Bombenentschärfung in Paderborn: Keine Konsequenzen für Sperrgebiet-Störer

Paderborn. Ein paar Tage war die bei Arbeiten für den neuen Paderauenpark gefundene 500-Kilo-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg das Paderborner Stadtgespräch. Am Sonntagnachmittag kurz nach 15 Uhr war sie erfolgreich entschärft - von Karl-Heinz Clemens aus Elsen: dem Mann für schon so viele Bomben in der Stadt. Dabei konnte Clemens nach seinem Einsatz an der Pader noch nicht einmal nach Hause fahren. Sein Feierabend verzögerte sich, weil ein Sondengänger in Borchen eine zündfähige Weltkriegsgranate entdeckt hatte. Also fuhr Clemens zur Ecke Dörenhagener Straße/Husener Weg und machte auch dieses Kriegsüberbleibsel unschädlich. Zünder der Paderborner Bombe bereitet Probleme Diesem laut Aussage von Polizei-Sprecherin Corinna Koptik &bdquo;kleinerem Einsatz“ war an der Pader eine Entschärfung mit Schönheitsfehlern vorausgegangen: Einer der beiden Zünder der in sechs Metern liegenden Bombe ging problemlos raus. Der andere war etwas deformiert und bereitete Schwierigkeiten. Er wurde vor Ort gesprengt. Zwischendurch musste Clemens seinen Einsatz unterbrechen, weil jemand auf der anderen Straßenseite auf dem Bürgersteig herumlief. Personen im Sperrgebiet in der Paderborner Innenstadt Solche oder ähnliche Fälle mit Personen im evakuierten Sperrgebiet mit einem 500-Meter-Radius um den Fundort, das 3.200 Menschen verlassen mussten, gab es offenbar einige. Anlass genug für Bürgermeister Michael Dreier, der für so etwas &bdquo;überhaupt kein Verständnis“ hatte und rechtliche Konsequenzen forderte. Nur wie könnten diese aussehen? Hier kommt das erste Aber: &bdquo;Da keine Personalien von Störern aufgenommen werden konnten, sind auch keine rechtlichen Konsequenzen möglich“, sagte Stadtsprecher Jens Reinhardt auf &bdquo;NW“-Anfrage. Außerdem könne niemand sagen, um welche Art von Delikt es sich genau gehandelt hätte. Auch die Höhe eines möglichen Bußgeldes sei nicht benennbar. Bisher habe sich bei der Stadt niemand dazu Gedanken gemacht, so Reinhardt. Die rechtliche beziehungsweise strafrechtliche Dimension sei völlig unklar. .responsive23-tgBGxPpM82bwKB8l-map-0928-entschaerfung-paderborn { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-tgBGxPpM82bwKB8l-map-0928-entschaerfung-paderborn { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-tgBGxPpM82bwKB8l-map-0928-entschaerfung-paderborn { padding-top: 142.86%; } } Polizisten aus Gelsenkirchen fahren nach Paderborn Die Räumung des Sperrgebiets hatte sich außerdem verzögert, weil es an genügend Polizei fehlte. Aufgrund eines kurzfristigen Einsatzaufkommens in NRW musste umgeplant werden. So machten sich Polizisten aus Gelsenkirchen auf den Weg an die Pader. Ansonsten sei bei der Evakuierung alles &bdquo;planmäßig verlaufen“, sagte Reinhardt. Immer wieder müssen Bomben entschärft werden Immer wieder werden in Paderborn Bomben gefunden. Wie oft genau, das lässt sich jedoch nicht sagen. Eine Statistik wird nicht geführt, erklärt Reinhardt. Der zuvor letzte Fall liegt jedoch erst fünf Wochen zurück: eine 50-Kilo-Bombe auf dem Betriebsgelände der Firma Bremer an der Wollmarktstraße. Paderborns größte Evakuierung liegt ebenfalls in der jüngeren Vergangenheit. Am 8. April 2018 mussten 26.000 Bürger ihr