Kultur zu Libori

Paderborner Amateurtheater: Trauerfeier mit Stromberg-Humor und Genderdebatte

Bei Libori wird es politisch. Das Jath zeigt die Komödie „Kalter Weißer Mann“. Mit scharfem Witz und trockenen Pointen nimmt sich eine zerstrittene Firmenbelegschaft den großen sozialen Streitpunkten unserer Zeit an.

Verhärtete Fronten bei Nachfolger Horst Bohne (Manfred Schlaffer) und Head of New Development Alina Bergreiter (Susanne Voß). | © Julia Spiekerkötter

27.07.2025 | 28.07.2025, 07:44

Paderborn. In der ersten Libori-Woche wird das Deelenhaus allabendlich zur Kapelle. Das Jath – Paderborner Amateurtheater, lädt mit der Komödie „Kalter Weißer Mann“ zu einer absurd-komischen Trauerfeier ein.

Im Stück versammelt sich die Belegschaft der Feinwäsche Steinfels GmbH, um ihrem verstorbenen Firmenpatriarchen einen würdevollen Abschied zu bereiten. Manfred Schlaffer als rentenberechtigter Nachfolger der Geschäftsführung, Eberhard Schrebb als überforderter Pfarrer, Susanne Voß und Carsten Schlussus als neurotische Social-Media-Experten sowie Gundula Zelink-Schrebb als treue Sekretärin und Bassel Hamoud als Millennial-Praktikant sorgen für wortwitzige Diskussionen und legen einander rhetorische Fallstricke.

Der einst gut geordnete Ablauf der Trauerfeier gerät bei der Diskussion rund um das Gendersternchen auf der Trauerschleife völlig aus den Fugen. Was folgt, sind 90 Minuten pointierter Generationenkonflikt, Geschlechterkampf, Social-Media-Wahnsinn und absurde Firmenpolitik in der Welt der Feinwäsche.

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Für den Pfarrer (Erhard Schrebb) wird die Gedenkfeier mit der Steinfels GmbH zur Glaubensprobe. - © Julia Spiekerkötter
Für den Pfarrer (Erhard Schrebb) wird die Gedenkfeier mit der Steinfels GmbH zur Glaubensprobe. | © Julia Spiekerkötter

Provokante, bissige Dialoge, aber kein versöhnlicher Kompromiss

Das Stück greift zahlreiche gesellschaftliche Reibungspunkte auf und scheut dabei nicht vor provokanten, bissigen Dialogen zurück. Was fehlt, ist ein versöhnlicher Kompromiss – ganz wie im realen gesellschaftlichen Diskurs.

Die 22-jährige Eve Lindenbeck besucht das Paderborner Amateurtheater schon seit Jahren mit ihrer Familie und sagt: „Das Ensemble hat einen guten Zugang zu diesem besonders aktuellen Thema gefunden. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch bei einem jüngeren Publikum gut ankommt. Als queere Person finde ich es toll, dass dieses Thema auf der Bühne behandelt wird und dabei einen Blick auf die Perspektiven der verschiedenen Generationen ermöglicht.”

„Ich fand das Thema genial auf die Spitze getrieben – wie Kleinigkeiten eskalieren und sich gegenseitig zur Last gelegt werden, das gibt Stoff zum Nachdenken“, meint Besucherin Astrid Graefe. „Das Amateurtheater steht bei mir jedes Jahr zu Libori auf dem Programm. Das ist für mich das Schöne daran: Die Verbindung von Kirche, Kirmes und Kultur. Dieses Miteinander und die verschiedenen Angebote machen Libori so besonders“, ergänzt sie.

Autoren des Stückes haben auch Stromberg und Pastewka geschrieben

Verfasst wurde die Komödie von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob, die sich als Autoren von Erfolgsserien wie Stromberg und Pastewka einen Namen gemacht haben. Beide zählen zu den prägenden Stimmen der deutschen Comedyszene.

Weitere Abendvorstellungen werden im Deelenhaus täglich bis einschließlich Freitag, 1. August, stattfinden. Tickets sind über das Paderborner Ticketcenter am Königsplatz oder, wenn verfügbar, an der Abendkasse erhältlich. Ein Ticket kostet regulär 15 Euro, Ermäßigte zahlen 13 Euro.