
Paderborn. Kunstwerke bleiben im Straßenbild oft unbemerkt. Sie haben sich so in die Umgebung eingefügt, dass ihre Geschichte nicht hinterfragt wird und unbekannt bleibt. Christian Brinkschröder möchte das in Bezug auf die Werke seines Großvaters in Paderborn ändern.
Entstanden ist ein digitaler Stadtrundgang, der die Geschichte ausgewählter Kunstwerke von Josefthomas „Joto“ Brinkschröder zeigt. Dabei war es seinem Enkel wichtig, die Tour möglichst kurzweilig zu konzipieren. Wie in einer Instagram-Story können sich die Nutzerinnen und Nutzer der Website durch die Ausstellung klicken oder auf dem Smartphone „wischen“.
Unterstützung für das Projekt gab es vom Stadt- und Kreisarchiv, der Tourist-Information und dem Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Stadtmarketing. „Die Tour ist eine Möglichkeit, Joto ganz neu kennenzulernen“, verspricht Stadtmarketingchef Jens Reinhardt.
Gestaltung des Paderborner Rathauses
Joto Brinkschröder (1909-1992) war ein bekannter Paderborner Bildhauer und Maler. Nach einer Bildhauerlehre und Studien in Bielefeld und Berlin arbeitete er ab 1945 freischaffend in seiner Heimatstadt. Sein Werk umfasst Glasmalerei, Holz-, Stein- und Metallarbeiten sowie Mosaike.

Besonders bekannt ist seine Gestaltung des Paderborner Rathauses: Glasfenster, ein ornamentales Treppengeländer und Türen zählen zu seinen Werken. Viele seiner Arbeiten finden sich auch in Kirchen und öffentlichen Gebäuden rund um Paderborn. 2019 ehrte ihn das Stadtmuseum mit einer Ausstellung zum 110. Geburtstag.
Die Erinnerung digital gestalten
Seinem Enkel war wichtig, die Erinnerung an seinen Großvater auch digital zu gestalten. „Früher kannte jeder in Paderborn meinen Großvater, heute verblasst er im Gedächtnis. Digital hat er bis vor Kurzem noch gar nicht stattgefunden“, erklärt Christian Brinkschröder. Daher schrieb er einen Wikipedia-Eintrag, legte einen Instagram-Account an sowie eine Website. Auch der Stadtrundgang ist über eine Website erreichbar und damit ein kostenloses Angebot (www.brinkschroeder-paderborn.de).

Die online vorgestellten Kunstwerke sind über die Paderborner Innenstadt verteilt. Die Tour startet am Liborius-Brunnen auf dem Kamp, führt über das Rathaus, den Domplatz und das Paderquellgebiet, bevor sie am Detmolder Tor endet. Eine interaktive Karte auf der Webseite führt zu den einzelnen Standorten. Die reine Gehzeit beträgt etwa 30 Minuten, schätzt Christian Brinkschröder. Die Tour wird nur bis zum 31. Oktober angeboten: „Ich sehe sie als eine Art Ausstellung und möchte sie zeitlich begrenzen“, so Brinkschröder.

Zu dem Projekt gehört auch die Reinigung des Berliner Steins am Detmolder Tor. Die Skulptur aus rotem Quarzsandstein ist über die Jahre durch Umwelteinflüsse und Bewuchs stark verschmutzt. „Unsere Stadtführung soll auf den Zustand öffentlicher Kunst allgemein aufmerksam machen“, erklärt Brinkschröder. Mithilfe der Sponsoren Bildhauerei Diwo, Malermeister Kloke und dem Ingenieurbüro Andreas Nolte wird der Stein im Oktober fachgerecht gereinigt - die Kosten sollen zwischen 1.000 und 2.000 Euro liegen.