Paderbornerin gehört dem Bundesvorstand der Grünen Jugend an

Paderborn. Katharina Müller zählt derzeit zu den Hoffnungsträgern in der Grünen Jugend (GJ). Nach internen Auseinandersetzungen und dem Aderlass aufgrund des Austritts vieler Mitglieder will die 23-Jährige den Bundesvorstand verstärken. Am Wochenende (18. bis 20. Oktober) hat sie sich beim 58. Bundeskongress in Leipzig zur Wahl gestellt. Update: Am Samstag ist Katharina Müller als Beisitzerin in den Bundesvorstand der GJ gewählt worden. Das hat sie am letzten Tag des Bundeskongresses auf Nachfrage bestätigt. Neue GJ-Bundesvorsitzende sind Jette Nietzard und Jakob Blasel. Zudem hat auch Laetitia Wendt (23) beim Bundeskongress für das Bildungsteam der GJ kandidiert. Mit Müller und weiteren hat Wendt 2019 die Paderborner Gruppe von Fridays for Future gegründet. Das Ergebnis für Wendt steht aufgrund einer sogenannten Präferenzwahl noch aus. Wendt stammt aus der Paderborner Kernstadt. Seit vergangenem Jahr ist sie GJ-Mitglied. Sie studiert derzeit Politische Theorie im Master in Frankfurt am Main. Über die Wahl in den Bundesvorstand der GJ freue sich Müller sehr. Müller: &bdquo;Jetzt geht es darum, dass wir den Verband gut für die Bundestagswahl im kommenden Jahr aufstellen und unsere Bildungsarbeit weiter stärken.“ Vorbereitung auf den Bundeskongress Von ihrem derzeitigen Heimatort in Rheinland-Pfalz aus hat sich Müller auf den Bundeskongress vorbereitet. In Birkenfeld studiert sie am dortigen Umwelt-Campus, einem Außenstandort der Hochschule Trier, seit Oktober 2023 Wirtschaft und Umweltrecht. &bdquo;Ich bin bereit und möchte mich jetzt einbringen“, hat Müller vor dem Bundeskongress selbstbewusst gesagt. Genug Erfahrung für die Tätigkeit im erweiterten Bundesvorstand als Beisitzerin hat sie bereits. Als früheres Mitglied ist sie im Landesvorstand NRW der GJ von August 2019 bis Dezember 2021 tätig gewesen. Seit April 2024 gehört sie dem Landesvorstand Rheinland-Pfalz an. Dort hat sie aufgrund der Parteistatuten ihren Rücktritt eingereicht, um sich für den Bundesvorstand bewerben zu können. Zudem engagierte sich Müller seit Januar 2019 als Mitgründerin der Paderborner Gruppe von Fridays for Future. In der kommunalen Politik sammelte sie während ihres Abiturs an der Gesamtschule Elsen Erfahrungen als Mitglied des Stadtrates Paderborn und als Teil der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Lesen Sie auch: Fridays for Future ruft zu neuem Klimastreik in Paderborn auf Zudem kommen weitere Funktionen und Ämter in der GJ sowie die Mitgliedschaft im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hinzu. Grüne Politik und Themen wie der Klimawandel beschäftigen Müller und ihre Familie schon lange. So ist ihr Vater Markus Müller Sprecher der BUND-Kreisgruppe Paderborn. &bdquo;Ich bin schon als Kind bei Demos dabei gewesen“, erzählt Müller. Beispielsweise am Braunkohle-Tagebau Garzweiler. Paderbornerin beobachtet Krise der Grünen Jugend Doch warum sind für die GJ jetzt neue Führungspersönlichkeiten wichtig? Inmitten der Krise der grünen Mutterpartei, nach erheblichen Stimmenverlusten, dem Rauswurf durch die Wähler aus dem brandenburgischen Länderparlament, dem neu aufgeflammten Richtungswahlkampf und dem Druck beispielsweise von CDU und CSU, brodelt es auch in der GJ. Und das von der Spitze nach unten. Für Aufsehen haben in den vergangenen Wochen die beiden Vorsitzenden Katharina Stolla und Svenja Appuhn und der weitere Vorstand gesorgt. Sie wollen die GJ verlassen. Und auch in den Landesvorständen sowie in anderen Teilen der GJ wollen Mitglieder austreten, sagt Müller. Sie spricht von 80 Austritten. Insgesamt gehören der GJ etwa 18.000 Mitglieder an. Lesen Sie auch: Partei-Beben: Grüne Jugend-Spitze tritt zurück – &bdquo;sehen keine Perspektive mehr“ Laut Müller gibt es einen weiteren Grund für den Streit in der GJ. Denn Teile wollen offenbar eine ganz andere Politik, als die Grünen derzeit repräsentieren. &bdquo;Der Vorstand hat sich radikalisiert, besonders im vergangenen Dreivierteljahr. Sie haben für alles die marxistische Analyse angewandt“, sagt Müller. Und sie teilt die Vermutung über eine neue Ausrichtung jener austrittswilligen GJ-Mitglieder, die in aktuellen Medienberichten beschrieben wird. &bdquo;Sie wollen eine neue Organisation gründen“, sagt Müller. Und das vermutlich ideologisch nah bei der Linken. Unter dem Hashtag &bdquo;zeitfürwasneues2024“ zeigt beispielsweise ein Instagramkanal mit aktuell fast 16.000 Followern, wie viele junge Menschen bei Bündnis 90/Die Grünen austreten wollen. Die aktuelle Politik der Mutterpartei bewertet Müller so: &bdquo;Zwischen der Partei und den Grünen in der Regierung muss man einen klaren Unterschied machen. Das eine ist zu regieren und das andere eben Parteipolitik. Aber die grüne Politik in der Ampel ist aufgrund vieler Kompromisse mit der FDP oft von der Grünen-Partei entfernt.“ Sanderin will Grüne Jugend stärken Aus ihrer Sicht hat eine wichtige Phase in der Geschichte der GJ begonnen. &bdquo;Wir müssen Verantwortung für die Grüne Jugend übernehmen“, sagt sie. Gerade die Jugendpartei sei es gewesen, &bdquo;wo ich gegen Ungerechtigkeiten kämpfen konnte“. Gerechtigkeit, aber auch die Klimakrise und einen Rechtsruck nennt Müller als politische Grundthemen, mit denen sie sich beim Bundeskongress der GJ den Delegierten zur Wahl stellen wollte. Und sie bekräftigt: &bdquo;Was mich in all den Jahren starkgemacht hat, ist die GJ.“ Die Jugendorganisation habe sich aber zuletzt von der &bdquo;realen Politik entfernt“. Und mit Blick auf ausgeschiedene Entscheidungsträger in der GJ sagt sie offen, dass der Blick auf die Welt und deren Herausforderungen nicht mehr übereinstimmen. Das sagt sie übrigens auch über Greta Thunberg, Ikone von Fridays for Future, die derzeit aufgrund ihrer Haltung zu Israel und für Palästina in der Kritik steht. Müller: &bdquo;Greta Thunberg hat sich selbst ins Aus geschossen.“ Lesen Sie auch: &bdquo;Flucht aus der Verantwortung“: Kritik am Rücktritt der Grünen-Jugend aus OWL In ihre Bewerbungsrede wollte Müller auch Erfahrungen als Teilnehmerin des Freiwilligendienstes in Ecuador von August 2022 bis August 2023 einfließen lassen. Zeitweise in einem Land zu leben, dessen Alltag auch durch Korruption und den Einfluss von Drogenkartellen geprägt sei, habe ihren Erfahrungsschatz erweitert. Familie drückt die Daumen Ob ihr politisches Engagement sie einmal in die Bundespolitik führen wird, mit einem Mandat beispielsweise im Bundestag, lässt sie derzeit offen. &bdquo;Erst einmal will ich zu Ende studieren, meinen Master machen“, sagt sie. Ein Engagement im Bundesvorstand und das Studium: Gelingt das? Müller: &bdquo;Da habe ich keine Bedenken. Während des Abis war ich ja auch im Stadtrat und habe nebenbei noch gekellnert.“ Und Familie und Freunde? &bdquo;Die stehen voll hinter mir“, sagt Müller. Und haben vermutlich am Samstagnachmittag die Daumen gedrückt.

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