Nachdenkliches und Humoriges bei der Paderborner Feier zum Tag der Deutschen Einheit

Paderborn. &bdquo;Die großen Verbrecher der Menschheitsgeschichte sind die Normalen“ – diese provokante These und noch einiges mehr rief der aus den Medien bekannte Manfred Lütz seinen Gästen zu. Der Anlass: Der Paderborner Bürgerverein mit seinem Vorsitzenden Rudolf Wansleben sowie die Stadt Paderborn hatten traditionell ins Rathaus zur Gedenkfeier anlässlich der Wiedervereinigung vor 35 Jahren geladen. Wansleben wünschte sich in seiner Begrüßung die Gesamtverantwortung aller Menschen für eine heile Welt. Gastgeber Bürgermeister Michael Dreier zeigte sich in seinem Grußwort dankbar für die Bürger und Verantwortlichen &bdquo;seiner“ Stadt. Er treffe hier auf liebenswerte, hilfsbereite und achtsame Menschen und appellierte an das gesellschaftliche Engagement jedes Einzelnen. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt ergriff Manfred Lütz das Wort. Der Psychiater, Psychotherapeut, Theologe, Berater des Vatikans, Bestsellerautor und Kabarettist leitete von 1997 bis 2019 das Alexianer-Krankenhaus in Köln. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich im Bereich der Kooperation von behinderten und nicht behinderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Daher waren die rund 150 Zuhörerinnen und Zuhörer gespannt darauf, was diese Persönlichkeit im Rahmen einer Gedenkfeier zu sagen hatte. Lütz: Trump und Putin sind nicht gestört oder krank, sondern mafiös Was folgte, war ein dicht gewebtes Themennetz aus nachdenklichen, spitzfindigen, kritischen, historischen und christlichen Gedanken, brillant wie unterhaltsam vorgetragen. Bei seiner Rede verknüpfte Lütz seine psychologische Sicht auf die verantwortlichen Politiker der Welt mit der Einordnung der gegenwärtigen krisenhaften Situation. So gehöre das Böse, wie zum Beispiel in Hitler und Stalin manifestiert, zum Menschen dazu und könne nicht einfach als Krankheitsbild abgetan werden. Auch Trump und Putin seien nicht gestört oder krank, sondern unmoralisch beziehungsweise mafiös. Die Aufgabe der Medien und jedes Einzelnen bestehe nun darin, dies zu erkennen und nicht bloß zu lamentieren. Man dürfe sich darüber empören, aber es brauche auch eine andere Politik, die die persönlichen Befindlichkeiten der Herrscher in der Welt berücksichtige. &bdquo;Wir müssen mit der Situation, wie sie ist, klarkommen. Merz macht das gut“, so Lütz. Immer wieder führten spontan eingestreute, witzige Exkurse zur Auflockerung der tiefsinnigen Ausführungen des Redners, der auch sich selbst gern aufs Korn nahm. Hier einige Kostproben: &bdquo;Auch der Westfale hat Humor – nur später“, &bdquo;Wer hier normal ist, entscheide ich, ich bin Chefarzt“ oder &bdquo;80 Prozent der Deutschen macht die Arbeit keinen Spaß; deshalb wird sie ja bezahlt“. Lesen Sie auch: Manfred Lütz findet in Rom einen Friedhof am schönsten Beeindruckend mutig waren auch Lütz Bewertung der AfD als &bdquo;schlimmste rechtsradikale Partei Europas“. Da die gesellschaftliche Entwicklung viele Menschen überfordere (z. B. Globalisierung, Multikulturalismus), suchten sie Antworten bei eben dieser Partei. Nur wenn man zu diesen Menschen Beziehungen aufbaue und mit ihnen rede, könne dies verhindert werden. Auch die außenpolitische Situation bezeichnete Lütz als &bdquo;gefährlich“. Nur eine aktive Auseinandersetzung statt pessimistischer Klage sowie die bewusste Vorbereitung auf Krisen in Kombination mit fähigen, analysierenden Politikern könne Veränderungen in der Gesellschaft und Politik erreichen. Dabei sollte vermieden werden, andere - moralisch - an den Pranger zu stellen. Aus Fehlern lernen und christliche Werte leben in allen öffentlichen Bereichen – das seien die Pfeiler der Demokratie.

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