Wie Gartentiere im Winter unterstützt werden können: Paderborner geben Tipps

Paderborn. Wenn die Temperaturen draußen sinken, klingelt bei Kirsten Strauch das Telefon heiß. Die Willebadessenerin betreibt mit ihrem Mann eine Auffangstation für Wildvögel. Doch auch Igel finden regelmäßig eine Zuflucht bei ihr. Auch der NABU Paderborn nimmt viele besorgte Anrufe entgegen, in denen Menschen besonders von hilfsbedürftigen Igeln berichten und fragen: Was kann ich tun? Dabei bedarf es kaum Aufwand, Igel und andere Tiere im eigenen Garten in der kalten Jahreszeit zu unterstützen. "Zu viele monotone Rasen- und Schotterflächen in unseren Gärten und öffentlichen Grünanlagen sind für das Überwintern vieler Gartentiere ein Problem, weil sie keinerlei Nahrung, Verstecke und Schutz vor Kälte bieten", sagt Dirk Tornede vom NABU Paderborn. Trockenmauern, Steinhaufen, Totholzhaufen, Reisighaufen und Laubhaufen seien ideale Überwinterungsquartiere für Amphibien, Reptilien, Igel und Insekten. Dabei sei darauf zu achten, dass eigene Haustiere die Winterruhe der Gartentiere nicht stören können. Besonders Igel werden oft in den heimischen Gärten gefunden. So sind dieses Jahr bei Kirsten Strauch bereits 68 Igel untergekommen. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt etwa 60 Igel. "Dieses Jahr haben wir schon sehr viele Igel bekommen", sagt Strauch. Grund dafür könnte eine zu früh begonnene Gartenarbeit im Frühjahr gewesen sein. Die Igel würden durch die Geräusche und Bewegungen aufgeweckt und fänden in den ersten Monaten des Jahres nicht genügend Futter. Sie kommen dann abgemagert in die Auffangstation von Kirsten Strauch. Man müsse allerdings genau abwägen, wann man einen Igel aufnimmt. "Zeitweise aufnehmen sollte man einen Igel nur, wenn er tagsüber unterwegs ist und auffallend unterernährt oder krank erscheint", erklärt der NABU. Denn: "Der Igel ist kein Haustier und sollte im Herbst zur Überwinterung nicht ins Haus geholt werden." Was können Gartenbesitzer tun, um Igeln vorbeugend zu helfen? Für Igel gilt: Der Garten sollte möglichst unordentlich sein. Sie mögen besonders Laubhaufen und herumliegende Äste gern. Auch der Rasen sollte nicht gemäht werden. Wer seinen Rasen aber doch lieber gestutzt sieht, sollte besonders bei automatischen Mährobotern aufpassen, denn diese können den kleinen Vierbeinern schwere Verletzungen zufügen. "Igel sind keine Fluchttiere, bei Gefahren kugeln sie sich ein und werden dann von den Mährobotern überfahren", erklärt Strauch. Daher empfiehlt sie, den Roboter nur tagsüber anzuschalten und von einer Nutzung in den frühen Morgen- und späten Abendstunden abzusehen, denn dann seien Igel unterwegs. Und auch bei der Wahl der Pflanzen kann den Vierbeinern geholfen werden. Da sie leidenschaftliche Insektenfresser sind, kann man durch insektenfreundliche Pflanzen im Garten ein großes Nahrungsangebot für die stachligen Tiere bieten. Davon würden auch andere Tiere profitieren. "Viele legen für die Igel gerne Obst aus, was sie gar nicht mögen. Sie fressen eher die Insekten, die sich auf dem Obst befinden", erläutert Strauch. Welche Lebensmittel sind geeignet? "Wenn man ganzjährig zufüttern möchte, kann man zum Beispiel Katzennassfutter rausstellen", fügt sie hinzu. Das Futter sollte dabei einen hohen Fleischanteil haben und man solle darauf achten, dass kein Gelee oder Soße enthalten sind, da die Igel ansonsten Durchfall bekommen könnten. Auch ein ohne Öl gebratenes Spiegelei eignet sich gut zum Zufüttern der Igel. Man solle aber darauf achten, kein Salz oder sonstige Gewürze zu benutzen. Für den Durst der Tiere würde sich eine simple Wasserschale am besten eignen. "Bitte keine Milch-Schale hinstellen, das vertragen die Igel nicht", fügt sie hinzu. Wenn man dann aber doch einen abgemagerten oder sogar verletzten Igel im eigenen Garten findet, sollte man sie zunächst mit Hilfe einer Jacke oder Decke einfangen und in einen mit viel Zeitungspapier gefüllten Karton setzen. Die Tiere haben durch das Zeitungspapier die Möglichkeit, sich zu verstecken. Strauch empfiehlt einen Karton mit Deckel, denn "die ausgewachsenen Tiere können klettern", erklärt sie. Nachdem der Igel eingefangen ist, solle man sich an eine Auffangstation wenden und sich per Anruf bei ihnen ankündigen. Ob ein Igel Hilfe benötigt, erkennt man oftmals an seiner Aktivität. Ist er tagsüber unterwegs, sollte das alarmieren, denn dann sind die Tiere sehr hungrig und suchen in der Zeit, in der sie eigentlich schlafen sollten, nach Futter. Auch sollte bei einer Sichtung immer auf Verletzungen geachtet werden, denn dann ist ein Besuch in der Auffangstation erforderlich.

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