Paderborn Baskets wollen mit Coach Steven Esterkamp in die neue Saison gehen

Paderborn. Steven Esterkamp ist um eine Erfahrung reicher, auf die er gerne verzichtet hätte. Zum ersten Mal in seinem Sportlerleben – ob als Spieler, Trainer oder Co-Trainer – ist der Headcoach der Gartenzaun24 Baskets Paderborn abgestiegen, und das fühlt sich gar nicht gut an. Die ProB wäre für ihn kein Neuland. Vor seinen fünf Trainerjahren in der Maspernhalle hatte er für zwei Spielzeiten die Herzöge Wolffenbüttel gecoacht, die er 2017/18 ins ProB-Play-off-Viertelfinale führte. Es war seine erste Stelle als &bdquo;Chef“. Die Ursachen, die Paderborns Elite-Basketballer in die Drittklassigkeit gehievt haben, werden aktuell aufgearbeitet. Der ursprüngliche Plan, eine Zweijahresstrategie einzustilen, war gut – die &bdquo;Unterfütterung“ mit dem dafür notwendigen Personal ein Fehlgriff. Die Mannschaft war zu jung, es fehlte an &bdquo;Leadership“, Führungsqualität, an treffsicheren Guards (gerade auf den Importpositionen), die Spieler konnten nicht mit Druck umgehen und zerbrachen an Kleinigkeiten, die sich Woche für Woche wiederholten. Lesen Sie auch: Baskets nach Abstieg extrem traurig und frustriert Steven Esterkamp erläutert: &bdquo;Wir haben im Training regelmäßig versucht, Stresssituationen zu simulieren. Spielstände wie 84:84 oder 82:78 vorgegeben und dann zwei Minuten hochintensiv gekämpft. Im Training haben sie alles richtig gemacht, die richtigen Entscheidungen getroffen, die richtigen Pässe gespielt, die Würfe getroffen, der Korbleger war drin, die Verteidigung stabil. Im Spiel war es dann wie weggeblasen. Mit dem Stress sind die Jungs einfach nicht klargekommen. Nur so ist es zu erklären, dass unsere Verteidigung in den letzten zwei Minuten oft zu viele Fehler gemacht hat, wir die Kontrolle und das Spiel abgegeben haben. Das war ein großes Problem.“ Paderborn verliert 13 enge Spiele Nicht zuletzt das mangelnde Selbstvertrauen der Akteure (sichtbar etwa bei &bdquo;verweigerten“ freien Würfen aus Angst, nicht zu treffen) war ein Grund dafür, dass in 13 engen Spielen zwei, drei bessere Entscheidungen womöglich schon für einen Ausgang zum Guten ausgereicht hätten. &bdquo;Wir müssen lernen, ein bisschen arrogant zu sein“, sagt Esterkamp zur Wurfauswahl. Für ihn ist die richtige Entscheidung wichtiger als der daraus resultierende Ertrag. Gleichwohl habe sich jeder Spieler gut entwickelt, hält der Coach fest. &bdquo;Entwicklung ist für mich nicht nur das, was man auf dem Feld sieht. Dort waren Ballbewegung und Spielerbewegung gut, auch die Wege im Spiel ohne Ball. Doch die Mannschaft hat sich leider nicht dahin entwickelt, Spiele zu gewinnen.“ Was womöglich auch an der &bdquo;anderen“ Spielergeneration liegt, die mit der vor fünf Jahren nicht mehr zu vergleichen sei. So wurde auch das ungeschriebene &bdquo;Gesetz“, dass Steven Esterkamp als ein Trainer gilt, der mit wenig viel erreicht, außer Kraft gesetzt. Baskets zahlen &bdquo;viel Lehrgeld“ &bdquo;Wir haben in diesem Jahr viel Lehrgeld bezahlt“, sagt Dominik Meyer. &bdquo;Das Denken, dass wir 40 Jahre lang immer einen Weg gefunden haben, da unten rauszukommen, ist uns diesmal zum Verhängnis geworden. Was sonst immer funktioniert hat, hat diesmal nicht funktioniert.