Er ist einer von wenigen Paderbornern mit dem Namen Liborius

Paderborn. Dass er irgendwann nach Paderborn ziehen würde, war auf gewisse Weise seit seiner Geburt vorbestimmt. Trägt er doch einen Namen, der seit Hunderten Jahren eng mit der Stadt verbunden ist. Ganz besonders während der Libori-Feierlichkeiten. Liborius Diekstall, der in Cloppenburg aufwuchs, ist einer der wenigen Paderborner, die aktuell den Namen des für die Stadt wichtigen Heiligen tragen. Dem Mann seiner Tante habe er seinen Vornamen zu verdanken, sagt der 92-jährige Diekstall. Dieser stammte aus dem Sauerland und habe selbst Liborius geheißen. Onkel und Tante wünschten sich, dass sich der Name auch in Cloppenburg verbreitet. Also versuchten sie, Diekstalls Eltern zu überzeugen. Beim sechsten Kind hat es geklappt, erzählt Liborius Diekstall mit einem Schmunzeln. Freunde und Bekannten nennen ihn auch Libo oder Libi. &bdquo;Weil der Vorname eine Rarität ist, musste ich ihn in der Schule buchstabieren“, berichtet er. Erst zum Ende seiner Schulzeit erfuhr er, welch große Rolle sein Name in der Paderstadt spielt. &bdquo;Die letzte Klassenfahrt als Schüler ging nach Paderborn; da habe ich das erste Mal vom heiligen Liborius gehört.“ Zu dem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass er künftig noch viel öfter von dem Heiligen und dem nach ihm benannten Liborifest hören wird. Liborius-Namensvetter lehrte jahrzehntelang an einem Paderborner Gymnasium Nach seinem Lehramtsstudium in Münster fand Liborius Diekstall eine Anstellung am Gymnasium Theodorianum. Seine Ehefrau, die mit Erdmute einen heutzutage ebenfalls seltenen Vornamen hat, und er zogen daraufhin nach Paderborn. Ihre erste Wohnung hatten die beiden ab 1960 in Theo-Nähe am Rathausplatz, sodass sie während der Libori-Feierlichkeiten mitten im Trubel lebten. &bdquo;Wir haben von vornherein mitgefeiert und unseren Urlaub um Libori herum gelegt. Der Liboritusch und die Erhebung des Schreins gehören einfach dazu“, erzählt Erdmute Diekstall. Seit mittlerweile knapp sechs Jahrzehnten lebt das Ehepaar, das vor wenigen Monaten Eiserne Hochzeit feierte, in einem Eigenheim in Wewer. Hat er denn schon mal Kapital aus seinem Vornamen geschlagen – etwa mit kostenlosem Bier auf Libori? &bdquo;Nein“, antwortet Liborius Diekstall lachend. Seine Frau ergänzt: &bdquo;Das haben wir aber auch gar nicht versucht.“ Während seiner Zeit am Theo, wo er jahrzehntelang Latein, Griechisch und katholische Religion lehrte, habe er einmal einen Namensvetter kennengelernt, erzählt der pensionierte Lehrer. Lesen Sie auch: Was es mit dem Libori-Wunder und dem Paderpfau auf sich hat Nur fünf Paderborner haben Liborius als ersten Vornamen Früher sei der Name wohl verbreiteter gewesen, meint Erdmute Diekstall. Wenn man ganz weit zurückblickt – rund 400 Jahre – findet sich mit Liborius Wichard sogar ein Paderborner Bürgermeister. Heute lässt sich die Namensverbreitung an einer Hand abzählen: Wie das Standesamt auf NW-Nachfrage mitteilt, haben fünf Personen in Paderborn Liborius als ersten Vornamen. Einer von ihnen ist Diekstall. Außerdem tragen aktuell 35 Paderborner Liborius als zweiten Vornamen, sechs Personen als dritten Vornamen und drei als vierten Vornamen. Das Libori-ABC: Was das Paderborner Volksfest ausmacht Wie aus den Jahresstatistiken des Standesamtes hervorgeht, wurden seit 2018 vereinzelt Kinder nach dem Heiligen benannt. Ein Neugeborener erhielt 2022 als ersten Vornamen Liborius. Fünf weitere Babys – geboren 2020, 2021 und 2023 – haben Liborius als zweiten Vornamen. Sehr selten in Deutschland taucht Liborius auch als Nachname auf, in Paderborn ist dies aber nach Angaben des Standesamtes nicht der Fall. In der Familie Diekstall gibt es übrigens keinen Liborius-Nachfolger. Die Kinder und Enkelkinder des Weweraner Ehepaares tragen andere Namen.

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