Stadt und Uni informieren über Schutz vor K.o.-Tropfen auf Libori

Paderborn. Sie sind geruchs- und geschmacksneutral und verändern die Farbe des Getränks nicht. K.-o.-Tropfen sind kaum bemerkbar, können aber schwerwiegende Folgen haben. Daher sind sie besonders gefährlich auf Veranstaltungen wie Libori, wo viele Menschen unterwegs sind und Getränke aus Gläsern trinken. Die Gleichstellungsstelle der Stadt Paderborn sowie das Gleichstellungsbüro der Universität Paderborn haben auf der Libori-Kirmes nun versucht aufzuklären. &bdquo;Es geht in erster Linie darum, zu sensibilisieren“, sagt Dagmar Drüke, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Paderborn. Das Problem sei vielen bekannt, gerate aber beim Feiern schnell in Vergessenheit, erklärt sie. Um die Gefahr wieder in das Bewusstsein zu rufen, verteilt sie mit ihren Mitstreiterinnen Flyer auf dem Liboriberg. Als Zugabe gibt es eine Silikonabdeckung, die über die Trinkgläser gestülpt werden kann. &bdquo;Die bieten aber auch keinen hundertprozentigen Schutz“, sagt Drüke. Am meisten helfe Vorsicht. Rund 1.000 Flyer wollen sie an den Mann und vor allem an die Frau bringen. &bdquo;Es kann sowohl Männer als auch Frauen betreffen“, sagt Drüke. Dennoch seien Frauen in der Regel häufiger betroffen als Männer. Paderborner DJ wurde Zeuge eines Vorfalls Bei der Verteilaktion ist auch der Paderborner DJ Averro dabei. Im vergangenen Jahr wurde er Zeuge, wie sich K.o.-Tropfen auswirken können. Bei einem Auftritt in der Region habe er gesehen, wie eine Frau unter Einfluss von K.o.-Tropfen stand, sagt er. &bdquo;Das hat meine Sicht um 180 Grad gedreht.“ Zuvor hätte er in zehn Jahren als DJ nie Berührungspunkte mit dem Thema gehabt. Am ersten Getränkestand verteilt Drüke fleißig Flyer, klärt über K.o.-Tropfen auf. Emma (19) und Maren (16) haben selbst noch keine Erfahrungen mit solchen Substanzen in ihren Getränken gemacht. Trotzdem passen sie auf. &bdquo;Ich halte mein Glas immer in der Hand“, sagt Emma. Eine Getränkeabdeckung, wie sie bei den Flyern dabei ist, kennen sie aus den sozialen Medien, benutzt haben sie eine solche noch nie – bis jetzt. Wenige Minuten nachdem sie den Flyer bekommen hat, hatte Emma ihr Getränk schon abgedeckt. Die Wirkung von K.o.-Tropfen kann schon nach zehn Minuten einsetzen. Wichtig sei es, dass die Feiernden aufeinander achten, erklärt Drüke. &bdquo;Wenn sich jemand schnell anders verhält als sonst, kann das ein Indiz sein“, sagt sie. Dann solle möglichst schnell ein Rettungswagen gerufen werden. Es gebe viele verschiedene Wirkstoffe, die als K.o.-Tropfen genutzt werden und unterschiedlich behandelt werden müssen. Auch die Symptome könnten sich stark unterscheiden. Anzeige lohnt sich immer Diese Symptome zu erkennen ist nicht einfach, finden auch Christin (30), Karo (27), Trixi (29) und Lea (28). Auch von ihnen hat noch niemand Erfahrungen mit K.o.-Tropfen gemacht – vermuten sie. &bdquo;Manchmal weiß man nicht, ob es jetzt K.o.-Tropfen sind oder man einfach zu viel getrunken hat“, sagt Karo. Auch sie sind sich der Gefahr bewusst. &bdquo;Ich halte oft eine Hand über mein Getränk“, sagt Karo. Sie sind sich aber auch einig, dass man manchmal unvorsichtig wird. &bdquo;Man denkt, man kennt die Leute, mit denen man unterwegs ist“, fügt Trixi hinzu. Wer K.o.-Tropfen verabreicht bekommen hat, solle dies in jedem Fall und möglichst schnell zur Anzeige bringen, sagt Drüke. Viele würden auf eine Anzeige verzichten. &bdquo;Das Thema ist auch schambesetzt“, erklärt sie. Dennoch kann eine Anzeige helfen. Selbst wenn der Täter nicht ausgemacht wird, könne so erkannt werden, wenn es eine Häufung auf bestimmten Veranstaltungen gab. Lesen Sie auch: Warnung vor K.o-Tropfen in Paderborn: Große Aktion zu Libori Neben der Polizei gibt es Beratungsstellen in Paderborn, an die sich Betroffene wenden können, beispielsweise die Frauenberatungsstelle Lilith und der Beratungsdienst Belladonna. Und Spuren sexueller Gewalt können ohne polizeiliche Anzeige anonym bei der Frauenklinik St. Louise gesichert werden. &bdquo;Needle Spiking“ als zusätzliches Problem Auch Tanja (Name geändert) ist auf der Liborikirmes unterwegs. Sie hat in der Vergangenheit schon Erfahrungen mit K.o.-Tropfen gemacht. &bdquo;Ich habe in kürzester Zeit komplett abgebaut“, sagt sie über die Symptome. Der Vorfall liegt inzwischen fünf Jahre zurück. Eine Anzeige habe sie damals nicht erstattet. &bdquo;Da war das Thema noch nicht so präsent.“ Ihre Freundinnen hätten sie mit dem Taxi nach Hause gebracht. Seitdem ist sie besonders vorsichtig. &bdquo;Ich stelle mein Glas nicht mehr ab und halte meine Hand drauf“, sagt sie. Trotz aller Vorsicht rund um das Getränk, könne man sich aber nicht vollkommen schützen, erklärt Drüke. Durch sogenanntes &bdquo;Needle Spiking“, also die Injektion von K.o.-Tropfen direkt unter die Haut, brauche es das Getränk als Medium nicht. Dennoch soll mit den Abdeckungen und insbesondere der persönlichen Aufklärung ein Beitrag geleistet werden, damit K.o.-Tropfen auf Libori und in Paderborn zu keinem größeren Problem werden. &bdquo;Am besten nimmt man das Glas oder die Flasche direkt vom Kellner an“, gibt Drüke noch als Tipp mit. Und wer noch Interesse an einer Getränkeabdeckung hat und auf der Kirmes leer ausgegangen ist, kann sich diese bei der städtischen Gleichstellungsstelle oder dem Gleichstellungsbüro der Universität – so lange der Vorrat reicht – abholen. Lesen Sie auch: K.o.-Tropfen-Kampagne: Ärger um fehlende Zusammenarbeit in Paderborn

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