Hörnum/Sylt. Der Paderborner André Wiersig hat sein nächstes Ziel erreicht. Um 13.30 Uhr war er in Hörnum-Odde an der umtosten Südspitze von Sylt angekommen. „Es war fantastisch, in diesem tollen Meer zu sein, der Abschluss dieser Wattenmeer-Odyssee hätte nicht schöner sein können“, sagte der 52-Jährige am Strand, laut einer Mitteilung umringt von Kameraleuten und Touristen.
Die Wattenmeer-Odyssee – so hatten Zeitungen eine Tournee des nordfriesischen Abenteurers Otto Kemmerich (1886-1952) gefeiert, als der vor 100 Jahren, im Juli 1924, von der Hafenstadt Husum quer durch das Wattenmeer nach Sylt geschwommen war.
Diese historische Route hatte Wiersig nun nachgeschwommen, weil er das Meer liebe und er sich als Seelenverwandter Kemmerichs fühle. „Otto hat auch diese sagenhafte Natur geliebt und versuchte, den Menschen zu vermitteln, wie schön es dort draußen ist“, sagte Wiersig.
Er wandelte in dieser Hinsicht auf den Spuren Kemmerichs. Denn an jedem Abend stellte er sein Vorhaben in stets ausverkauften Kursälen vor. Das Paderborner Tonka-Duo (Carsten Hormes und Tony Kaltenberg) sorgte für die musikalische Begleitung. „Es war einfach eine wunderbare Tournee in einer famosen Landschaft“, sagte Hormes.
Der Extremschwimmer aus Paderborn setzt bei der Wattenmeer-Odyssee auf sein Team
Gestartet war Wiersig am Pfingstmontag in Husum, am ersten Tag schwamm er sechs Kilometer nach Nordstrand und noch am gleichen Tag neun weitere Kilometer nach Pellworm. „Das war ein toller Start, auch weil die Bedingungen so gut waren“, sagte er. Doch am folgenden Morgen drohte der Abbruch der Expedition, als ein starker Ostwind nicht nur für starken Wellengang sorgte, sondern auch für einen niedrigen Wasserstand.
„Die Crew war skeptisch“, sagte Wiersig. Aber dann seien spontan zwei erfahrene einheimische Seeleute in ein kleines Boot gesprungen und begleiteten ihn ein paar Seemeilen in Richtung Hallig Hooge. „Die Nordfriesen sind fantastische Menschen“, sagt Wiersig, „die schnacken nicht, sondern machen. Ich bin ihnen großen Dank schuldig.“
Jedenfalls übernahm sein Team dann kurz vor Hooge und begleitete den Schwimmer dann über Hooge, Langeneß bis nach Föhr, wo er nach acht Stunden und 13 Kilometern in den Hafen hinein schwamm und jubelnd empfangen wurde.
Otto Kemmerich ist beim zweiten Versuch ums Leben gekommen
Erneut hatte sich Wiersig auf das Team verlassen, das ihn bereits im August 2021 auf dem Weg von St.-Peter-Ording nach Helgoland begleitet hatte: den Helgoländer Skipper Dennis Allers, den Nautiker Wolfgang Schmidt, den Strömungsexperten Thorger Brüning vom Bundesamt für Seeschifffahrt und auf seinen Schwager Jürgen Peters.
Der hatte ihn bereits auf allen Etappen in den Ocean’s Seven versorgt, der größten Herausforderung des Freiwasserschwimmens. „Ich vertraue diesen Menschen total“, sagte Wiersig noch am Strand. „Man ist nur so stark wie das Team, das hinter einem steht.“
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Am Mittwoch war Wiersig mit starkem Ebbstrom schließlich von Föhr nach Amrum geschwommen, rund 15 Kilometer in gut drei Stunden. Und am Donnerstag zum Abschluss schließlich die gefährlichste Etappe von der Nordspitze Amrums nach Sylt. Dort, im starken Sog und den Unterströmungen des Vortrapptiefs, war sein historisches Vorbild 1924 gescheitert – und 1952 in einem zweiten Versuch ums Leben gekommen. Wiersig nun schaffte als erster Schwimmer diese gefährliche Route. „Es war eine fantastische Reise“, sagt er.