Beliebter Mathe-Lernhelfer bei Paderborner Schülern ist das Handy

Paderborn. An den Schulen ist gerade die Zeit für den Endspurt um die Zensuren. Während einige locker durchs Ziel laufen, bangen andere und müssen ihre letzten Kräfte aktivieren. Ausgang ungewiss. Unter den Fächern, die vielen Probleme machen, ist die Mathematik. Wie Schülerinnen und Schüler hier gut lernen, erforschen Sebastian Rezat und Lea Stallmeister von der Fachgruppe Didaktik der Mathematik an der Universität Paderborn. Und sie können konkrete Hinweise fürs Mathe-Lernen geben. Mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler im Kreis Paderborn und in weiteren Orten Westfalens hat Lea Stallmeister danach befragt, was sie zum Lernen nutzen und hilfreich bewerten. Der &bdquo;NW“ gibt sie Einblick in die bisher nicht veröffentlichte Untersuchung. Häufig würden Familienangehörige und Mitschüler genannt, bei denen Hilfe gefunden wird. Ältere Jahrgänge nutzen häufig Lernvideos und Lernplattformen. Schritt-für-Schritt hilft beim Mathe-Lernen nicht Also Youtube als Hilfe für den Lern-Endspurt? Die häufig genutzten Videos erklärten die Themen überwiegend prozedural-orientiert, sagt Sebastian Rezat, Professor in der Fachgruppe Didaktik der Mathematik. Es werden Arbeitsschritte gezeigt, die man abarbeitet, um zur Lösung zu kommen. Aber schon, wenn für eine Aufgabe diese Prozedur angepasst werden muss, hilft die gelernte Schritt-für-Schritt-Anleitung nicht mehr. Lesen Sie auch: Nachhilfe in Paderborn - Diese Förderkonzepte bieten Schulen an &bdquo;Mathematik ist ein stark aufbauendes Fach, wo die Arbeit an Grundlagen wichtig ist“, sagt Rezat. Schülerinnen und Schüler hätten Verständnislücken nicht nur im aktuellen Unterrichtsstoff. Zum Beispiel mangele es häufig am Verständnis des dezimalen Stellenwertsystems. Lernhilfe brauche deshalb eine gute Diagnose. Wer anderen beim Lernen helfen wolle, der solle erst verstehen, wie sie denken. Und das kann sogar anders sein, als man selbst es in der Schule gelernt hat. Ein Thema, das Rezat als Beispiel heranzieht, ist das schriftliche Subtrahieren. &bdquo;Früher gab es dafür ein geregeltes Verfahren, heute ist die Wahl des Verfahrens im Unterricht freigestellt.“ Wenn also Eltern helfen wollen und ihrem Kind ein noch mal anderes Verfahren erklären, komme es &bdquo;zu kritischen Situationen“. Verstehen, wo es hakt Der Professor rät dazu, erst nachzufragen: Was machst du eigentlich? Wieso machst du das? Ein nächster Schritt könnten dann unterschiedliche Lernvideos sein, die gemeinsam bewertet werden. So könne dann erkundet werden: Wie denkt das Kind? Wie denke ich? Welche Gedanken stellt das Video dar? &bdquo;Dann fällt meistens der Groschen, wenn man versteht, wo es hakt“, sagt Rezat. Gute Ansprechpartner seien auch die Lehrkräfte der Kinder, sagt Lea Stallmeister. Die könnten Hinweise auf Lücken geben und dabei helfen, Fahrpläne für das Lernen zu entwickeln. &bdquo;Nehmen Sie Elternsprechtage wahr“, raten die Wissenschaftler. Familie geht bis Bruchrechnung Sind die Lücken erkannt, kann Lernhilfe starten. Dazu sei in mathematischen Themen auch ein Verständnis der Inhalte zentral. So erklären sich die Forschenden auch, dass in ihrer Umfrage die Unterstützung aus dem familiären Umfeld nur bei jüngeren Schülern genannt wird. &bdquo;Hilfe in der Familie geht meist gerade noch bis zur Bruchrechnung gut, danach wird es schwieriger“, sagt Sebastian Rezat. In den älteren Jahrgängen werde als Hilfe viel genutzt, was die Schülerinnen und Schüler aus dem Unterricht kennen. &bdquo;Das Mathematik-Schulbuch ist unter den Top 3“, sagt Lea Stallmeister. Und zunehmend beliebt sind auch Lernvideos und Lernplattformen. Ein besonderer Zusammenhang zwischen der Nutzung dieser Dienste und ihrer Nutzung im Unterricht sei nicht erkennbar. Gibt es denn eine Lücke bei der Zugänglichkeit solcher Angebote? Das verneint Stallmeister: Handys hätten mehr als 99 Prozent der Schülerinnen und Schüler.

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