Paderborner Rockerprozess geht auf die Schlussgerade - Lange Haftstrafen gefordert

Paderborn. Einen beträchtlichen Teil des vergangenen Jahres hat Denis Z. (Namen geändert) hinter Gittern verbracht. Der 25-Jährige stand nämlich unter dem Verdacht, gemeinsam mit Fred S. aus Langenberg und Wolf T. aus Erwitte im Drogengeschäft aktiv zu sein. Sogar von einem Syndikat war die Rede. Seit Mitte Dezember ist der gebürtige Paderborner, der in Lippstadt hatte sein unternehmerisches Glück machen wollen, ebenso wie seine Mitangeklagten wieder auf freiem Fuß. Nach anfänglichen schweren Schlagabtauschen zwischen der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft ist das Verfahren nicht nur wieder in ruhiges Fahrwasser gelangt, es steuert sogar bereits auf sein Ende zu. Und da wird dann endgültig offenbar, dass Denis Z. ein nur sehr kleines Licht war. Dass da in der Lippstädter City Größeres geplant war, haben Fred S. und Wolf T. schon vor Weihnachten zugegeben. In einer eigenen Drogenküche wollten sie vor allem Amphetamine herstellen lassen und damit dann kräftig Kasse machen. Doch bevor das Vorhaben so richtig ans Laufen kam, klickten auch schon die Handschellen, waren sie doch in den Fokus der Drogenfahnder geraten, nachdem diese das kleine Lädchen von Denis Z. als Verkaufsstätte für illegale Rauschmittel ausgemacht hatten. Denn fortan belauschten Polizeibeamte allerhand Telefonate von Denis Z. und kamen so nach und nach Fred S. und Wolf T. auf die Spur. Üppige Vorstrafen Verglichen mit den beiden nimmt sich Denis Z.s kriminelle Laufbahn als eher schmal aus. Das wird klar, als die Vorsitzende Richterin der 8. Großen Strafkammer die sechs Eintragungen verliest, die im Bundeszentralregister für den 25-Jährigen vermerkt sind. Mit Schwarzfahrten, Nötigung und Unterschlagung fiel er in sehr jungen Jahren auf und zuletzt mit Beleidigungen. Ins Gefängnis musste er bis zu seiner Festnahme im vergangenen Jahr nicht einen einzigen Tag. Da sind seine Mitangeklagten schon ganz andere Kaliber. 26 Eintragungen sind für den 45 Jahre alten Wolf T. festgehalten, immer wieder fiel er auf, weil er ohne Führerschein ein Kraftfahrzeug lenkte, Steuerhehlerei und Drogenhandel brachten ihn nicht nur einmal ins Gefängnis. Längere Zeiten hat auch Fred S. schon hinter Gittern verbracht – unter anderem Ende der 1990er Jahre wegen Anstiftung zur schweren Brandstiftung, gleich zwei Mal wurde er vor allem für Zuhälterei zu insgesamt mehr als acht Jahren Haft verurteilt. Der Plan war, Amphetamine im großen Stil herzustellen Gefängnisstrafen stehen auch jetzt vor der 8. Großen Strafkammer für alle drei Angeklagten im Raum. Die Staatsanwaltschaft verlangt für Denis Z. drei Jahre und zwei Monate Gefängnis, weil er in dem Lädchen im Zentrum Lippstadts weniger Mobiltelefone verkaufte als vielmehr Drogen. Als Strippenzieher gilt Fred S, bei dem aber das gemeinsame Wirken mit Wolf T. schwerer wiegt. Die beiden müssten wegen der &bdquo;Verabredung zu einem Verbrechen“ verurteilt werden, sind die Staatsanwälte Kai Uwe Waschkies und Kathrin Lohmeier überzeugt. Schließlich hätten die zwei Angeklagten den Aufbau einer Drogenküche geplant, in der Amphetamine im großen Stil hergestellt werden sollten. Jetzt folgen die Plädoyers der Verteidigung Dass die Pläne scheiterten, hat nicht nur mit dem frühen Eingreifen der Polizei zu tun. Wolf T. und Fred S. hatten von ihrem Lieferanten zwei Kanister einer Chemikalie erhalten, die sich zwar für die Herstellung von synthetischen Drogen eignet, aber eben nicht für die geplante Produktion von MDMA. Brandneu in Europa sei der Stoff gewesen und erst im Sommer 2023 auf die Liste der verbotenen Grundstoffe aufgenommen worden, hat am Ende der Beweisaufnahme eine Gutachterin berichtet. Umstände, die Waschkies und Lohmeier den beiden Angeklagten ebenso wie ihre Geständnisse zugutehalten. Sie fordern für Wolf T. drei Jahre und neun Monate, für Fred S. vier Jahre und vier Monate Gefängnis. Die Verhandlung wird am Dienstag, 23. Januar, mit den Plädoyers der Verteidigung fortgesetzt.

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