Kloster Corvey: Sonderausstellung in Paderborn gibt Einblick in eine Denkfabrik des Mittelalters

Paderborn. Die neue Sonderausstellung im Diözesanmuseum Paderborn wirft spannende Fragen auf: Wie wäre die Welt ohne Wissen über die Antike, über den griechischen Philosophen Sokrates, über Cicero, den berühmtesten Redner des alten Roms? Oder über Odysseus, den Helden aus der griechischen Mythologie? Dass wir heute solche Informationen mit einigen Google-Stichworten im Internet abrufen können, haben wir letztlich auch Mönchen des Benediktinerklosters Corvey zu verdanken. Sonderausstellung zum &bdquo;Erbe der Antike“ Wie bedeutsam die Arbeit der Mönche war, zeigt die neue Sonderausstellung &bdquo;Corvey und das Erbe der Antike. Kaiser, Klöster und Kulturtransfer im Mittelalter“ in Paderborn. Am Samstag, 21. September, beginnt die Ausstellung, die bis zum 26. Januar 2025 geöffnet sein wird. Im Mittelalter retteten die Mönche mit Neugier und Akribie das Wissen aus Politik, Philosophie, Kunst, Architektur und Literatur der Antike – auch für die Nachwelt. Und so sind über die frühere Reichsabtei Corvey Inschriften, Texte antiker Autoren und selbst die Abenteuergeschichten um Odysseus überliefert. Lesen Sie auch: Wie Odysseus an die Weser kam - Corvey spielt die Hauptrolle in Paderborner Museum Dabei halfen die Äbte des Klosters Corvey, die Kontakte nach Rom und Byzanz hatten, heißt es im Begleittext zur Ausstellung. Zudem gehörten sie zu den Gelehrten des karolingischen Hofs. Sie und die Mönche hätten Corvey zu einem Zentrum der Übermittlung antiker Schriften, der Architektur und von Wandmalerei gemacht. Leihgaben aus mehr als 50 Museen Kunsthistorische Schätze mit Bezug zu Corvey haben die Macher der Sonderausstellung um Museumsdirektor Holger Kempkens und Kuratorin Christiane Ruhmann zusammengetragen. Und das auch mithilfe internationaler Museen, die eigene Ausstellungsstücke mit Bezug zum Kloster Corvey dem Diözesanmuseum bereitgestellt haben. Seit 2014 ist das 1.202 Jahre alte Kloster Weltkulturerbe der Unesco. Zur Sonderausstellung gehören mehr als 120 Leihgaben aus etwa 50 Museen in Europa und den USA. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Neben der finanziellen Unterstützung des Erzbistums haben die Bank für Kirche und Caritas sowie mehrere Stiftungen die Ausstellung möglich gemacht. &bdquo;Think Tank“ im Kloster Als einen &bdquo;Think Tank“, also eine Denkfabrik des Mittelalters, bezeichnen die Macher der Sonderausstellung das Kloster Corvey. Und neben dem bedeutsamen Wissen aus der Antike kamen dort überhaupt viele Kunstwerke zusammen. Diese sind heute teilweise in der ganzen Welt verstreut und gehören Museen wie dem Musée de Louvre Paris, dem Musei Vaticani Rom oder Einrichtungen wie der Biblioteca Medicea Laurenziana Florenz und The Morgan Library & Museum New York. Bedeutsame Kunstwerke Ein Teil der Vorbereitung der Ausstellungsmacher bestand darin, bei den verschiedenen Museen um Vertrauen zu werben und die kunsthistorisch wertvollen Exponate nach Paderborn zu holen. Dazu gehört beispielsweise die &bdquo;Annales 1 bis 6“ von Publicus Cornelius Tacitus, ein bedeutender römischer Geschichtsschreiber, Politiker und Senator. Das Exponat ist ein Pergament aus der Zeit um 831 bis 860. Oder die &bdquo;Fibel von Dorestad“ aus dem Rijksmuseum van Oudheden in Leiden, eine goldene Gewandspange. Die Fibel hat eine enge Verbindung zur &bdquo;Burse von Enger“ aus dem Dionysius-Schatz des ehemaligen Stifts Enger (Herford). Die Burse aus dem 8. Jahrhundert, eine Leihgabe des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin, gilt als eines der bedeutsamsten Werke mittelalterlicher Goldschmiedekunst. Fibel und Burse werden Kaiser Karl dem Großen zugerechnet. Lesen Sie auch: Dauerausstellung in Corvey: Höxter ist zurück im musealen Premiumsegment Kunstwerke kommen in Paderborn zusammen &bdquo;Ich bin begeistert, dass die Fibel Teil der Ausstellung in Paderborn ist“, sagt Annemarieke Willemsen, Kuratorin der Mittelalter-Kollektion im Rijksmuseum van Oudheden. Die Fibel sei ein &bdquo;kostbarer“ Teil des niederländischen Museums, &bdquo;das jedes Kind bei uns kennt“, und &bdquo;ein Erbe der Antike“, sagt Willemsen. Das Besondere sei zudem, dass Fibel und Burse nur dieses eine Mal (wieder) zusammengekommen sind, und das in der Paderborner Sonderausstellung. Forscher sammeln weiteres Wissen Die Sonderausstellung bietet Forschern aber auch die Gelegenheit, sich mit einzelnen Exponaten zu beschäftigen und das Wissen zu vergrößern. Das bestätigt Birgitta Falk, Leiterin der Aachener Domschatzkammer. &bdquo;Und das ist wichtig, hierbei geht es um unsere Geschichte“, sagt sie. Denn ohne umfangreiche Informationen und Überlieferungen aus der Vergangenheit gäbe es keine Grundlage für heutiges oder zukünftiges Wissen. Die Öffnungszeiten Die Ausstellung ist vom 21. September 2024 bis zum 26. Januar 2025 geöffnet: dienstags bis sonntags von jeweils 10 bis 18 Uhr, jeden ersten Mittwoch im Monat bis 20 Uhr, montags geschlossen. Der Eintritt kostet 12 Euro (ermäßigt 6 Euro), Familienkarte (zwei Erwachsene mit mindestens einem Kind) 17 Euro. Kinder bis zwölf Jahre haben freien Eintritt. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Diözesanmuseums Paderborn.

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