Zahl der Arbeitslosen im Kreis Paderborn steigt deutlich

Paderborn. Mit einer &bdquo;negativen Meldung“ beginnt Heinz Thiele, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Paderborn, den Rückblick auf das Jahr 2023 – und den Ausblick auf 2024: &bdquo;Die schwache Konjunktur hat den Arbeitsmarkt erreicht.“ Und das schmerze, denn bisher sei der Arbeitsmarkt in Paderborn &bdquo;eine Erfolgsgeschichte“, meint Thiele. Anderseits: Qualifizierte Fachkräfte, beispielsweise im Gesundheitssektor, sind auch im Kreis Paderborn weiter gefragt. Dennoch würden sich Arbeitgeber zurückhalten und statt auf Neueinstellungen auf Kurzarbeit setzen. Zudem hätten gerade die Erfahrungen in der Pandemie gezeigt, dass Fachkräfte der Branche den Rücken kehren, wenn sie entlassen werden. Ein Beispiel ist die Gastronomie. Unterdessen bleibt Thiele für die nächsten Jahre optimistisch. &bdquo;Ich glaube nicht an die große Masse der Arbeitslosigkeit“, sagt er. Auch wenn niemand in die Glaskugel schauen und die nächste, womöglich internationale Krise voraussagen kann. Zudem könnten Instrumente wie die Neuerungen im &bdquo;Fachkräfteeinwanderungssgesetz“ und im neuen &bdquo;Gesetz zur Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung/Weiterbildungsgesetz“ auch Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Kreis Paderborn zugute kommen. 9.499 Arbeitslose Dennoch lassen die aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur für den Kreis Paderborn erst einmal aufhorchen. So hat die Zahl der Arbeitslosen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 10,5 Prozent zugenommen. Waren es 2022 noch 8.600 Personen, seien es 2023 insgesamt 9.499 Personen (plus 899) gewesen, führt Vera Ehrlich-Speckbrock, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Paderborn, aus. Deutliches Plus bei Ausländern Die Gesamtzahl der Arbeitslosen gliedert sich für den Vergleichszeitraum 2022/23 wie folgt auf: Männer (5.117, plus 10,1 Prozent), Frauen (4.382, plus 10,9 Prozent), Deutsche (6.184, plus 3,5 Prozent), Ausländer (3.316, plus 26,4 Prozent), Schwerbehinderte (704, plus 5,7 Prozent), Menschen ohne Schwerbehinderung (8.795, plus 10,9 Prozent), Langzeitarbeitslose (3.312, plus 0,6 Prozent), Nicht-Langzeitarbeitslose (6.187, plus 16,6 Prozent), Altersgruppe 15 bis 25 Jahre (857, plus 16,0 Prozent), Altersgruppe 25 bis 50 Jahre (5.248, plus 13,8 Prozent), Altersgruppe 50 Jahre und älter (3.395, plus 4,5 Prozent). Ansprüche auf Leistungen Ansprüche auf Leistungen haben auf Grundlage des Sozialgesetzbuches (SGB) II und III auch Arbeitslose im Kreis Paderborn. Im Jahr 2023 waren es im Bereich SGB III 2.839 Bezieher (plus 12,1 Prozent), im Bereich SGB II 6.660 (plus 9,8 Prozent). Weniger Fachkräfte eingestellt Dass es trotz einer Zurückhaltung der Arbeitgeber im Kreis Paderborn auch Bewegung im Markt gibt, zeigen folgende Zahlen. So kamen laut der Arbeitsagentur im Jahr 2023 insgesamt 23.113 Arbeitslose dazu (minus 0,3 Prozent), zugleich verließen 22.839 Personen den Arbeitsmarkt (plus 3,4 Prozent). Unterdessen haben Arbeitgeber in 2023 insgesamt 5.953 Fachkräfte eingestellt. Das entspricht einem Minus von 10,6 Prozent im Vergleich zu 2022 mit insgesamt 6.661 Fachkräften. Fachkräfte sind auch gefragt Aktuell haben es Firmen im Kreis Paderborn schwer, Arbeitskräfte mit folgender akademischer oder Dualer Ausbildung zu finden: Ärzte, IT-Fachkräfte, Altenpfleger, Erzieher, Trockenbauer, Steuerfachangestellte oder Elektroniker. Dass Kräfte auch aus dem Ausland die Lage im Kreis entschärfen können, zeige der Pflegesektor, so Thiele. Mehr Kurzarbeit zunächst angemeldet Eine Steigerung bei der Kurzarbeit in Firmen führt Thiele darauf zurück, dass diese auch ihre Fachkräfte halten wollen. Die Zahl der Firmen, die ihre angekündigte Kurzarbeit tatsächlich umgesetzt haben, betrug im Juli 2023 insgesamt 41. Betroffen waren 406 Arbeitskräfte. Angemeldet waren zuvor für den Monat 32 Betriebe mit 326 Arbeitskräften. Mehr Menschen in Arbeit Andererseits hat die Zahl der &bdquo;Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen“ im Kreis weiter zugenommen. Im März 2023 waren entsprechend 128.630 Personen gemeldet, ein Plus von 2,1 Prozent zu 125.930 im März 2022. Bei den &bdquo;Geringfügig entlohnten Beschäftigten“ gibt es mit 33.965 Personen ein Plus von 3,9 Prozent zu 32.684 Personen im März 2022. Dies unterstreiche laut Thiele &bdquo;die hohe Anziehungskraft und ist auch Folge des Wirtschaftswachstums am Standort Paderborn“. Demografische Lücke Große Sorge bereitet auch den Fachleuten in der Arbeitsagentur Paderborn die zusätzliche Lücke, die durch folgende Arbeitskräfte entsteht: jene, die aktuell üblich mit 65 Jahren in den Ruhestand treten. Prognosen zeigen, dass die demografische Lücke bis 2025 im Kreis Paderborn auf minus 10.525 fehlender Arbeitskräfte steigen kann, bis 2040 auf minus 19.549 und bis 2025 auf minus 24.521. Qualifizierung von Kräften Eine Empfehlung von Thiele und Ehrlich-Speckbrock an Firmen im Kreis ist es, vorsorglich &bdquo;Strukturen zu halten“ und Angebote auch der Arbeitsagentur anzunehmen. So könnten über das &bdquo;Aus- und Weiterbildungsförderungs“-Gesetz Arbeitnehmer ohne Qualifizierung weitergebildet werden – bei Übernahme der Förderkosten und des Lohn/Gehalts von bis zu 100 Prozent.

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