Zuhause verlassen, weil in der Nähe der Uni eine 1,8-Tonnen-Bombe entschärft wurde. Auch bei der für die Kampfmittelräumung Bezirksregierung Arnsberg gibt es keine Zahlen. Das NRW-Innenministerium teilt lediglich einmal im Jahr die Gesamtzahl der Einsätze mit. So waren es im Jahr 2023 insgesamt 1.133 Bomben, die unschädlich gemach werden mussten. Das sind rund 20 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor (2022: 1.443). Der Rückgang lasse sich laut Land NRW vor allem auf den Rückgang der Bautätigkeit zurückführen, wobei die Bomben entdeckt werden. Zum Vergleich: 2017 wurden 1.946 und 2018 sogar 2.811 Bomben unschädlich gemacht. Insgesamt wurden 4.816 Kampfmittel unschädlich gemacht. Neben Bomben noch Granaten, Minen, Handgranaten, Munition und andere Sprengmittel. Mögliche Bomben auch im Boden der Stadthaus-Baustelle Vielleicht muss Karl-Heinz Clemens in Kürze auch in der Paderborner City tätig werden: an der Baustelle Stadthaus. Im Vorfeld des Projekts erfolgte eine Auswertung der vorliegenden Luftbilder, um etwaige Verdachtsmomente zu erkennen. &bdquo;Im Rahmen der Voruntersuchungen wurde im Jahr 2020 ein Verdachtspunkt am Franz-Stock-Platz lokalisiert und beseitigt“, sagt Stadtsprecher Reinhardt. Lesen Sie auch: Paderborner Krankenhaus erlebt wegen Bombe ein historisches Wochenende Die demnächst laufenden archäologischen Grabungen werden von einem Feuerwerker begleitet. Im Vorfeld der Erstellung der Bohrpfähle erfolgt eine Untersuchung der Bohransatzpunkte durch eine Fachfirma mittels Tiefensondierung. &bdquo;Es kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob sich Kampfmittel in diesem Bereich befinden“, so Reinhardt. &bdquo;Da es sich jedoch um eine bombardierte Zone handelt, ist die Möglichkeit, dass sich Kampfmittel dort befinden, nicht auszuschließen.“ Infos auf neuem Paderborner Parkleitsystem fehlen Aktuelle Informationen über die Evakuierung und Entschärfung hätten auch auf den Displays des neuen digitalen Parkleitsystems an den Straßen Paderborns angezeigt werden sollen. Die Nutzungsmöglichkeit für genau solche Sonderanlässe war im Vorfeld betont worden von Dietmar Regener, Betriebsleiter des Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetriebs Paderborn (ASP), der für die Parkbewirtschaftung zuständig ist. Doch am Sonntag war nichts zu sehen. &bdquo;Das ist so“, sagt Regener. Das Einblenden dieser Texte sei nicht ganz so einfach. Der einzige Kollege, der es derzeit könne, war im Urlaub. Mit der Vertretung sei es nicht gelungen, die Infos aufs Display zu bekommen. Auch ein externer Berater vom Fraunhofer Institut - dieses ist in das Projekt eingebunden - sei dazu kurzfristig ebenfalls nicht in der Lage gewesen. Lesen Sie auch: Was muss ich bei einer Evakuierung wie in Paderborn mitnehmen? &bdquo;Solche Dinge sind immer noch nicht so umgesetzt, wie wir es eigentlich beauftragt haben“, sagt Regener. Das zuständige Software-Unternehmen sitze weiterhin an Verbesserungen. &bdquo;Ich war in der vergangenen Woche noch davon ausgegangen, dass es funktioniert“, so der ASP-Chef. Das neue Parkleitsystem hat insgesamt 1,8 Millionen Euro gekostet. Da kann man nur sagen: Die nächste Gelegenheit, um über eine Bombenentschärfung zu informieren, kommt bestimmt.

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