Drogenbunker in Paderborner Wohngebiet: Urteil gegen junge Männer gefallen

Paderborn. Zentralen schwunghaften Handels mit Kokain mag man vielleicht in Großstädten wie Frankfurt oder Berlin verorten, weniger im beschaulichen Ostwestfalen. Doch weit gefehlt. Viele Monate lang betrieb Adin O. (Namen geändert) von der Pader aus seine kriminellen Geschäfte. Von hier aus knüpfte er ein größeres Netzwerk, das weit über die Landeshauptstadt Düsseldorf hinausging. O. setzte dabei allein auf Landsleute aus seiner albanischen Heimat, die er als Mitstreiter gewann. Den heimischen Drogenfahndern blieb sein Treiben trotzdem nicht verborgen. Im vergangenen Jahr gingen ihnen nach umfangreichen Ermittlungen mit Ergon M. und Gjon E. zwei wichtige Helfershelfer ins Netz. Nach mehrtägiger Beweisaufnahme wurden die beiden 26 und 21 Jahre alten Männer jetzt vor dem Landgericht Paderborn zu empfindlichen Haftstrafen verurteilt. Ergon M. hatte in einer gutbürgerlichen Gegend in Schloß Neuhaus eine Wohnung angemietet, in der er große Mengen an Kokain und Geld verwahrte. Je nach Anweisung brachte der 26-Jährige Geld oder Drogen nach Bielefeld, um sie dort an Geschäftspartner weiterzureichen. Er sei die &bdquo;rechte Hand“ von Adin O. gewesen, war den Ermittlern nach langen Observierungen klar. Richter schätzen Geständnisse hoch ein Gjon E., Neffe des Adin O., beförderte hingegen immer wieder große Geldsummen nach Düsseldorf, um sie dort an Personen zu übergeben, die aus Belgien kiloweise Kokain heranschafften. All das fand lange Zeit unter den Augen der Fahnder statt, die Beweise und Erkenntnisse über die Bande sammelten und schließlich zuschlugen. Während sich Adin O. absetzen konnten, wurden seine Mitstreiter festgenommen. Vor der 1. Großen Strafkammer des Paderborner Landgerichts legten die beiden Geständnisse ab. Die Richter hatten ihnen nach Gesprächen mit Staatsanwaltschaft und Verteidigung dafür maßvolle Strafen in Aussicht gestellt. Obschon die Fahnder den beiden Angeklagten mit moderner Technik ganz dicht auf den Fersen waren und letztlich gut Bescheid wussten über das kriminelle Treiben, schätzen die Richter die Geständnisse von Ergon M. und Gjon E. hoch ein. Hätten die beiden von ihrem Recht zu schweigen Gebrauch gemacht, hätten viele Tage lang im Gerichtssaal zahlreiche Telefonate in albanischer Sprache mithilfe eines Übersetzers angehört werden müssen, so der Vorsitzende Eric Schülke in seiner Urteilsbegründung. Familienmitglieder seien Repressalien ausgesetzt Dass die beiden Angeklagten nur genau das eingestanden, was ihnen ganz sicher nachgewiesen werden konnte, habe aber seinen guten Grund, wie Verteidiger André Wallmüller in seinem Plädoyer erklärt. Gerade Kriminelle aus Albanien agierten &bdquo;abgeschottet“ und rekrutierten Mittäter nur aus dem Heimatland. &bdquo;Man muss dann keine Angst haben, dass ausgesagt wird“, weiß Wallmüller aus seinem Alltag als Verteidiger. Außerdem sei der &bdquo;albanische Kulturkreis sehr streng“. Das schütze aber nicht nur vor zu freimütigen Aussagen, sondern auch davor, dass sich die Mittäter mit den häufig sehr großen Geldsummen aus dem Staub machten. &bdquo;Das werden sie nicht wagen“, fasst Wallmüller zusammen, drohten doch empfindliche Repressalien, denen auch die in der Heimat lebenden Familienmitglieder ausgesetzt seien. Ergon M. und Gjon E. haben trotz allem nur einen Wunsch: Sie möchten möglichst rasch nach Hause, nach Albanien. Bis dahin wird aber noch einige Zeit ins Land gehen. Denn die Richter verurteilten Ergon M. zu fünfeinhalb, Gjon E. zu vier Jahren Gefängnis. In der Regel erfolgt eine Abschiebung von ausländischen Verurteilten erst, wenn sie die Hälfte der ausgeworfenen Freiheitsstrafe abgesessen haben.

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