Überfall in der Neujahrsnacht: Opfer in Paderborner Sparkassenfoyer ausgeraubt

Paderborn. Das Leben hat André K. (Namen geändert) und Bert Q. nicht besonders freundlich mitgespielt. Beide kämpfen seit vielen Jahren mit ihrer Drogensucht. Mittlerweile ist auch ihre Gesundheit schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der 44-jährige Bert Q. ist lungenkrank und seit einiger Zeit auf Krücken angewiesen, während sein drei Jahre älterer Kumpel André K. Anfang dieses Jahres sogar ein Bein verloren hat. Jetzt muss das Duo auf der Anklagebank des Landgerichts Paderborn Platz nehmen. Es steht unter dem Verdacht, am frühen Neujahrsmorgen 2023 im Vorraum der Sparkassenfiliale im Schildern einen Mann ausgeraubt zu haben. Dass die beiden durchaus schon mit Justitia in Konflikt geraten sind, kommt an diesem ersten Verhandlungstag vor der 1. Großen Strafkammer schon frühzeitig zur Sprache, wenn André K. und Bert Q. ein bisschen was zu ihrem Lebenslauf erzählen. Denn dann verschweigen sie nicht, dass sie einige Zeit hinter Gittern verbracht haben. Doch wenn es um die Tat geht, die es jetzt zu verhandeln gilt, äußern sie sich auf Anraten ihrer Verteidiger Stephanie Risse und Jürgen Brüggemann zu diesem Vorwurf nicht. Für das Gericht ist das ein nicht ganz einfacher Fall, obschon Raubüberfälle wie dieser schon fast zum täglich Brot der Rechtsprechung gehören. Denn der Mann, der den Vorfall am ersten Tag des vergangenen Jahres bei der Polizei zu Anzeige gebracht hat, war bislang für weitere Aussagen nicht zu erreichen. Dass die Staatsanwaltschaft Paderborn trotzdem Anklage erhoben hat, liegt vor allem daran, dass die Kamera im Kassenraum des Geldinstitutes den Vorfall aufgezeichnet hat. Sicherheitsleute der Unterbringungseinrichtung informieren Paderborner Polizei Demnach wurde dort in den frühen Morgenstunden des Neujahrstages ein Mann von zwei Tätern misshandelt. Über den möglichen Hintergrund des Geschehens erfuhr die Polizei ebenfalls am 1. Januar des vergangenen Jahres. Damals hatte eine Sicherheitskraft der Unterbringungseinrichtung an der Borchener Straße die Ordnungshüter verständigt, weil sich ein aus der Ukraine stammender Bewohner deutlich verletzt eingefunden hatte. Der alkoholisierte Mann habe berichtet, dass ihn zwei russischsprachige Männer im Kassenraum angesprochen hätten, erinnert sich ein Polizeibeamter. Sie hätten von ihrem Opfer verlangt, 200 Euro von seinem Konto abzuheben. Weil sich dieser geweigert habe, hätten ihn die zwei geschlagen und getreten – selbst dann noch, als er am Boden gelegen habe – und sich schließlich mit der Jacke des Misshandelten davongemacht. Ihre Beute demnach: ein Portemonnaie mit 20 bis 30 Euro in bar und ein Smartphone. Dass diese Geschehnisse an diesem ersten Prozesstag nur mithilfe des Polizeibeamten Eingang in die Verhandlung finden, hält Verteidigerin Risse für nicht statthaft, schließlich hätte der Beamte das mutmaßliche Opfer nicht belehrt, aber vor allem nur mithilfe der russisch sprechenden und nicht als Dolmetscher vereidigten Sicherheitskraft vernommen. Ihrem Drängen auf den entsprechenden Beschluss, dass die Aussage des Polizisten nicht verwertet werden dürfe, folgt das Gericht allerdings nicht. Ein Angeklagter gesteht Hehlerei Es will die Verhandlung am Mittwoch, 3. Juli, fortsetzen. Einen anderen Teil des Verhandlungsprogramms hat es aber trotzdem schon geschafft. Denn Bert Q. hat gestanden, dass er sich zwei Mal der Hehlerei schuldig gemacht hat. Im Februar 2023 erwischten ihn Polizeibeamte mit einem E-Scooter, der wenige Tage zuvor als gestohlen gemeldet worden war, im November war er mit einem Pedelec unterwegs, dessen Verlust ein Student angezeigt hatte. Er habe die Gefährte von einem ihm Unbekannten gekauft, so Bert Q.s jeweilige Einlassung bei der Polizei und auch jetzt vor Gericht.

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