Für bundesweites Gender-Verbot: Union-Spitzenpolitiker heizen Hövelhof ein

Hövelhof. Es ist 21.28 Uhr, als ein &bdquo;Ohh, wie ist das schön“ durch die warme Halle schallt. Carsten Linnemann und Martin Huber stehen mit einem blau-weißen Kelch voll Bier auf der Bühne und prosten den 375 Besuchern zu. Die applaudieren stehend. Die Generalsekretäre von CDU und CSU haben die Halle so richtig auf Temperatur gebracht. Politik kann schön und gesellig sein und auch im Jahr 2024 noch immer regelrecht Euphorie entfachen. Das wurde jetzt in Hövelhof deutlich - an einem bemerkenswerten Abend. &bdquo;Wir erleben hier gerade die Sternstunde der Union“, schreit Michael Berens der tobenden Menge entgegen. Tatsächlich standen CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann und sein CSU-Amtskollege noch nie zuvor gemeinsam auf einer öffentlichen Bühne. In Hövelhof ist an diesem Donnerstagabend also Premiere - und versprüht in der Festhalle Hüwelhans mit Fassbier, Grillschinken und Blasmusik launige Oktoberfest-Stimmung im besten Sinne. &bdquo;Hövelhof ist der bayrischste Ort nördlich von Bayern“, lobt Huber und hat die Halle schnell hinter sich. CDU und CSU zeigen sich an diesem Abend vertraut. Das war lange anders. Für Huber und Linnemann ist es ein Heimspiel vor wohlgesonnenem Unions-Publikum. Das bringt sich mit &bdquo;westfälischem Tequila“ (Steinhäger-Schnaps mit einer Scheibe Mettwurst und Senf) und süffigem Weißbier zunehmend in Stimmung. Inhaltlich bieten Linnemann und Huber beim 2. Politschoppen der Senne-CDU wenig Überraschendes. Natürlich muss vor allem die ungeliebte Ampel-Koalition herhalten, die Huber als &bdquo;Desaster für Deutschland“ bezeichnet. Auch Sätze wie: &bdquo;Wer arbeiten kann, muss arbeiten gehen. Ansonsten gibt es keine Sozialhilfe“ und &bdquo;Ein Staat muss immer wissen, wer im Land ist und wer nicht im Land ist“ werden erwartbar mit viel Applaus bedacht. Doch im Detail zeigen die zwei Spitzenpolitiker auch durchaus interessante Unterschiede auf. Huber zum Cannabis-Gesetz: &bdquo;Taten statt Tüten“ So arbeitet sich zwar auch Linnemann an der SPD-geführten Bundesregierung mit pointierter Kritik ab und gewinnt das Publikum mit seinen kurzen Hauptsätzen, die er gewohnt mit viel Pathos vorträgt. Seinen Arm drischt er dabei immer wieder durch die Luft. Doch im zweiten Teil seiner Rede zeigt der Paderborner eben auch, dass er von seiner Partei mehr erwarte, als nur plumpe Ampel-Schelte - und dass sich die CDU längst auf eine Regierungsübernahme vorbereitet hat. &bdquo;Wie werden wir besser als 30 Prozent?“, fragt er - und zählt fünf Punkte auf. Erstens: Es sei es nötig, zu kommunizieren, was die CDU besser machen wolle als die Ampel. Zweitens: Es brauche eine Fokussierung auf wenige Kernthemen: &bdquo;Wie lebe ich sicher, ist mein Geld sicher und ist mein Job sicher?“ Drittens: Es brauche einen Mentalitätswandel. Tenor: Leistung lohnt sich. (&bdquo;Vielleicht macht Arbeit ja auch glücklich“). Viertens: Der Staat müsse weniger regulieren. Fünftens: mehr Mut für Experimente. &bdquo;Ich möchte, dass der Landrat von Paderborn zwei Jahre lang etwas ausprobiert; und wenn das klappt, dass rollen wir das in ganz Deutschland aus“, sagt Linnemann, inzwischen mit heiserer Stimme. Alle Punkte unterlegt er mit konkreten Beispielen. Als der 46-Jährige seine Rede beendet, bebt die Halle. Da ist es für Huber kaum möglich, das zu toppen. Der Bayer legt den Schwerpunkt dann auch mehr auf plumpe Kritik, ohne nennenswerte eigene Vorschläge zu machen - also mehr Bierzelt und weniger Regierungsbank. Er spricht von &bdquo;linker Lebenslüge“, kritisiert das Cannabis-Gesetz (&bdquo;Taten statt Tüten“), bezeichnet Gendern als &bdquo;sprachlichen Bockmist“ und fordert ein &bdquo;Stoppschild für die Ampel“. Der Menge gefällt’s - und beklatscht auch den Gast aus Bayern beherzt. Auffallend deutlich geht der mit der AfD ins Gericht. Deren Mitglieder seien keine Patrioten, sondern &bdquo;Handlanger von Despoten“, so Huber. &bdquo;Die haben in diesem Land nichts verloren; deshalb werden wir sie bekämpfen.“ Den größten Treffer setzt er - gemessen am Applaus - als er die Grünen &bdquo;hauptverantwortlich“ für die &bdquo;miese Stimmung“ im Land macht. &bdquo;Wir brauchen sie in dieser Regierung nicht.“ Linnemann wiederum löst regelrechte Freudenschreie aus, als er fordert, ein Gender-Verbot auf &bdquo;ganz Deutschland“ auszuweiten. Auch die Cannabis-, Heizungs- und Bürgergeldgesetze müssten zurückgenommen werden. &bdquo;Das muss CDU-Politik sein.“ Ob und wie sich das umsetzen lässt, ist eine andere Frage. Aber um die sollte es an diesem Abend nicht gehen.

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