Folgen der US-Wahl für die Wirtschaft im Kreis Paderborn

Paderborn. Eigentlich steht weder in Deutschland noch in Paderborn unmittelbar eine Wahl bevor. Trotzdem kann ein Urnengang starke Auswirkungen hier für die Region haben: die US-Wahl. Denn mit Kamala Harris und Donald Trump könnte eine sehr unterschiedliche Wirtschaftspolitik folgen. Und das ist für Unternehmen aus dem Kreis Paderborn nicht irrelevant. Denn die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Exportmarkt für viele Unternehmen. 2024 werden die USA voraussichtlich auch wieder China als weltweit wichtigsten Handelspartner Deutschlands insgesamt ablösen, heißt es vonseiten der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Das erklärt auch Jan Lutz Müller, Referent für internationale Themen, von der IHK in Ostwestfalen. &bdquo;Die USA sind außerhalb Europas unser wichtigster Außenhandelspartner“, sagt Müller. Welche Auswirkungen die Wahl von Harris haben könnte Aber was planen Harris und Trump? Beide Präsidentschaftskandidaten beabsichtigen, die Unternehmenssteuer anzupassen. Kamala Harris plant eine Anhebung von derzeit 21 auf 28 Prozent und eine stärkere Regulierung der Unternehmen. Für Paderborner Unternehmen könnte das Auftragsrückgänge bedeuten. Lesen Sie auch: Liveticker zur US-Wahl: Wer wird neuer Präsident der USA? Zugleich würden Standortverlagerungen in die USA weniger attraktiv, was zur relativen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands beitrüge. Die vom Harris-Lager angestrebte Förderung grüner Technologien könnte wiederum Geschäftschancen für deutsche Unternehmen schaffen. Trump würde laut der DIHK einen anderen Weg gehen. Was Donald Trump plant So plant er Steuersenkungen von 21 auf bis zu 15 Prozent. Das würde Anreize verstärken, in den USA zu investieren, – möglicherweise zulasten auch deutscher Standorte. Unternehmen, wie beispielsweise Benteler betreiben bereits US-Standorte. Im Falle eines Trump-Wahlsieges könnten zudem Strafzölle in Höhe von zehn Prozent auf US-Importe eingeführt werden. Dieser würde deutsche Exportgüter ebenfalls schwer treffen. Bei all diesen Punkten müssen man jedoch etwas beachten, sagt Müller: &bdquo;Die Politik auf der Ebene der Staaten unterscheidet sich häufig von der auf Landesebene, wo ein wesentlich rauerer Ton herrscht“, sagt Müller. Außerdem: Welche Unternehmen vom US-Wahlergebnis hier im Kreis Paderborn betroffen sein werden, hänge zudem von der Branche ab. Und: &bdquo;Unternehmen planen langfristig über viele Jahre unabhängig von einer Wahl“, sagt Müller. Stahlunternehmen Benteler äußert sich zu US-Wahl Trotzdem könnten ein Wahlsieg Trumps und seine mögliche Erhöhung von Strafzöllen auf Importe bereits strauchelnde Industrien treffen. Zum Beispiel die Automobilbranche. So drohte Trump der deutschen Autoindustrie bereits bei seinen Wahlkampfauftritten: &bdquo;Ich will, dass deutsche Autohersteller amerikanische Autohersteller werden. Sie sollen ihre Fabriken in den USA bauen.“ Lesen Sie auch: Update: 450 Benteler-Beschäftigte in Paderborn streiken für mehr Lohn Das scheinen Unternehmen, wie Benteler, im Blick zu haben, deren Produktion zu großen Teilen die Automobilindustrie beliefert. Auf &bdquo;NW“-Nachfrage erklärt ein Unternehmenssprecher die Position zum US-Markt: &bdquo;Mit sechs Standorten und rund 1.700 Mitarbeitenden sind die USA ein wichtiger Teil der Benteler Gruppe.“ Benteler verfolge dabei einen &bdquo;Local-for-Local“-Ansatz. Es werde also möglichst nah am Kunden produziert. Das mache das Unternehmen auch resilienter gegenüber Handelsbarrieren. Das bedeutet, dass Benteler bereits vor Ort in den USA arbeite und so den Effekt von Strafzöllen verringern könnte. So sieht es bei Claas im Kreis Paderborn aus Trotzdem herrsche bei Benteler die Überzeugung, die Herausforderungen der Industrie, mit grenzüberschreitender Zusammenarbeit zu lösen und nicht mit nationalem Protektionismus. Zugleich verweist das Unternehmen darauf, dass es grundsätzlich politisch neutral agiere. Der Landmaschinenhersteller Claas, der ebenfalls im Kreis Paderborn tätig ist, erklärt, dass die US-Wahl für das Unternehmen von Bedeutung sei. &bdquo;Für Claas und unseren Standort in Paderborn ist der freie Handel mit Landmaschinen in beide Richtungen von entscheidender Bedeutung. Wir hoffen auf eine stabile Handelspolitik, die unser Geschäft nachhaltig unterstützt“, sagt Pressesprecher Tino Fritsch. Unabhängig vom Wahlausgang sei und bleibe die USA ein zentraler Wachstumsmarkt für Landtechnik. Deutsche Industriepolitik sei wichtiger für Kreis Paderborn Den starken Einfluss auf die Industrie bestätigt auch die Gewerkschaft IG Metall aus Paderborn. &bdquo;Im Kreis Paderborn haben zwei tarifgebundene Metall- und Elektrobetriebe amerikanische Muttergesellschaften. In erster Linie liegt es aber an der deutschen und europäischen Industriepolitik, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen“, sagt Konrad Jablonski, erster Bevollmächtigter der IG Metall Paderborn. Amerikanische Wirtschaftspolitik werde deutsche Probleme in keinem Fall lösen. Hier vor Ort bräuchte es Zukunftsinvestitionen in moderne Infrastruktur und staatliche Impulse, die Industrieinvestitionen attraktiver machen würden. Sowohl im Hochstift als auch der ganzen Republik, sagt Jablonski.

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