Paderborner Wasserkraftwerk in der Lippe wird abgebaut

Paderborn-Schloß Neuhaus. Drei mächtige Schaufelräder und andere große Metallteile: Hierauf fällt seit einiger Zeit der Blick von Radfahrern und Spaziergängern, die am Lippewehr im Bereich des Parkplatzes am Gartenschaugelände in Schloß Neuhaus entlang kommen. Es sind die Überreste einer einst innovativen Idee. Mehr als zehn Jahre lang stand an dieser Stelle ein kleines Wasserkraftwerk. Die Betreiber Christoph Hermesmeier und Dieter Pressentin mit ihrer Firma Öwatec hatten ihre Staudruckmaschine als Demonstrationsmodell gebaut, um zu schauen, ob die Technik auch funktioniert. Dabei wurde auch Energie erzeugt. Zum Jahresende 2022 folgte jedoch das Aus. Die zuständige Bezirksregierung Detmold hatte die Genehmigung nicht verlängert, sagte Pressentin auf &bdquo;NW“-Anfrage. &bdquo;Wir mussten das Kraftwerk still setzen.“ Seit Kurzem läuft der Rückbau der Anlage, in einem zweiten Schritt ist die eigens geschaffene Zuwegung dran. Hierfür hat Öwatec bis Ende Oktober Zeit, dann muss wieder alles im Vorzustand sein. Doch warum kam jetzt das Aus? Eine Verlängerung sei zwar möglich gewesen, so Pressentin. Allerdings unter hohen Auflagen zum Fischschutz, der aus seiner Sicht allerdings auch schon vorher ausreichend gewesen sei. Ursprünglich habe das Land NRW eine Untersuchung zur Fischfreundlichkeit der Anlage in Aussicht gestellt. Später dann habe die Bezirksregierung mitgeteilt, dass kein Geld vorhanden sei. Diese Untersuchung sei zuletzt jedoch erneut verlangt worden, hätte aber von Öwatec bezahlt werden müssen. Fischschutz im Fokus Der Betrieb wäre unter Beachtung der aktuellen Gesetze und Richtlinien weiterhin möglich gewesen, erklärt Steffen Adams aus der Pressestelle der Bezirksregierung Detmold. Eine zentrale Rolle spielten demnach die ökologische Durchgängigkeit gemäß Wasserhaushaltsgesetz und die Sicherstellung des Schutzes der Fischpopulation. Öwatec hätte nachweisen müssen, &bdquo;dass die Fischpopulation durch ausreichende Maßnahmen an der Wasserkraftanlage geschützt wird und die Fische den Durchgang durch die Turbine unbeschadet überstehen“, so Adams. Dies wäre etwa durch die Installation eines Feinrechens mit einem maximalen Stababstand von 15 Millimeter in Fließrichtung vor den Turbinen möglich. Eine zweite Möglichkeit wäre die Vorlage eines Gutachtens, beziehungsweise die Durchführung eines Monitorings, das bestätigt, dass die Wasserkraftanlage für Fische nicht schädlich sei. Zudem hätte für die ökologische Durchgängigkeit ein Fischabstieg an der Anlage (Bypass) errichtet werden müssen. Wie Adams erklärt, sei Öwatec &bdquo;vollumfänglich über die Möglichkeiten zur erneuten Beantragung einer Erlaubnis und den notwendigen technischen Anforderungen an der Wasserkraftanlage (Maßnahmen zum Schutz der Fischpopulation) informiert“ worden. Es hätten umfassende Beratungsgespräche stattgefunden. Dennoch sei keine neue Erlaubnis beantragt worden. Unter den Erwartungen Schon zu Beginn hatte es etwas gedauert, bis die Anlage so lief, wie es die Betreiber wollten. Zuerst sei das Ergebnis nicht positiv gewesen, sagte Pressentin. Später wurden normale, aber strömungsoptimierte Wasserräder gebaut – sehr langsam laufend und mit sehr großem Wasservolumen. Erst nach vielen Jahren im Betrieb habe es die endgültige Abnahme gegeben. Dann sei die Anlage bis Ende 2022 problemlos gelaufen. Dabei wurde Strom ins Netz von Westfalen Weser gespeist. Doch ganz so wie erwartet, drehten sich die Wasserräder nur selten. Die Betreiber waren bei der Konstruktion von einem 50-jährigen Wassermittel ausgegangen. Dies wären gut 12 Kubikmeter Wasser/Sekunde, die die drei großen Räder gut angetrieben hätten. Doch aus nicht erklärbaren Gründen sei die Wassermenge der Lippe zu etlichen Zeiten zurückgegangen, so Pressentin. Dadurch sei die Fallhöhe nicht ausreichend gewesen und häufig wären nur zwei Räder eingeschaltet gewesen. An dieser Stelle hätte keine andere Technologie – etwa Turbinenkraft – Energie gewinnen können, betonte Pressentin. Unter den Gegebenheiten sei die Stromeinspeisung gut gewesen. Genauso sei er grundsätzlich auch mit dem Modellkraftwerk zufrieden. Das Unternehmen sei an der Technik für Wasserkraftwerke mit einer geringen Fallhöhe des Wassers weiter dran. Es gebe Interessenten, denen Öwatec das Know-how liefern könnte. Fakt ist aber laut Pressentin auch: Insgesamt war die Anlage, in die viel Geld geflossen ist, ein Minusgeschäft.

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