“ Die Zeit in der ProB soll effektiv genutzt werden, um &bdquo;Schwung zu holen für die nächsten Jahre“, betont Meyer. Der macht keinen Hehl daraus, dass Steven Esterkamp sein Trainer-Wunschkandidat für die ProB ist. &bdquo;Steven passt einfach zu uns und hat eine erfolgreiche Zeit mitgeprägt.“ Der Jahr für Jahr umworbene und ehrgeizige Amerikaner stellt klar, dass die BBL weiterhin die Leistungsebene ist, wo er sich mal sieht. Kategorisch ausschließen will er eine Fortsetzung seines Engagements in der Stadt, in der er ein Viertel seines Lebens verbracht hat, aber auch nicht. &bdquo;Ich mache diesen Job, weil ich gerne coache. Es liegt noch nichts auf dem Tisch. Die ProB ist eine Option.“ Esterkamp wird nicht zu lange überlegen und sich bald dazu äußern. &bdquo;Ich hatte niemals im Kopf, dass wir absteigen würden, und bis zum Schluss daran geglaubt, dass wir es schaffen“, erläutert er. Dominik Meyer wünscht sich rasche Planungssicherheit, gibt dem Trainer aber die Zeit, die er braucht. Nur soviel: &bdquo;Ich möchte nicht, dass Steve eine emotionale Entscheidung trifft. Wenn er bleibt, dann nicht aus Schuldgefühlen, wegen eines schlechten Gewissens, dass er etwas auszubügeln habe oder so. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Das wird er irgendwann bereuen. Nein, ich möchte, dass Steve zu 100 Prozent hinter dem steht, was wir vorhaben und eine Entscheidung trifft, mit der er sich wohlfühlt.“ Paderborns Plan für die nächste Saison Der Plan für 2024/25 sieht so aus: Mit dem direkten Wiederaufstieg möglichst schnell die gemachten Fehler zu revidieren, auch wenn sich einen Spieltag vor Schluss mit den Sparkassen-Stars Bochum ein zweiter ProB-Kandidat herausschält, der in der Regel finanzgewaltiger ist und dann ebenfalls alle Weichen auf flotte ProA-Rückkehr stellen wird. Meyer befürchtet wohl ein bisschen Einbußen im Budget, kündigt aber an: &bdquo;Wir wollen unseren Standard halten, auch in Sachen Infrastruktur, und auf ProA-Niveau weiterarbeiten. Man soll keinen Unterschied festmachen können; allenfalls an der Qualität der Gegner.“ Nordmeister zu werden, wird alleine nicht reichen: Dann stehen erst noch Play-offs mit den Südvertretern an. Die ProB mit ihren Regularien werde für die Baskets &bdquo;eine ganz neue Erfahrung“ sein. So ist im Spiel nur noch ein Amerikaner oder Nicht-EU-Ausländer spielberechtigt, und zu jeder Zeit einer Partie müssen mindestens drei in Deutschland ausgebildete Spieler gleichzeitig auf dem Platz stehen. Meyer weiß: &bdquo;Es wird keine einfache Aufgabe, direkt wieder hochzukommen. Ich bin froh, dass wir so eine gute Jugendarbeit haben. Die kann jetzt Früchte tragen und uns pushen.“ Zuallererst sollen Personalien mit dem eigenen Talentschuppen festgezurrt werden. Meyer: &bdquo;Das hat jetzt Priorität.“ Auch einen Lucas Mayer würden sie gerne als Anführer behalten, doch der Geschäftsführer gibt sich keinen Illusionen hin. &bdquo;Andere Vereine aus der ProA sind auf ihn aufmerksam geworden.“ Dominik Meyers Lektion aus dieser Saison: &bdquo;Mehr demütig sein, bescheiden bleiben, immer selbst hinterfragen. In dem Selbtvertrauen der zurückliegenden Jahre haben wir diesmal den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht, damit sind wir derbe auf die Fresse gefallen. Sowas wird uns sicher nicht nochmal passieren.“ Am Samstag, 27. April, steht um 19.30 Uhr nun erstmal das vorerst letzte Spiel der Baskets in der ProA an. Gegner in der &bdquo;Maspernhölle“ sind die Nürnberg Falcons (Platz 13).

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