Angriffe auf Busfahrer und eigene Eltern: Milde Strafe für randalierenden Paderborner

Paderborn. Um Haaresbreite hätte Deniz C. (Name geändert) eine empfindliche Gefängnisstrafe gedroht. Denn er stand im Verdacht, sich der räuberischen Erpressung schuldig gemacht zu haben. Die Opfer: seine eigenen Eltern. Tatort: das Schlafzimmer von Mutter und Vater. Auch außerhalb seiner Familie fiel er eine Zeit lang mit aggressivem Verhalten auf. Trotzdem fand die 1. Große Strafkammer des Landgerichts Paderborn nach drei Verhandlungstagen zu einem milden Urteil. Die Eltern des 45-jährigen Paderborners hatten mehrfach die Polizei angerufen. Jedes Mal randalierte ihr Sohn und verlangte Geld. Stets war Deniz C. sehr unzugänglich, denn er ist seit ein paar Jahren psychisch krank. Das hänge wahrscheinlich mit seinem Cannabis- und Kokainkonsum zusammenhängt, weiß er selbst sehr gut, denn er war schon häufiger genau deswegen in der Psychiatrie. Als er vor mehr als zwei Jahren abends bei seinen Eltern auftauchte, um wieder mal Geld zu verlangen, war Deniz C. krankheitsbedingt anscheinend außer sich. Denn selbst als sich Vater und Mutter im Schlafzimmer einschlossen, mochte er nicht nachlassen. Er trat die Tür ein und droht mit einem Messer in der Hand, dass er die Eltern &bdquo;totmachen“ werde. Der Vorfall verlief glimpflich, der Vater erlitt lediglich eine kleine Verletzung im Mundbereich. Lesen Sie auch: Prozess in Paderborn: Sohn sorgt im Elternhaus für Angst und Schrecken Unterbringung in Psychiatrie kommt für die Paderborner Richter nicht infrage Weil an diesem Abend der 45-Jährige laut einem psychiatrischen Gutachten wahrscheinlich krankheitsbedingt gar nicht in der Lage war, sein Verhalten zu steuern und sein Unrecht einzusehen, sprechen ihn die Richter unter dem Vorsitz von Eric Schülke von diesem Vorwurf frei. Eine Unterbringung in der Psychiatrie kommt für sie allerdings nicht infrage, weil ähnliche, krankheitsbedingte Ausfälle, die die Allgemeinheit gefährden würden, seitdem nicht mehr zu registrieren waren. Für eine verbale und körperliche Attacke gegen einen Busfahrer und sein Widerstand gegen Polizeibeamte, für einige Beleidigungen gegen Ordnungshüter sowie eine Drohung gegen seine Mutter wird er hingegen bestraft. Denn bei diesen Taten war Deniz C. laut Gutachter sehr wohl im Besitz seiner geistigen Kräfte und damit voll schuldfähig. Er muss, wie von Verteidiger Benedikt Klein beantragt, eine Geldstrafe zahlen. Die Kammer spricht sich für insgesamt 210 Tagessätze zu je 20 Euro aus. Paderborner zahlt attackierten Busfahrer sofort Schmerzensgeld Dabei, so ihre Ansicht, müsse nicht nur berücksichtigt werden, dass Deniz C. gemäß einem vor Gericht geschlossenen Vergleich dem Busfahrer sofort ein Schmerzensgeld in Höhe von 500 Euro zahlen will. Diese Tat liege immerhin schon länger als drei Jahre zurück, bilanzieren die Richter, die andere Übergriffe auf die Eltern letztlich nicht ahnden konnten - schließlich mochten weder Vater noch Mutter vor Gericht von ihren belastenden Erlebnissen mit dem Sohn sprechen. Lesen Sie auch: Prozess vor dem Paderborner Landgericht: Ein Mann im Ausnahmezustand Wenn es vor Gericht um Gewalttaten innerhalb einer Familie gehe, &bdquo;steht und fällt alles mit der Aussagebereitschaft der Zeugen“, erklärt der Vorsitzende Richter, um dann zum Schluss an Deniz C. zu appellieren. Dessen Betreuer hatte berichtet, dass der 45-Jährige nach einem dreimonatigen Aufenthalt bei Verwandten in der Türkei auf einem guten Weg sei. Sein Klient nehme seine Medikamente zuverlässig und regelmäßig ein, verzichte hingegen auf Cannabis und Co. Deniz C. wolle sich wieder einen Job suchen - mit dem Ziel, in nicht allzu ferner Zeit zu seiner Frau und den Kindern zurückzukehren. &bdquo;Wir hoffen, dass es weiter gut geht auf diesem Weg“, gibt Richter Schülke dem Angeklagten mit.

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