EM-Quartier: Wie eine französische Journalistin über Paderborn urteilt

Paderborn. In Gelsenkirchen ist die Aufregung groß. Im Vorfeld der EM-Partie zwischen England und Serbien in der Arena auf Schalke haben englische TV-Journalisten und Video-Blogger die Ruhrgebietsstadt mächtig heruntergemacht. &bdquo;Es ist wirklich nicht viel übrig geblieben in Gelsenkirchen“, urteilte Kaveh Solhekol vom Fernsehsender &bdquo;Sky“ nach einem Stadtrundgang. Den hat auch die französische Fernsehjournalistin Hortense Leblanc in Paderborn unternommen. Ihr Urteil fällt differenzierter aus. Frankreich residiert in Bad Lippspringe: Alle Infos zur EM 2024 im Kreis Paderborn Der erste Eindruck aber erfüllt ein Klischeebild, das die Stadt bereits seit Jahrhunderten mit sich trägt und wohl auch nie loswerden wird. &bdquo;Es mangelt nicht an religiösen Markierungen im Stadtzentrum, wo es eine theologische Fakultät und ein Diözesanmuseum gibt und wo ein Einkaufsbummel Passanten zu einem Geschäft für Priestergewänder führen kann“, betont Leblanc und folgert wohl nicht ganz zu Unrecht: &bdquo;Und vielleicht liegt es an dieser starken religiösen Identität, dass die konservative Partei CDU bei den Wahlen in dieser Stadt den ersten Platz belegt.“ Leblanc weiß auch um das Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III. im Jahr 799, die Überführung der Reliquien des Heiligen Liborius aus Le Mans nach Paderborn im Jahr 836, die ewige Freundschaft beider Städte und die Pader als kürzesten Fluss Deutschlands. Journalistin: In Paderborn existiert kein Nachtleben Dann jedoch kommt es dicke: &bdquo;La vie nocturne est inexistante“, heißt es im Originaltext, der auf der Homepage von France Télévision als Reportage angekündigt wird. &bdquo;Das Nachtleben existiert nicht“, hat die Journalistin des öffentlich-rechtlichen Senders festgestellt und wird doch wieder gleich versöhnlich: &bdquo;Aber eine leichte Hektik ist immer zu spüren und visuelle Elemente erinnern an jeder Straßenecke daran, dass Paderborn Gastgeber der französischen Mannschaft ist“. &bdquo;Im Stadtzentrum gibt es eine Vielzahl an Restaurants. Es bleibt abzuwarten, ob die Bleus von 2024 wie die Bleus von 2006, die in der Nähe ihres deutschen Basislagers ein Gasthaus gefunden hatten, um ihre Siege zu feiern, ihrerseits in Paderborn einen guten Tisch suchen werden, um ihre Erfolge zu feiern“, schließt die Sportjournalistin, die vor ihrem Wechsel zum TV auch für die höchst angesehene Tageszeitung &bdquo;Le Monde“ geschrieben hatte, ihre Reportage. Eigentlich nur schade also, dass im Keller des so schön mit der Trikolore geschmückten Rathauses für die Mbappé, Griezmann und Co. aktuell kein Tisch zu reservieren ist. Lesen Sie auch: Mit vielen Fotos: Exklusive Einblicke in Umbau des Paderborner Ratskellers &bdquo;Französische und deutsche Flaggen schmücken Busse, die vor Schildern mit der Aufschrift ’Bienvenue les Bleus!’ halten. Abends erstrahlt das Rathaus in den Farben der blau-weiß-roten Flagge“, freut sich Leblanc, kann aber mit der Trainingsstätte ihrer Nationalmannschaft nur wenig anfangen. Das Stadion liege in einem Gewerbegebiet und sehe dem benachbarten Möbelhaus ähnlich. Die Stadt Paderborn beschreibe in den Broschüren ihres Tourismusbüros, in dem der Andrang keineswegs spürbar sei, ihren reizvollen Kontrast zwischen Spitzentechnik und Mittelalter, heißt es in dem mit drei prägnanten Fotos vom Rathaus, vom Paderquellgebiet und den &bdquo;Bienvenue les Bleus“-Plakaten bebilderten Artikel weiter, um noch die Gastronomie in den Blick zu nehmen.

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