Abschied von der Hausmannskost? Raststätte Sennelager schließt

Paderborn-Sennelager. In ihrem Restaurant &bdquo;Raststätte Sennelager“ haben Josefa und Georg Peterburs sechsmal pro Woche ausschließlich Mittagstisch angeboten. Die gut-bürgerliche, deutsche Küche mit Essen wie bei Muttern war ihr Erfolgsrezept. Mit hausgemachten Spezialitäten, die immer weniger auf Speisekarten stehen, und dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis haben sie eine große und treue Kundenschar aus der Region verwöhnt. Am Karfreitag, 29. März, schließen die beiden die Türen ihres außergewöhnlichen Gasthauses zwischen Hövelhof und Sennelager. Vor elf Jahren haben sie den Neubau im Gewerbegebiet Obermeiers Feld errichtet, der sich zum Geheimtipp für alle entwickelt hat, die Appetit auf deftige Eintöpfe, ursprüngliche Fleischgerichte von Rind und Schwein, einen Wurstebrei, Wirsingrouladen oder freitags auf Fisch haben. Königsberger Klopse sind die Spezialität von Josefa Peterburs. Den Namen ihres Restaurants nahmen sie mit, nachdem sie zuvor 27 Jahre lang nur 500 Meter entfernt die Gaststätte an der Tankstelle der A33-Ausfahrt Sennelager geführt hatten. Dem 71-jährigen leidenschaftlichen Gastronomen Georg Peterburs fällt der Abschied sichtlich schwer. Aber er weiß: &bdquo;Ich muss mich fügen und mich um meine Gesundheit kümmern.“ Es gebe gute Gespräche zur Nachfolgeregelung, konkret wollen beide bis zum Vertragsabschluss aber noch nicht werden. Soviel nur: Das Angebot der guten, deutschen Küche solle erhalten bleiben, kündigen sie an. Auch Corona kann den Erfolg nicht stoppen Georg Peterburs ist vom Abschied überwältigt: &bdquo;In den letzten Tagen war noch mehr los als sonst. Es gibt viele persönliche Kontakte. Alle kommen, um sich zu verabschieden und wir haben die Möglichkeit, uns zu bedanken. Gutscheine nehmen wir selbstverständlich zurück.“ Ganz besonders danken die beiden dem Mitarbeiterinnen-Team, auf das sie sich seit Jahrzehnten verlassen können. Britta Lütkemeyer, Elisabeth Ramsel und Steffi Blömeke nennen sie anerkennend &bdquo;unsere Mädchen“. Die Inhaber stehen in der Küche, gehen aber zwischendurch zu den Gästen, fragen sie nach ihren Wünschen und plaudern mit ihnen. &bdquo;Das hat uns immer viel Freude bereitet“, blicken die 66-jährige Josefa und ihr umtriebiger Ehemann auf schöne, wenn auch sehr arbeitsreiche Jahre zurück. Sogar die Corona-Zeit beurteilt Peterburs positiv: &bdquo;Ich habe einen Imbisswagen gekauft und ihn auf den Hof gestellt. Da gab es dann jeweils von 11 bis 15 Uhr Schnitzel, Bratwurst und Pommes. So konnten wir unser Team weiter beschäftigen. Zudem gab es Hilfen von der Regierung.“ Er berichtet: &bdquo;Im letzten Jahr musste ich aus gesundheitlichen Gründen sechs Monate lang schließen. Nach der Wiedereröffnung war es sofort wieder rappelvoll. Aber jetzt geht es einfach nicht mehr. Unsere Kunden bedauern das, aber sie haben Verständnis.“ Das Ehepaar erzählt, wie alles anfing. Georg Peterburs war Klempner und ging abends vom Bau aus gern in die Shell-Raststätte an der A33, um sich zu unterhalten. Sie war ziemlich heruntergekommen und wurde zum Verpachten angeboten. Er bewarb sich, rechnete sich jedoch keine Chancen aus. Weil die Verpächter ihn als guten Handwerker schätzten, erhielt er den Zuschlag. Wie immer, war seine Frau an seiner Seite. Der Heizungsfachmann und die Schneiderin teilten sich die Früh- und Spätschicht von 6 bis 1 Uhr. Eine Krankheit sorgte dafür, dass der Raststätten-Betreiber eine Entscheidung treffen musste. Essen auch für Vereine Die Eheleute gaben ihre Berufe auf und konzentrierten sich auf den Betrieb. &bdquo;Macht ihr mal die Theke. Was ich koche, essen unsere Gäste viel lieber“, entwickelte der Gastronom ein neues Talent. Das Kochen habe er sich nach und nach durchs Ausprobieren beigebracht. Weil in die Raststätte ein Backshop einziehen sollte, wagten die Peterburs’ einen neuen Schritt, der geradewegs in die Erfolgspur führte. &bdquo;Bei uns ist alles selbst gemacht. Fertigprodukte haben wir noch nie in unsere Küche gelassen“, sagen sie. In den ersten Jahren gab es beim Ehepaar Peterburs auch noch Familienfeiern und Beerdigungs-Treffen. Bis zu 100 Essen am Tag wurden serviert und bis zu 80 Gäste wurden angefahren. Bis zu 1.000 Essen gingen an Vereine raus. Viele Stammkunden holten ihr Essen ab. Die Heilige-Drei-Königs-Aktion in Sennelager hat das Ehepaar gesponsert. In den letzten Jahren konzentrierte sich das ursprünglich aus Ostenland stammende Paar auf den Mittagstisch. Im 38. Jahr endet nun ihre Leidenschaft für die Gastronomie. Das Gesundwerden stehe im MIttelpunkt, blickt Georg Peterburs nach vorn. Seine Frau, mit der er seit 43 Jahren verheiratet sei, werde ihn zu medizinischen Terminen kutschieren. Wenn die beiden nicht arbeiten, genießen sie ihr Zuhause am Habichtsee in Mastbruch. Dort wollen sie jetzt mit Hündin Inca ihre Zukunft gestalten. &bdquo;Ein Treibhaus im Garten und Urlaub, den wir fast nie hatten“, sind Ideen, die der 71-Jährige gern umsetzen möchte.

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