LSBTIQ

Coming-Out-Days: Veranstaltungsreihe rund um queeres Leben in Paderborn

Das Demokratie-Büro „Vielfalt lieben“ hat in Kooperation mit dem Landesprojekt blick* mehrere Events auf die Beine gestellt. Alles drehte sich dabei um das Coming-Out.

In der Stadtbibliothek tauschten Carsta (sitzend v. l.), Judith Buhle, Mela Vollmer, Thorsten Driller, Yeliz Çetin, Victoria Drüke und Julia Ures ihre Erfahrungen und Gedanken aus. | © Judith Wedderwille

12.10.2023 | 12.10.2023, 16:48

Kreis Paderborn. Unter dem Motto „Mut und Solidarität: Coming Out – Inviting In“ läutete in diesem Jahr die Demokratiekonferenz des Demokratie-Büros „Vielfalt lieben“ in Kooperation mit dem Landesprojekt blick* die Coming-Out-Days ein. Viele Veranstaltungen gehörten dazu, berichtet der Kreis Paderborn in einer Presseinfo.

Stadtrundgang durch Carstas „Weltstadt mit Herz“

Gut 90 Minuten begeisterte Carsta, Paderborns erste Travestiekünstlerin und Kulturnadelträgerin, etwa 50 Interessierte aller Altersgruppen mit ihrem ganz persönlichen Stadtrundgang durch Paderborn, heißt es in der Pressemitteilung. In der Bartholomäuskapelle verzauberte sie alle, als sie Sinatras „My Way“ anstimmte.

Das Abendprogramm begann um 18 Uhr mit der Ausstellung „SENLIMA - Leben über Grenzen hinweg: LSBTIQ*-Geflüchtete (lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter* und queer) erzählen ihre Geschichte“ und bot Raum für regen Austausch, bevor die Demokratiekonferenz durch Landrat Christoph Rüther eröffnet wurde.

Der Talk zwischen der stellvertretenden Bürgermeisterin Sabine Kramm und Borchens Bürgermeister Uwe Gockel, moderiert von den Veranstalterinnen Jana Hansjürgen und Victoria Evers, ermöglichte Einblicke in die Sichtweisen der Politik. Offen und direkt sprachen sich Kramm und Gockel für noch mehr Vielfalt, Mut und Respekt nicht nur queeren Menschen gegenüber aus.

Berührende Coming-Out-Geschichten

Das Herzstück der Veranstaltung steuerte laut Pressemitteilung das Projekt „Buntes Paderborn“ unter der Leitung von Sarah Mevers bei. Sechs queere Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen ließen die gut 70 Gäste der Demokratiekonferenz an ihren ganz persönlichen Coming-Out-Geschichten teilhaben. Die Runde, moderiert mit viel Feingefühl von Julia Ures, zog das Publikum mit berührenden Geschichten in den Bann. Wie reagieren Freundinnen und Freunde, Familie sowie das weitere Umfeld auf das Coming-Out? Es entstanden Gespräche zwischen den lesbischen, schwulen, trans* und pan Gästen, die unterschiedlichere Erfahrungen kaum hätten machen können.

Sie alle eint die Abweichung von traditionellen Vorstellungen und der Wunsch, sich frei und sicher in der Gesellschaft bewegen zu können. Sie berichteten von kulturellen Brüchen, Brüchen mit der Familie und gleichzeitig auch dem Glück, enge Verbündete und Freundinnen sowie Freunde gefunden zu haben, die sie liebevoll ihre Wahlfamilien nennen. Auch nach dem Gespräch auf dem Podium blieb ein Großteil des Publikums und kam mit den Talkgästen und den Veranstalterinnen ins Gespräch.

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„Eine so warmherzige, nahbare Veranstaltung, ich hätte noch Stunden den Erlebnissen zuhören können. Der Rahmen, den ihr hier gegeben habt, hat nicht nur die Communities abgeholt, sondern auch den anderen Besucherinnen sowie Besuchern einen intensiven Zugang zu queeren Erfahrungen ermöglicht und die Herzen noch ein Stückchen weiter geöffnet“, so eine Besucherin der Veranstaltung.

Paderborn kann feiern

Dass Vielfalt gefeiert werden kann, hat Mela Vollmer vom "Feucht Kollektiv Paderborn" mit der anschließenden Party im Franz Ferdinand bewiesen: Die ganze Nacht wurde zu den Beats von Chai T, Liborius und Satys Fyre queerfriendly gefeiert und die ausgelassene Stimmung durch die Performances aus dem House of Fluicy noch einmal mehr angeheizt. „Wir sind begeistert von so viel Interesse aller Teilnehmenden, dankbar für die klaren Worte der Politikerinnen und Politikern und für die Räume der Stadtbibliothek. Besonders beeindruckt sind wir von dem Mut und den Coming-Out-Erfahrungen der LSBTIQ*-Personen aus unserer Region“, sind sich Hansjürgen und Evers einig. Eine berührende, nachdenklich stimmende Demokratiekonferenz und ein erfolgreicher Auftakt für die Coming-Out-Days.

Mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren in den Kreisen, Städten und Gemeinden zwischen Paderborn und Hamm wurde ein umfangreiches und vielfältiges Programm auf die Beine gestellt. Eingeladen sind zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten ganz unterschiedliche Zielgruppen – Kids, Jugendliche, Erwachsene, Multiplikatorinnen sowie Multiplikatoren. Die Veranstaltungen wurden gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration.