Paderborner Wochenmarkt fällt in der Libori-Woche komplett aus

Paderborn. Für viele Paderborner ist der Besuch auf dem Wochenmarkt ein festes Ritual. Die Stammkunden bummeln selbst zu Libori gerne über den dann verkleinerten Markt im Ausweichquartier am Abdinghof. In diesem Jahr müssen sie darauf jedoch verzichten. Denn erstmals in seiner Geschichte fällt der Wochenmarkt in der Libori-Woche aus. Und ob es das Angebot während des Volksfestes überhaupt noch geben wird, erscheint aktuell äußerst fraglich. Grund für diese Zäsur sind der anstehende Abriss und Neubau des Stadthauses in der Paderborner Innenstadt. Aufgrund der Baustellensituation ist im eigentlichen Libori-Ausweichquartier auf dem Parkplatz am Abdinghof kein Platz für die Marktstände. Und da die von der Stadt angebotenen Alternativflächen für die Beschicker aus verschiedenen Gründen nicht in Frage kamen, wurde schließlich entschieden: In diesem Jahr wird es keinen Wochenmarkt zu Libori geben. Betroffen sind davon die beiden Samstage sowie der Mittwoch in der Zeit vom 22. bis 30. Juli. Glücklich ist damit niemand so wirklich. "Das gab es ja noch nie", sagt Beate Rodenbröker vom Verein der Wochenmarktbeschicker. Doch die Mehrheit der rund 25 Händler, die auch zu Libori ihre Waren anbieten, hätte sich dagegen entschieden. Denn die vorgeschlagenen Alternativen - Florianstraße, Maspernplatz und Rollschuhbahn am Karlsplatz - seien einfach zu weit weg von der Innenstadt: "Da findet uns doch keiner." Beate Rodenbröker, deren Gärtnerei auf dem Markt Gemüse verkauft, bereitet die Entscheidung "Bauchschmerzen". Denn durch die fehlenden Markttage würden Abnehmer für ihre Produkte fehlen. Deshalb will sie beispielsweise die Gurken einige Tage eher ernten, um sie noch vor Libori verkaufen zu können. Wirklich wirtschaftlich sei das allerdings auch nicht. Ihre Kunden wollen die Beschicker an den kommenden Markttagen an ihren Ständen informieren. Die Stadt Paderborn teilt auf Anfrage mit, dass der Rückbau der Baustellenfläche am Abdinghof immense Kosten verursacht hätte, "die in keinem Verhältnis zu den Wochenmarkttagen gestanden hätten". Darüber seien die Beschicker auch frühzeitig informiert worden, sagt Pressesprecher Jens Reinhardt. Die Alternativstandorte seien jedoch abgelehnt worden, weshalb der Markt in diesem Jahr nicht stattfinde. Keine Zukunft am Abdinghof? Die Händler befürchten allerdings, dass der Markt auch in den kommenden Jahren während des Volksfestes nicht stattfinden kann, schließlich wird mit der Fertigstellung des Stadthauses nicht vor 2027 gerechnet. "Keiner weiß, wie es weitergeht", so Beate Rodenbröker. Sie bezweifelt sogar, dass der Markt jemals in das Ausweichquartier zurückkehren wird. Denn in der aktuellen Planung scheine es dafür später auch keinen Platz zu geben. Dem widerspricht Stadtsprecher Reinhardt allerdings. Die genaue Planung für den Abdinghofplatz sei noch nicht geklärt. Er verspricht: "Wir werden uns als Amt weiterhin für eine Nutzungsmöglichkeit für den Wochenmarkt an dieser Stelle einsetzen. In diesem Zusammenhang bemühen wir uns auch um eine Verbesserung der Infrastruktur für den Wochenmarkt." Auch für das kommende Jahr wolle die Stadt das Gespräch mit den Beschickern suchen. Neue Händler kommen dazu Es gibt aber auch gute Nachrichten vom Paderborner Markt. Die kürzlich gestartete Suche der Stadt nach neuen Markthändlern scheint erfolgreich gewesen zu sein. Wie Jens Reinhardt berichtet, habe es "einiges Interesse und einige Nachfragen" gegeben, zwei Zulassungsanträge lägen vor. Demnächst würden also ein Waffel-Stand sowie eine Imkerei das Angebot erweitern. Die Stadt hatte in ihrem Aufruf davon gesprochen, dass "einige attraktive Plätze" auf Höhe des Generalvikariats zur Verfügung stünden. Auf Nachfrage heißt es seitens der Stadt, dass zuletzt einige Händler, unter anderem altersbedingt oder wegen fehlendem Personal, aufgehört hätten. Größere Lücken gebe es allerdings nicht, wie auch Beate Rodenbröker bestätigt. Der Verein der Marktbeschicker hat den Aufruf unterstützt. Beide sehen darin eine "vorausschauende Zukunftsplanung", um den Markt in Paderborn attraktiv zu halten und gewappnet zu sein, falls wieder ein Stand verschwindet. In der Tat sei die Fluktuation insbesondere seit der Corona-Pandemie größer geworden, berichtet Beate Rodenbröker. Auch von den zu Jahresbeginn neu hinzugekommenen Ständen seien nicht mehr alle dabei, dafür hätten aber auch schon weitere Neue angefangen. Aktuell stehen den Angaben zufolge knapp 60 Stände auf dem Wochenmarkt; eingerechnet sind allerdings auch Saisonbeschicker, die nicht ganzjährig dabei sind. Stadt und Verein überlegen gemeinsam, wie der Markt attraktiver werden kann und welche Aktionen helfen können. Beate Rodenbröker wünscht sich vor allem eine Aufwertung des Mittwochs: "Da könnten gerne noch mehr Stände wie auch Kunden kommen."

Meistgelesen