man das Ei auch einfach weglassen.
Obst und Schokoladen-Eier als Alternative
So wie bei dem veganen Osterlamm, das Christiane Wasser-Kell gebacken hat. Sie lebt seit November 2013 vegetarisch "mit Tendenz zu vegan". "Ich habe im Internet einen Film gesehen, in dem Bilder aus der Massentierhaltung und Schlachthöfen gezeigt wurden, danach war es für mich von einem Tag auf dem anderen vorbei mit dem Fleischessen. Eier zu ersetzen finde ich auch nicht schwer. Nur für Käse habe ich noch keinen richtig guten Ersatz gefunden." Rezepte sucht sie sich im Internet oder in veganen Backbüchern, von denen es mittlerweile mehrere auf dem Markt gibt.Christopher Masjosthusmann aus Rietberg lebt seit sechs Jahren vegan. "Meine Frau kommt aus China, wo Ostern nicht gefeiert wird, und ich selbst mache mir nicht so viel aus Süßigkeiten, deshalb wird es bei uns nichts Besonderes geben. Eher viel Obst. Aber für unseren Sohn werden wir sicher etwas besorgen. Es gibt ja auch Hasen und Eier aus Zartbitterschokolade."
In der Tat findet man im Supermarkt und beim Discounter mit etwas Glück Häschen aus milchfreier Zartbitterschokolade, aus Fondant und verschiedene Sorten Marzipaneiner. Eine größere Auswahl an veganen Osterartikeln kann man bei diversen Vegan-Versandshops bestellen, zum Beispiel bei www.alles-vegetarisch.de.
Ei-Ersatz "The Vegg"
Hier hat auch Christoph Spiller aus Paderborn ein paar gefüllte Schoko-Ostereier und Pralinen zum Verschenken bestellt. Der 38-jährige Softwareingenieur lebt seit knapp 1,5 Jahren vegan. Da er unter der Woche in Berlin arbeitet, nutzt er dort die wesentlich bessere vegane Infrastruktur mit veganen Restaurants und dem veganen Supermarkt "Veganz". Hier hat er auch den neuen veganen Ei-Ersatz "The Vegg" besorgt, der Eigelb ähnelt. Damit hat bereits eine vegane Sauce Hollandaise gemacht. Auch für French Toast, Panade und Rührei-Ersatz soll man das Pulver verwenden können.Früher hat der Informatiker gerne Fleisch gegessen. "Aber seit ich verstanden habe, dass mein Fleischkonsum indirekt mitverantwortlich ist für den Tod von Kindern, gibt es keinen Weg zurück. 260.000 sterben laut dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel jeden Tag an Hunger, vor allem weil wir entwickelten Länder Getreide als Tierfutter importieren, was der lokalen Bevölkerung dann fehlt."
Die in diesem Zusammenhang oft angeführte Behauptung, Veganer seien aufgrund ihres Sojakonsums für die Rodung des Regenwaldes verantwortlich, stimme übrigens nicht: 95 Prozent des Sojas landen als Viehfutter in der Tiermast.