In 6.000 Metern Höhe: Paderborner geht mit 67 Jahren auf Weltrekordjagd

Paderborn. Für die meisten Menschen in seinem Alter wären Abenteuer in schwindelerregenden Höhen von 6.000 Metern eine ferne Vorstellung. Doch für Tom Brand aus Paderborn ist es gelebte Leidenschaft. Der 67-Jährige hat sich seit fast 42 Jahren dem Fallschirmspringen verschrieben – einer Sportart, die für ihn weit mehr ist als bloß ein Adrenalinkick. Besonders angetan hat es ihm der Formationsflug. Die Kombination aus Präzision, Teamarbeit und körperlicher Fitness treibt Tom Brand an, mit Leidenschaft zu trainieren und Rekorde zu jagen. &bdquo;Ich werde im März 68. Wenn wir den Weltrekord diesmal schaffen, dann wird das wahrscheinlich mein letzter großer Formationssprung sein“, sagt Brand, der mit einer faszinierenden Mischung aus Begeisterung und Nachdenklichkeit über sein Hobby spricht. Verlosung: Gewinnen Sie VIP-Tickets für das SC-Paderborn-Spiel gegen Greuther Fürth 129 Fallschirmspringer aus 13 Ländern versammeln sich in Florida Der Weltrekord, von dem er redet, ist keine gewöhnliche Herausforderung: Es geht um eine sogenannte Canopy-Formation (CF), eine Fallschirm-Formation, bei der Springer unter geöffneten Schirmen präzise Formationen in der Luft bilden. Bereits 2007 gehörte Brand als einer von zwei Deutschen (Anm. d. Red.: Der zweite ist Thomas Rohde-Seelbinder aus Berlin) zu einem Team von 100 Springern, das einen Weltrekord aufstellte. Nun will er diesen Meilenstein übertreffen. Der letzte große Versuch, die Marke von 100 Fallschirmspringern zu knacken, fand im November vergangenen Jahres in Lake Wales, Florida, statt. 129 Springer aus 13 Ländern hatten sich dort versammelt. Doch widrige Bedingungen machten den Traum von einer 121er-Formation zunichte. &bdquo;Wir haben es nur zu einer 81er geschafft“, erinnert sich Brand. Es war ein Rückschlag, doch für jemanden wie ihn kein Grund aufzugeben. Stattdessen steht er bereit, es erneut zu versuchen. &bdquo;Ich hoffe, dass wir dieses Jahr im November erfolgreich sind. Danach werde ich mich auf kleinere Wettkämpfe konzentrieren – Weltmeisterschaften in kleineren Formationen, wie dem Vierer oder Achter. Diese Großformationen sind einfach unglaublich fordernd“, erklärt er. Paderborner Tom Brand: Fallschirmspringen ist enorme Belastung für den Körper Die Herausforderungen sind vielfältig. Frühmorgens, oft um 5 Uhr, starten die ersten Versuche. Stundenlange Konzentration ist gefragt, denn jeder einzelne Springer muss exakt die vorgesehene Position einnehmen. &bdquo;In der Luft ist es nicht immer Spaß, sondern volle Konzentration. Ein einziger Fehler kann alles zunichtemachen. Diese großen Formationen sinken auch deutlich schneller, was zusätzliche Präzision erfordert“, sagt Brand. Und dann ist da noch die körperliche Belastung. &bdquo;Fallschirmspringen macht dich nicht fit. Du musst vorher fit sein. Besonders die Arme müssen viel aushalten.“ Ein Weltrekord dieser Größenordnung erfordert mehr als nur Willenskraft. Die logistischen Herausforderungen sind enorm. &bdquo;Lake Wales ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo solche Formationen möglich sind. Die Infrastruktur dort ist beeindruckend – mehrere Flugzeuge werden aus den USA zusammengezogen, Sauerstoff wird bereitgestellt, weil wir auf bis zu 6.000 Meter Höhe gehen“, erzählt Brand. Sauerstoffmasken im Flugzeug sind dabei Pflicht, um die Strapazen der dünnen Luft zu bewältigen. &bdquo;Das ist ein Aufwand, den nur wenige Sprungzentren leisten können.“ Lesen Sie auch: Zwei Freunde eröffnen in Paderborn die erste Gaming-Bar in OWL Paderborner verbindet Jagd nach Weltrekord mit Urlaub in den USA Auch die Finanzierung ist ein Thema. &bdquo;Jeder zahlt alles selbst“, erklärt der Rentner. &bdquo;Die Flüge, die Sprünge – alles geht aus eigener Tasche. Es ist eine Ehre, bei so etwas dabei zu sein.“ Sponsoren gibt es kaum. Dennoch sieht der Paderborner dies nicht als Bürde, sondern als Teil der Leidenschaft. &bdquo;Ich hänge meistens noch einen Urlaub dran, wenn ich schon mal in den USA bin.“ Ein Weltrekord ist nichts, was dem Zufall überlassen wird. Wochen und Monate an Planung sind nötig, um alle Springer und deren Ausrüstung aufeinander abzustimmen. &bdquo;Das fängt bei der Schirmgröße an“, erklärt Brand. &bdquo;Das Verhältnis zwischen Körpergewicht und Schirmfläche muss perfekt passen. Wenn das nicht stimmt, kannst du nicht mithalten.“ Auch die Positionen in der Formation werden akribisch verteilt. &bdquo;Einige Positionen sind einfacher, andere erfordern absolute Präzision. Wer nicht schnell genug andockt, wird knallhart aussortiert.“ Dieses Perfektionsstreben ist Teil der Faszination, die die Großformationen für Brand ausmacht. &bdquo;Die Freude danach ist immer riesig. Mit so vielen Menschen zusammen eine Leistung zu schaffen, ist einfach unbeschreiblich. Natürlich mache ich auch gerne Wettkämpfe in kleineren Teams, aber diese großen Formationen sind etwas ganz Besonderes.“ Lesen Sie auch: Paderborner Asphaltsurfer freuen sich über eine besondere Auszeichnung Paderborner Tom Brand startet letzten großen Weltrekordversuch Für Tom Brand ist der kommende Rekordversuch im November mehr als nur ein sportliches Ziel. Es ist ein persönlicher Abschluss eines Kapitels, das ihn über Jahrzehnte geprägt hat. &bdquo;Ich werde weiterhin springen, aber die großen Sachen lasse ich dann hinter mir. Die sind einfach zu anstrengend. Es wäre schön, den Rekord noch einmal zu brechen, bevor ich mich davon verabschiede. Es wäre ein Rekord für die Ewigkeit.“ Ob der Rekord gelingt oder nicht, für Tom Brand ist das Fallschirmspringen längst mehr als nur ein Hobby. Um genau zu sein, seit 1983. Es ist eine Lebensphilosophie, ein Beispiel für den unermüdlichen Drang, Grenzen zu überschreiten – auch in einer Höhe von 6.000 Metern. 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