Paderborner Erzbischof vor Libori: Vorfreude auf einen besonderen „Gänsehautmoment“

Herr Erzbischof, Sie erleben zwei Premieren innerhalb von zwei Wochen: Libori steht vor der Tür, zuvor waren Sie schon auf dem Paderborner Schützenfest. Wie haben Sie das erlebt? In meiner Heimat – der Pfalz – kennt man diese Kultur des Schützenwesens nicht. Das war für mich ungewohnt, fremd. Ich habe viel gestaunt, was da alles dazugehört: die Rituale, die Organisationsstrukturen. Vieles folgt festen Traditionen. Ich habe mich aber beim Paderborner Bürger-Schützenfest schnell sehr wohl und herzlich willkommen gefühlt. Da gibt es – bei allen Unterschieden – doch auch Ähnlichkeiten zur &bdquo;Fassenacht“ in Mainz: ein großes Traditionsbewusstsein, eine gute Portion Selbstironie, vor allem aber die Fröhlichkeit und das über alle gesellschaftlichen Gruppierungen hinweg verbindende Wir-Gefühl. Bei meiner Amtseinführung, auf meinen Dekanatsreisen und beim Großen Zapfenstreich sind mir in den letzten Monaten viele sympathische Schützen begegnet. Schützenfest, das bedeutet Heimat und Gemeinschaft. Und vielerorts kann man im Blick auf das Dorfleben sagen: Ohne die Schützen geht oft wenig, mit den Schützen geht ganz viel. Und wo immer dieses &bdquo;Wir“ stark gemacht wird – ein Wir, das nicht ausgrenzt, sondern verbindet –, da geschieht etwas für unsere Gesellschaft heute ganz Wichtiges. Ist es wahr, dass Sie Libori wirklich zum allerersten Mal feiern, also noch nicht einmal als Gast in Paderborn dabei waren? Tatsächlich habe ich noch nie als Gast das Libori-Fest mitgefeiert. Es ist also wirklich meine absolute Libori-Premiere. Umso mehr freue ich mich auf meine erste &bdquo;fünfte Jahreszeit“ in Paderborn. Sie haben aber von Ihren Bischofskollegen sicherlich schon viel über das Fest gehört, oder? Natürlich haben mir schon viele meiner Mitbrüder, die das Libori-Fest kennen, davon vorgeschwärmt. Von der einzigartigen Mischung aus Kultur, Kirche und Kirmes. Und vor allem vom weltkirchlichen Flair, das das Fest so sehr prägt. Auch meine Mitarbeitenden schüren mit ihren begeisterten Libori-Berichten natürlich eine große Erwartungshaltung bei mir. Lesen Sie auch: Liveticker zu Libori 2024 in Paderborn Mit welchen Gefühlen gehen Sie Ihre Libori-Premiere, dazu noch als Erzbischof, an? Mein Lebensgefühl der letzten Wochen seit meinem Amtsantritt ist immer noch: gespannte Neugier und Freude an all dem Neuen, das ich täglich erleben kann. Alltag ist noch immer nicht. Das gilt erst recht für Libori. Ich rechne aber damit, dass bis zur Erhebung der Reliquien am Samstagnachmittag mehr und mehr Nervosität hinzukommt. Unsere Gäste aus aller Welt werde ich kennenlernen und hoffentlich gut mit ihnen ins Gespräch kommen. Dieser weltkirchliche Austausch ist mir sehr wichtig. Neben den gottesdienstlichen Feiern stehen auch viele offizielle, gesellschaftliche Begegnungen auf dem Programm, beispielsweise mit den Handwerkern, dem Landvolk, beim Libori-Mahl im Rathaus. Libori ist ja kirchlich wie weltlich eine Institution. Worauf freuen Sie sich besonders? Für viele Menschen in unserer Stadt und im Erzbistum bedeutet das Fest vor allem Heimatverbundenheit und Verwurzelung, aber auch eine Stärkung im Glauben. Wie gelingt das mit der Botschaft, die in den Gottesdiensten gesetzt wird? Das ist auch eine Herausforderung. Dass ich das als neuer Erzbischof mit den Menschen teilen darf, stärkt mich selbst aber auch. Begegnungen stärken mich immer. Deshalb freue ich mich besonders darauf, in der Festwoche viele Menschen aus dem Erzbistum und der Weltkirche zu treffen. Und natürlich blicke ich mit großen Erwartungen auf den Gänsehautmoment dieser Tage: den Libori-Tusch! Ist für Sie das Libori-Fest also auch eine Chance, Menschen die Kirche wieder näherzubringen, die ihr sonst fern sind? Ich bin überzeugt, dass Kirche attraktiv auf Menschen wirkt, indem sie ein offenes, herzliches und mitfühlendes Gesicht zeigt. Wir sind als Kirche ja nicht nur durch die liturgischen Feiern im Dom und die dortigen Botschaften präsent. Es gibt zu Libori viele Angebote, wo unsere Mitarbeitenden und Engagierten Orte der Begegnung schaffen, ihr Engagement vorstellen und zeigen, wie vielfältig Kirche in der Gesellschaft präsent ist. Libori bietet gute Chancen, den Glauben und tatsächlich auch in all dem Gott neu erfahren zu können. Lesen Sie auch: Libori 2024: Das kirchliche Programm in Paderborn Ihr Amtsvorgänger Erzbischof Hans-Josef Becker hat früher mit einigen bischöflichen Gästen eine Runde im Riesenrad gedreht. Werden Sie diese Tradition wieder aufleben lassen? Das ist eine schöne Tradition, vor allem auch wegen des sicher einzigartigen Blicks auf Paderborn. Vielleicht werde ich diese Tradition zu gegebener Zeit wieder aufgreifen. Aktuell bin ich aber noch dabei, selbst in Paderborn und im Erzbistum anzukommen. Deswegen möchte ich bei meiner Libori-Premiere als neuer Erzbischof meine Gäste erst einmal im intensiven Austausch kennenlernen. Sie haben als Erzbischof natürlich viele offizielle Termine, gleichzeitig wohnen Sie am Kamp aber &bdquo;mittendrin“. Werden Sie auch einmal ganz privat über den Rummel gehen? Das kann ich so genau noch nicht sagen. Es kommen auch private Gäste von mir hierher nach Paderborn. Wahrscheinlich bleiben wir dann doch nicht im Bischofshaus sitzen. Mal schauen, was da geht. Grundsätzlich aber habe ich doch nur dann Libori gefeiert, wenn ich in diesen Tagen nicht nur Kirche, sondern auch Kirmes und Kultur erlebt habe, oder? Und genau das erhoffe ich mir.

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