Hühnchen in Windeln: Keine Ermittlungen gegen Paderborner Erzbischof

Paderborn. Eine Kunstdarbietung während des Festakts zur Eröffnung der Ausstellung &bdquo;775 Jahre Westfalen“ im Paderborner Dom – vor den Augen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier – schlägt hohe Wellen. Ein Rechtsanwalt aus Iserlohn hat Anzeige gegen Erzbischof Udo Markus Bentz erstattet. Es geht um die Frage, ob die religiöse Stätte entweiht wurde. Die Staatsanwaltschaft Paderborn hat die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens allerdings abgelehnt. Der Festakt des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) mit 450 geladenen Gästen war prominent besetzt. Neben Steinmeier waren am 15. Mai auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Georg Lunemann, Direktor des LWL, im Dom. Während der Veranstaltung traten zwei Männer und eine Frau des Tanztheaters &bdquo;Bodytalk“ aus Münster mit Auszügen aus dem Projekt &bdquo;Westfalen Side Story“ auf. Mit Sensen in den Händen tanzten sie am Altar zum 1980er-Jahre-Song &bdquo;Live is Life“. Irgendwann nahmen sie Windeln tragende Hühnchen in die Hände. Eine Entrüstung war in diesem Moment nicht im Dom zu spüren. Empörung machte sich auch nicht breit, eher Verwunderung hier und da. &bdquo;Irritation“ hätten aber Erzbischof Bentz und Dompropst Joachim Göbel empfunden. Das teilte das Erzbistum auf &bdquo;NW“-Nachfrage mit. Der Grund: &bdquo;Die künstlerische Gestaltung der Performance durch das Ensemble Bodytalk“ sei &bdquo;im Vorfeld weder dem Metropolitankapitel, das den Hohen Dom als Veranstaltungsort zur Verfügung stellte, noch dem LWL, der für die Veranstaltung verantwortlich zeichnete“ bekannt gewesen. Festakt im Dom: Bundespräsident Steinmeier würdigt in Paderborn die Region Westfalen LWL verweist auf Änderung im Programm Eine Änderung der Darbietung deutete auch Frank Tafertshofer, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim LWL, an. Jener Teil der Tanzperformance mit den Sensen sei dem LWL bekannt gewesen, schon wegen der Abstimmung mit dem Bundeskriminalamt bezüglich der Sicherheit. &bdquo;Im zweiten Teil hätte aber ein Saxofonist spielen sollen“, sagte Tafertshofer. Dieser sei offenbar erkrankt gewesen, und es habe die Änderung gegeben. Der LWL habe aber keine Kenntnis darüber gehabt. Über eine Telefonnummer auf der Internetseite von &bdquo;Bodytalk“ war die Gruppe am Dienstag nicht für eine Nachfrage erreichbar. 1.250 Jahre Westfalen: Sonderausstellung in der Kaiserpfalz in Paderborn Unterdessen deutet das Erzbistum auf Versuche hin, den Vorfall politisch zu instrumentalisieren – auch wenn &bdquo;es glaubhafte Schilderungen über eine ernsthaft empfundene Verletzung religiöser Gefühle bei einigen Gläubigen“ gebe, die das Erzbistum &bdquo;sehr ernst“ nehme und bedauere. Beispielsweise gibt es derzeit eine Onlinepetition von &bdquo;Citizen.Go“. Laut frei verfügbaren Informationen im Internet soll es sich hierbei um eine konservative bis rechtskonservative Stiftung in Spanien handeln. Bis Dienstag hatten sich mehr als 23.500 Personen der Petition angeschlossen: &bdquo;Gegen die Entweihung des Paderborner Domes: Für den Schutz unserer heiligen Stätten“. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn. Staatsanwaltschaft Paderborn zur Anzeige: &bdquo;Keine Anhaltspunkte für Straftat“ Die Anzeige des Iserlohner Rechtsanwaltes richtete sich den Angaben zufolge einerseits gegen Unbekannt, andererseits gegen Erzbischof Bentz, &bdquo;Verantwortliche des Landschaftsverbands Westfalen Lippe (LWL)“ sowie gegen das Tanzensemble. Ihnen warf der Rechtsanwalt im eigenen Namen (der Redaktion bekannt) sowie für nicht weiter benannte Personen etwa eine &bdquo;Störung der Religionsausübung“ und eine &bdquo;Beschimpfung der Bekenntnisse“ vor. Nach dem Eingang der Anzeige hat die Staatsanwaltschaft Paderborn geprüft, ob sie ein Ermittlungsverfahren einleitet. Dies wurde abgelehnt, wie Pressesprecher Thomas Heinz am Freitag, 4. Juli, mitteilte: &bdquo;Dem Vorbringen waren keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für das Vorliegen einer verfolgbaren Straftat zu entnehmen.“ Es sei davon auszugehen, dass der Erzbischof keine Kenntnis von der Darbietung gehabt habe, &bdquo;die letztlich auf einer kurzfristigen, eigenmächtigen und nicht kommunizierten Änderung seitens der Performancegruppe Bodytalk basierte“. Dies gelte auch für die LWL-Verantwortlichen. &bdquo;Letztlich bestanden auch bezüglich der Künstler keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für das Vorliegen einer verfolgbaren Straftat“, so Heinz abschließend. Eine Beschimpfung des katholischen Glaubens - auch wenn die Performance subjektiv als anstößig empfunden worden sei - sei nicht festzustellen gewesen. Anm. d. Red. (4. Juli): Dieser Artikel wurde aktualisiert, nachdem die Staatsanwaltschaft die Einleitung eines Verfahrens abgelehnt hat.

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