Loriots Knollennasenmännchen haben auch für Paderborner Bier geworben

Paderborn. Sein "Weihnachten bei Hoppenstedts" ist legendär. Seine gezeichneten Knollennasenmännchen sind kultig. Und sein Sketch um den Kosakenzipfel-Zwist ist im besten Sinne absurd. Hinter all dem steht das Humormultitalent Loriot, der an diesem Sonntag, 12. November, 100 Jahre alt geworden wäre. Seine Spuren hat Vicco von Bülow (1923 bis 2011) Anfang der 1970er Jahre auch in der Paderstadt hinterlassen. Für die Biermarke Paderborner hat er als Werbegrafiker Bierdeckel gestaltet. "Loriots besonderen Humor erkennt man sofort auf jedem Deckel", sagt Hans Jürgen Böger (73) und lächelt. Mit den Pappuntersetzern kennt sich der frühere Hauptbrandmeister bei der Stadt Paderborn gut aus. Böger, der in Paderborn als Sammler verschiedener Dinge einen besonderen Ruf genießt, hat seit 2006 die komplette Serie von Loriot-Bierdeckeln im Original. Sie umfasst insgesamt 18 Motive. Auf runden und quadratischen Bierdeckeln und in Sondereditionen gibt es Loriots Geschichten. Alles in Schwarz gezeichnet, einige Deckel haben rote Elemente. Auch seine Bierdeckel hat Loriot mit viel Fantasie gestaltet und den Bierdurst in absurde Alltagssituationen verpackt. Da geraten Knollennasenmänner in missliche Situationen: Der Maler lässt an der Spitze des Schornsteins den Pinsel in die Tiefe fallen, der Torwart wird durchs Netz katapultiert, ein übergewichtiger Herr sprengt die Waage. Und wie einst beim HB-Männchen in der Zigarettenwerbung gibt es die Empfehlung, sich zu entspannen und ein Bier zu trinken. Dass Loriot für die Paderborner-Brauerei gearbeitet hat, bestätigt Peter Böhling, Leitender Marketingmanager bei der "Warsteiner Brauerei Haus Cramer GmbH". Seit 1990 gehört die Marke zur Warsteiner-Gruppe. Weitere Informationen, etwa zur Frage, in welchem Zeitraum Loriot für Paderborner tätig gewesen ist, hat Böhling nicht. Er verortet Arbeiten Loriots in den 1950er Jahren. Loriot-Bierdeckel stammen vermutlich von 1971 Böger geht dagegen aufgrund seiner Information aus Sammlerkreisen davon aus, dass die Loriot-Bierdeckel 1971 veröffentlicht worden sind. "Es könnte sein, dass es die dritte Bierdeckel-Serie ist, die die Paderborner-Brauerei entwerfen und bedrucken ließ", so Böger. Danach sei die auf einer Bierflasche reitende Münchhausen-Figur im Logo zu sehen gewesen. Das Veröffentlichungsjahr 1971 bestätigt Axel Schröder (59). Der Mitarbeiter im Umweltbetrieb sammelt seit etwa 50 Jahren Bierdeckel unter historischen Aspekten. Seine Sammlung liegt bei der Zahl im sechsstelligen Bereich und umfasst auch Bierdeckel aus der Vorkriegszeit. Böger vermutet zudem, dass auch die Loriot-Bierdeckel in einer Auflage von vielen zehntausend Stück gedruckt worden sein dürften – oder deutlich höher. Das nimmt auch Andreas Gaidt an, der als Archivar im Stadt- und Kreisarchiv Paderborn tätig ist. "Es gab ja früher viel mehr Kneipen als heute", sagt er. Zudem schätzt Böger, dass es bis ins Jahr 2005 bis zu 380 verschiedene Bierdeckel-Motive mit Bezug zur Paderborner-Brauerei gegeben hat. Allerdings seien hier beispielsweise auch Schützenvereine Auftraggeber gewesen. "Botschafter für die Stadt Paderborn" Unter Sammler-Experten gibt es übrigens so etwas wie die Rote oder Blaue Mauritius, also seltene Loriot-Bierdeckel-Exemplare. "Da gibt es zum Beispiel auf einigen Deckeln kleine Punkte in den Buchstaben", sagt Böger. Das macht diese Bierdeckel noch interessanter. "Bierdeckel sind gute Werbeträger und in diesem Fall Botschafter für die Stadt Paderborn", sagt Böger. Eigentlich ist er aber Sammler von Postkarten, Margarine-Figuren und Ansichtskarten mit Gaststätten-Motiven. Mehr als 800 Postkarten, die älteste von 1884, hat Böger. Nach und nach möchte Böger die gesamte Sammlung dem Stadtarchiv übergeben. Auf die Loriot-Bierdeckel ist Böger übrigens aufgrund einer Stammtischwette im Jahr 2006 gekommen. "Vier Leute haben um 30 Liter Bier gewettet, wer in drei Monaten die meisten Bierdeckel zusammenbekommt", erzählt Böger. "Gewonnen habe ich aber nicht", sagt er und schmunzelt. Übrigens hat Böger nach 35 Jahren bei der Berufsfeuerwehr einen Lieblingsbierdeckel von Loriot: den mit dem Feuerwehrmann, der auf der Leiter steht und dem das Wasser aus einem Loch im Schlauch um die Ohren spritzt.

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